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Inhalt

In London versetzt ein Triebverbrecher, bekannt als "der Krawattenmörder", die Polizei in Alarmbereitschaft. Durch Indizien gerät Richard Blaney in Verdacht der allerdings völlig unschuldig ist. Da die Polizei ihm allerdings nicht zu glauben scheint, macht sich Blaney auf eigene Faust auf die Jagd nach dem Mörder...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Alfred Hitchcock war wohl einer der ersten Regisseure, die sich als federführende Kraft bei der Filmproduktion auszeichneten und vermarkteten. Kein Wunder, dass diese Art der Arbeit (auf seinem Höhepunkt sicherlich mit Psycho) von den Regisseuren der Nouvelle Vague und der Cahiers du Cinema auf Anerkennung traf. Als Hitchcocks kraftvollste Phase gelten dabei die 50er Jahre, sein Spätwerk wird schnell unter den Teppich gekehrt. Dass das nicht immer zurecht geschieht, wird an Frenzy deutlich. Hier beweist Hitch nämlich noch immer die Stärke seiner analytischen und ausgeklügelten Inszenierungstechnik. Manch einer mag Hitchcock vorwerfen, dass seine Filme zu schematisch wirken. Diese Schematik aber sollte man als eine Stärke auffassen, führt sie doch dazu, dass die Filme des Godfather of Suspense wie ein perfektes und feingliedriges Uhrwerk ablaufen.

Der Film beginnt mit einem majestätischen Gleitflug über die Themse in London. Hier sind wir also nun, fernab von den abgeschiedenen Motels, fernab von den Penthouse-Wohnungen einer Großstadt oder Mount Rushmore. Stattdessen sind wir in einer Industriemetropole, überall raucht und dampft es, von den riesigen Wolkenkratzern Manhattans ist die Stadt weit entfernt. Am Ende des Fluges über den Fluss wartet eine extreme Aufsicht auf eine Versammlung von Menschen, die einem Redner zuhören. Mr. Hitchcock ist in dieser Menge natürlich inbegriffen. Kurz darauf entdecken einige Vertreter aus dieser Versammlung eine Leiche im Fluss, über den der Zuschauer noch eben glitt. Hitch stellt lakonisch eine Verbindung zwischen dem Zuschauer und dem Mörder her. Seine ganze Karriere lang wurden seine Filme als zu brutal, hässlich, unmenschlich und noch weiteres kritisiert; vergessen wurde dabei eines: Niemand zwingt ein Publikum, sich einen Film anzuschauen. Mitgefangen, mitgehangen; der Zuschauer ist selbst Schuld, wenn er sich gerne das Grauen ansieht, das von einem Hitchcock-Film ausgeht. Nicht nur in der Manier scheint Frenzy ein aufgewecktes Fazit einer großen Karriere zu sein.

Hitchcock beweist einmal mehr sein unübertreffbares audio-visuelles Gespür. So zeigt er Dick (Jon Finch, Macbeth), nachdem er von seinem Job zurecht gefeuert wird, eine Zeitung kauft, die den neuesten Mord des Krawatten-Mörders anpreist. In diesem Moment ertönt in der Ferne ein hupendes Geräusch - Gefahr scheint im Verzug - was sich kurz darauf jedoch als Teil des Scores von Ron Goodwin entpuppt. Hier offenbart sich bereits ein doppeltes Spiel, das Hitchcock mit dem Zuschauer treibt, dem jeder Charakter verschrieben zu sein scheint und das wirklich das Herzstück dieses Thrillers ist. Die Figuren des Films sind durch und durch verrotten. Niemand ist aufrecht, ehrlich, ethisch glatt. Jeder verbirgt seine Schattenseite hinter einer aufpolierten Spiegelfläche, um sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Um den Gegenüber zu entlarven, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Dabei kann es sich um dreiste Betrugsversuche handeln, um Täuschungen und vorgegaukelte falsche Identitäten, oder auch um kleine Lügen daheim am Essenstisch, um die Geliebte nicht zu enttäuschen oder den eigenen Stolz zu bewahren.

Tiefgreifender sind hier jedoch die Momente, in denen Hitchcock von den Figuren auf die ganze Welt schließen lässt. Möglich, dass nur die Menschen moralisch verfallen sind - blöd nur, dass sie sich als einziges Bestandteil der Welt sehen wollen. Da sollen die Serienmorde eigentlich gar nicht gelöst werden, schließlich sind die gut für den Tourismus und eine Aufklärung der Morde ist gleichbedeutend mit der Vernichtung der Mystik. Der Mensch fürchtet das Unbekannte. Der Mensch liebt die aufstehenden Nackenhaare, wenn verkündet wird, dass der Killer noch unter uns weilen kann. Wer weiß, vielleicht steht er grad neben dir? Der Tod ist auch nur ein Geschäft. Genau wie die Liebe. Es ist nichts als eine Welt der Täuschung. Eine Welt, die vorgibt, um Prestige einzuheimsen, in der Wahrheit kein Gut mehr ist. Für die Wahrheit braucht man Sauerstoff und der wird langsam knapp. Nach Jahren des verbreiteten Schreckens zwingt Hitchcock sein Publikum zum Voyeurismus. Er zwingt sie, Opfer der Vergewaltigung zu werden und geht dabei grafischer vor, als man von ihm gewohnt ist. Die Kamera ist längst nicht mehr unsichtbar, sie ist eine feste Figur im Film.

Fazit

Frenzy ist natürlich vordergründig ein Thriller der Hitchcock’schen Art. Einem Unschuldigen wird ein grausames Verbrechen angehängt. Typisch Hitchcock. Der Bösewicht versteht es meisterhaft, seine dunkle Seite zu verschleiern. Typisch Hitchcock. Der Regisseur hingegen versteht es meisterhaft, einen intelligenten, spannenden und eng verstrickten Film zu inszenieren, der aber auch gleichzeitig ein Fazit seiner Regie-Karriere in sich birgt. Hitch ist sich seiner Macht bewusst, erwehrt sich aber auch der Vorwürfe, die er sich gefallen lassen musste. Da findet man den Film von britischem Humor durchsetzt, was stets eine angenehme Entlastung darstellt. Da findet man jedoch auch visuelle Leckerbissen. Etwa in einer Szene, in der wir drei Figuren (einmal mehr in extremer Aufsicht) auf einem gepflasterten Platz stehen sehen. Wie Spielfigürchen auf einem Schachbrett.

Kritik: Levin Günther

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