Inhalt
Eine amerikanische Familie, unterwegs in der Pampa Kolumbiens, landet während eines schweren Unwetters in einem kleinen Hotel. Sie sind nicht nur aktuell die einzigen Besucher, seit nunmehr 36 Jahren hat dort niemand mehr eingecheckt. Der alte Gastwirt legt keinen großen Wert auf ihre Anwesenheit und nachdem sie einen Blick in seinen Keller werfen, wissen die Besucher auch warum…
Kritik
Die nackten Fakten sprechen nicht unbedingt für diesen Film. Beim Blick auf die Verantwortlichen kann einem angst und bange werden. Regisseur ist Victor Garcia, bisher bekannt durch DTV-Sequels wie „Haunted Hill – Die Rückkehr in das Haus des Schreckens“, „Mirrors 2“ und besonders dem im Schnellverfahren gedrehten „Hellraiser: Revelations“, der nur entstand um nicht die Rechte an der Reihe zu verlieren (sogar Pinhead-Darsteller Doug Bradley hatte erstmals keinen Bock auf die Rolle, das sagt wohl alles). Und auch Drehbuchautor Richard D’Ovidio hat sich bei seiner einzigen Arbeit im Horrorgenre („13 Geister“) nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Also, da heißt es wohl: Augen zu und durch.
Doch halt: Man sollte nie zu vorschnell urteilen und wer hätte es gedacht, „Gallows Hill“ ist gar nicht mal so schlecht geworden. Große Ansprüche sollten freilich nicht gestellt werden, doch das hat sich ja schon mit näheren Informationen über die ausführenden Kräfte nahezu erledigt. Im Prinzip kommt es „Gallows Hill“ sogar entgegen, dass die Erwartungshaltung stark gedrosselt ist. So überrascht der Film allein durch seine grundsolide Inszenierung, die sich im gehobenen B-Movie-Bereich bewegt. Hier wurde nicht schlampig gearbeitet, selbst so mancher Kinostart wirkt dagegen liebloser. Ordentlich gefilmt, atmosphärisch vertont und auch die Stimmung weiß durchaus zu gefallen. Handlungsort des Geschehens ist eine abgelegene Pension im Hinterland Kolumbiens, also schön abgelegen, isoliert, immer ein reizvolles Setting. Seit über 30 Jahren scheint sich dorthin keine Menschenseele verirrt zu haben und die durch ein Unwetter dort gestrandete Gruppe – deren Konstellation einiges an Konfliktpotenzial birgt - wird von dem wunderlichen Herbergsvater nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Er hat etwas zu verbergen. Etwas oder irgendjemanden. Die Grundvoraussetzungen für einen interessanten Genrefilm sowie die handwerkliche Arbeit passen somit schon mal, nur was wird letztlich daraus gemacht?
Mit Klischees wird keineswegs gegeizt, da ist alles Gängige in Hülle und Fülle vorhanden. Klar, dieses verfluchte Handynetz, telefonieren ist nicht (mit dieser Ausrede muss sich seit gut 20 Jahren praktisch jeder Horrorfilm behelfen, sonst wäre der Spuk oft schnell vorbei und Rettung nah) und wer lässt sich schon die Chance für den berühmten Jumpscare mit der Kühlschranktür durch die Lappen gehen? Wenn dann auch noch die Grusel-Kinder-Nummer und der dämonische Stimmenverzerrer bemüht werden, möchte man schon bald mit den Augen rollen. Nach dem hoffnungsvollen Start stellt sich etwa nach der Hälfte der Zeit schon das unliebsame Gefühl ein, „Gallows Hill“ wäre dann doch nur einer dieser Voll-Egal-Streifen. Statt mit der Ungewissheit zu spielen, werden die Karten eigentlich viel zu früh auf den Tisch gelegt und das gezeigte Blatt ist eher ein schwaches Pärchen als ein Full House mit Assen. Nun sind wir gedanklich schon voll im Zehn-kleine-Jägermeister-Modus, mehr als das wohlsortierte Ableben der Figuren dürfte nicht mehr passieren. Chance vertan, next please.
Merken Sie was? Richtig, es ist schon wieder passiert. Der Film scheint bereits abgestempelt, doch dann bekommt er irgendwie noch die Kurve. Ohne jetzt zu sehr in Euphorie zu verfallen, natürlich wird hier nicht mit Innovationen und Originalität um sich geschmissen, gesehen hat man das alles schon, allerdings mehrfach um einiges monotoner und belangloser. Genau genommen hat „Gallows Hill“ nur eine recht pfiffige (wenn auch nicht wirklich neue) Idee, die dafür prima funktioniert und geschickt ausgespielt wird. Beflügelt dadurch erzeugt er im letzten Drittel ein sehr vernünftiges Tempo, zeigt sich an einigen Stellen schön garstig und hält vor allem ein extrem konsequentes Ende parat, bei dem sich der Kreis auf perfide Art und Weise schließt. Am Ende kann man mit diesem Film relativ zufrieden sein und sich ganz angenehm die Zeit vertreiben. Da damit nicht zwingend zu rechnen war, poliert es das Gesamtbild noch etwas mehr auf.
Fazit
Überraschend vernünftig: Obwohl das Rad nicht neu erfunden wird und einige Male schon stark abgenutzt wirkt, „Gallows Hill“ ist definitiv einer der brauchbaren DTV-Beiträge in letzter Zeit. Vernünftig inszeniert und trotz einer eigentlich ausgelutscht wirkenden Grundidee mausert sich der Film zum Schluss zu einem flotten, gemeinen Mini-Schocker. Damit gewinnt man keine Preise und wird auch nicht lange in Erinnerung bleiben, für kurzweilige Unterhaltung reicht das vollkommen.
Autor: Jacko Kunze