Inhalt
Robert Axle (Kevin Spacey) hat es mit außergewöhnlichen Ideen geschafft, vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden. Doch dann bringt ihn eine seiner skurrilen Erfindungen ins Gefängnis. Nach acht Jahren wird er aus der Haft entlassen und steht vor dem Nichts – seine Frau hat ihn verlassen und neu geheiratet, sein Vermögen ist weg. Seine Tochter Claire (Camilla Belle), die sich ein Haus mit zwei Mitbewohnerinnen teilt, nimmt ihn eher widerstrebend bei sich auf. Robert tritt einen Job in einem Supermarkt an, wo er den steifen, unnahbaren Chef Troy ertragen muss. Mitten in dem ganzen Schlamassel beginnt Robert, über die nächste "geniale" Erfindung nachzudenken, mit der er wieder ins Geschäft einsteigen könnte ...
Kritik
Die Rolle eines Geächteten ist Kevin Spacey ironischerweise wie auf den Leib geschnitten und Selfmade-Dad hat erschreckend viele Parallelen zum echten Leben von Kevin Spacey. Der ganze Film wirkt wie eine düstere Zukunftsversion davon, was Kevin Spacey nur sieben Jahre später tatsächlich widerfuhr. Er hat zwar nichts erfunden, was die Menschen in irgendeiner Weise verletzt hatte, doch er sah sich im Jahre 2017 mit den Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert und das führte dazu, dass er zu der Persona non grata in Hollywood avancierte. Man warf ihn aus der Erfolgsserie House of Cards und ersetzte ihn sogar im Thriller Alles Geld der Welt durch Christopher Plummer, obwohl Spaceys Szenen schon längst abgedreht waren. Das alles führte zu einem schweren Einschnitt in seiner Karriere und in seinem Privatleben. Im Grunde ging es Robert Axle, der Figur, die er in diesem Film verkörpert, ziemlich ähnlich. Er war mal ganz oben, doch verlor wegen eines Fehlers alles, was er besaß und niemand wollte mehr mit ihm zusammen arbeiten, was die Rehabilitation nahezu unmöglich machte.
Auch wenn Spacey vor den Vorwürfen der sexuellen Belästigung freigesprochen wurde, so hat der Freispruch trotzdem einen faden Beigeschmack, was dazu führt, dass er immer noch nicht da ist, wo er einmal war. Mit solchen Problemen muss sich Robert Axle ebenfalls herumschlagen und beweisen, dass die ihm vorgeworfene Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leben nichts weiter als nur eine vorübergehende Phase war, die er längst überwunden hatte. Das ist natürlich leichter gesagt als getan und an jeder Ecke erwartet ihn irgendjemand, der Vorurteile hat und nicht mit ihm zu tun haben möchte. Nicht einmal seine eigene Tochter (Camilla Belle, Push). Selfmade-Dad hat durchaus seine skurrilen und witzigen Momente, aber er wird dem Talent von Kevin Spacey definitiv nicht gerecht. Während er sich bei solchen Filmen wie American Beauty vollkommen entfalten kann, wird er bei Selfmade Dad nicht genug gefördert. Es wäre für den besten Schauspieler der Welt schwierig, eine Meisterleistung in einem mittelmäßigen Film abzuliefern.
Kevin Spacey spielt gut, aber er kann das eher bescheidene Drehbuch trotzdem nicht retten, denn die Figurenzeichnung ist ein absoluter Alptraum! Das fällt insbesondere bei einer Figur auf, bei Phoebe (Heather Graham, Die Wutprobe), der Mitbewohnerin von Robert Axles Tochter. Sie spielt eine „aggressive Lesbe“, aus der nach dem Kuss mit einem Best Ager plötzlich eine zufriedene Heterofrau wird, die ihr Selbstwertgefühl wiederentdeckt, obwohl sie sich eigentlich für hässlich hält und ihre Brüste nicht mag. Wie kommt man nur auf so einen Schwachsinn?! Ihre vermeintliche Homosexualität wird als Grund für ihre Aggressivität und Unsicherheit angeführt. Wenn das witzig sein sollte, dann geht dieser Running Gag definitiv nach Hinten los. Im Großen und Ganzen ist der Film aber gar nicht mal so schlecht, weil er mit der typischen Comebackgeschichte punktet. Man wünscht Robert Axle, dass er es wieder ganz nach oben schafft und ohne spoilern zu wollen, jeder weiß ganz genau, wie der Film ausgeht.
Fazit
Ein nahezu prophetischer Film, in dem Kevin Spacey schon mal die Rolle eines Buhmannes üben durfte, bevor es ihn sieben Jahre später im echten Leben erwischt hatte. Mit Witz und starker Präsenz zieht er das mittelmäßige Drehbuch so weit nach oben, wie es eben geht. "Selfmade-Dad" ist sicherlich witzig, kann aber an der einen oder anderen Stelle mit seinen überdrehten Figuren ordentlich nerven.
Autor: Yuliya Mieland