Inhalt
Die beiden ungleichen Brüder, der überschuldete Spieler und Draufgänger Monty und der Farmer Ted, mögen sich nicht besonders und sind sich bislang erfolgreich aus dem Weg gegangen, bis der Tod ihres reichen Onkels sie zusammenführt. Um in den Genuss der Erbschaft zu kommen, müssen die beiden jedoch eine Bedingung erfüllen: sechs Monate friedlich miteinander auskommen.
Kritik
Noch bevor Bud Spencer und Terence Hill den Italowestern als ikonisches Hau-Drauf-Duo unsicher machten, war die Komödie und die ironischen Überhöhungen des selbigen Genres in der Filmlandschaft angekommen. Friss oder stirb von Duccio Tessari (Ringo kommt zurück) ist einer dieser Filme, welcher, würde kein Blick auf das Entstehungsjahr geworfen werden, wohl am ehesten als ein halbgarer Abklatsch zuvor genannten Duos klassifiziert werden würde. Als praktischer Vorreiter eines bis heute andauernden Kultes hat er jedoch nicht viel herausragendes zu bieten. Er ist ebenso flach und so prügelwütig, so Klamauk versessen wie machohaft stereotypisch. Nur obendrein existiert hier nicht einmal ein eingespieltes und unterhaltsames Gespann, nur zwei unsympathische Brüder gespielt von Giuliano Gemma (Zwei Himmelhunde im wilden Westen) und Nino Benvenuti, die sich durch den Wilden Westen schlagen.
Weder entsteht dabei eine packende Geschichte noch ein zum Schreien komischer Abgesang auf den Italowestern, sondern am ehesten eine lauwarme Prügelkomödie in reichlich abgestaubter Umgebung. Viel Mann, viel Bart, viel Zigarette, - vor allem viel Klischees, die selbst zur damaligen Zeit bereits ein Best-of vieler Westernelemente darstellte. Bankraub, konturlose Gegenspieler und Geiselnahmen werden zwar komödiantisch überhöht, wirklich originell ist davon wenig. Dafür ist die finale Begegnung auf einem fahrenden Zug zumindest spürbar handwerklich und effektarm in Szene gesetzt, sodass sie beinah über einige Witzchen am Rande hinwegtäuschen kann.
Friss oder stirb bedient sich der breiten Klamauk-Palette, ohne seine Pointen für gewöhnlich länger als eine Szene lang aufzubauen. Der Film ist mit Slapstick und blutleeren Kampfchoreografien gefüllt, die Witze reichen von abfälligen Kommentaren über fünf dutzend Eier, die sich ein Hauptcharakter zum Abendessen brät bis zu einem Faustkampf im Schaumbad. Durchaus parodistisch, aber sehr seicht und nach der wiederholt mühsam konstruierten Konfrontation mit Bad Jim (Cris Huerta) auch ermüdend. Die zum Großteil unsympathisch und selten klug dargestellen Charaktere tragen ihren Teil zur eigentlichen Witzarmut des Filmes bei oder wandeln zumindest wiederholt auf schmalen Grat zur eigenen Lächerlichkeit.
Darüber hinaus lässt sich in der recht simplen Geschichte eigentlich nur noch eine oberflächliche Romanze und einige gestelzte Dialoge finden. Von der Plumpheit einzelner Charakterzeichnungen zu Beginn mal ganz abgesehen. Anders als bei Bud Spencer und Terrence Hill kann die banale Augenzwinkerei und Klopperei inmitten der staubigen Geschehnisse nicht einmal die deutsche Synchronisation aufwerten.
Fazit
Klassischer Comedy-Italowestern mit allem, was Bud Spencer und Terrence Hill später zum Kult werden ließ: Hau-Drauf-Choreos und allerhand plumper und physischer Witz. Im Falle von „Friss oder stirb“ jedoch ohne ein ikonisches Männer-Gespann. Wer jenem Humor und der seichten Handlung etwas abgewinnen kann, wird Freude an dieser Blu-ray-Veröffentlichung finden, – allen anderen werden sich allein diese 103 Minuten flachen Witzes in die Länge ziehen.
Autor: Paul Seidel