Inhalt
Die von Max und Annie organisierten wöchentliche Spieleabende für Paare erreichen ein völlig neues Niveau, als Max' charismatischer Bruder Brooks eine Mordfall-Ermittlungsparty arrangiert - inklusive falscher Gangster und Pseudo-FBI-Agenten. Als Brooks dann gekidnappt wird, gehört das natürlich zum Spiel... oder? Doch als die sechs ehrgeizigen Spieler ihre Ermittlungen aufnehmen und verbissen um den Sieg kämpfen, begreifen sie allmählich, dass weder dieses "Spiel" noch Brooks selbst das sind, was sie zu sein vorgeben. Im Laufe dieser total chaotischen Nacht geraten die Freunde bis über die Ohren in einen Schlamassel, dem keiner von ihnen gewachsen ist, weil sie durch ständig neue Wendungen verblüfft werden. Da es keine Regeln, keine Punkte und auch keine Anhaltspunkte gibt, wer hier eigentlich die Finger im Spiel hat, könnte sich dieses Erlebnis zum größten Spaß aller Zeiten entwickeln... oder für alle das plötzliche Aus bedeuten.
Kritik
Die von Max (Jason Bateman, Disconnect) und Annie (Rachel McAdams, Doctor Strange) veranstalteten Spieleabenden sind die Highlights ihres Alltags und feststehendes Ritual. Umso erstaunter sind sie, als Brooks (Kyle Chandler, Aufbruch zum Mond), Max´ wohlhabender Bruder und stetiger Konkurrent, den nächsten Spieleabend bei sich ausrichten möchte. Doch anstatt Brettspielchen und dazu gereichten Snacks und Drinks erwartet die Freunde ein bedeutend größeres, interaktives Spiel: Brooks lässt sich in einem inszenierten Überfall kidnappen. Wer ihn findet, kann seine Corvette gewinnen. Was als groß angelegter Spaß, der an Formate von Escape Rooms oder Flagstack (virtuelle Schnitzeljagd) erinnert, beginnt, eskaliert schnell und nimmt Ausmaße an, mit denen kein Beteiligter gerechnet hatte.
Game Night legt damit ein überzeugendes Fundament, um unsere Erlebniskultur zu kritisieren: Alles muss immer größer, schneller und raffinierter werden. Da ist es nur folgerichtig, dass den wohlhabenden Brooks die Brettspiele allmählich zu langweilig werden, er noch einen drauf setzen möchte und einen Spionage-Plot inszeniert. Damit auch jeder engagiert mitmacht, gibt es den Preis am Ende. Aus dem Spiel als Selbstzweck wird ein Spiel um etwas, das in Kampf und Bedrohung ausartet und dadurch sein Spieleriches verliert. Das pervertierte Spiel wird zum persönlichen Amüsement für Brooks und für den Zuschauer. Über weite Strecken erweist sich Game Night als unterhaltsam, gemütlich und sympathisch in seinen Charakterentwicklungen, verpasst es jedoch, seine interessante Prämisse aufzuarbeiten.
Spätestens zur Mitte des Filmes verliert das Projekt von Regisseur Mark Perez seinen Fokus und setzt nur noch auf das Auflösen der Spannungen in den Beziehungen der Charaktere untereinander, zahlreiche Plottwists und Verfolgungsjagden. Letztlich unterliegt das Werk demselben Problem, zu dessen Kritik es fähig gewesen wäre: Es tauscht eine intelligente Prämisse gegen Tempo, Überraschung und Emotionalisierung. Viele verfolgenswerte Gedanken aus der ersten Hälfte, mit denen man wirklich etwas über die Erlebniskultur hätte aussagen können, werden verworfen und das Ende verwischt die Befremdlichkeit, die dieses Ausarten des Spieles verursachen sollte.
Fazit
"Game Night" ist eine in Ansätzen unterhaltsame Komödie mit intelligenter Prämisse, die eine Kritik an der Erlebniskultur hätte hervorbringen können. Stattdessen verliert sich der Film zunehmend in Verfolgungsjagden, klischeehaften Bewältigungen von Beziehungen und zahlreichen Twists, die allesamt selbst das Erlebnis vor die Qualität stellen.
Autor: Maximilian Knade