Inhalt
Alain und Valérie sind bereits seit langem geschieden und verabscheuen sich zutiefst. Das einzige was sie noch gemeinsam haben ist ihre Tochter Cécile. Als diese beschließt in einem kleinen, griechischen Dorf zu heiraten sind beide natürlich im ersten Flieger nach Griechenland... der aber schon bald wieder landen muss, da der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull den gesamten europäischen Flugverkehr lahmlegt und die beiden zwingt sich andere Mittel und Wege zu suchen um zum Ziel zu gelangen.
Kritik
Hinter dem schwer auszusprechenden Namen (Insider-Tipp: das doppelte L wird als TJ ausgesprochen) verbirgt sich nicht etwa eine Dokumentation über den Vulkan oder ein isländischer Film, sondern eine französische Komödie mit "Willkommen bei den Scht´is"-Darsteller Dany Boon. Wer aber deswegen einen ähnlich lustigen Film erwartet, wird leider enttäuscht werden. Insgesamt müht sich Eyjafjallajökull recht vergeblich an dem Grundplot "Freunde wider Willen machen einen Roadtrip" ab.
Aber es ist nicht alles schlecht: Wie es sich für ein Roadmovie gehört, werden mitunter sehr schöne Landschaftsaufnahmen aus vielen Winkeln Europas gezeigt und mit einem dazu gut passenden Soundtrack untermalt. Ebenso geraten die beiden Charaktere immer wieder in spektakuläre und abstruse Situationen, aus denen sie sich irgendwie wieder herauswinden müssen, wobei keine Rücksicht auf Verluste genommen wird. Hauptsache die Reise geht weiter! Im Prinzip sind also alle guten Zutaten für ein Roadmovie vorhanden. Nur leider vergisst die Komödie vor lauter lauter dabei auch noch komisch zu sein und tappt mit seinen Versuchen an Situationskomik in eine Falle. Nur weil eine Situation absurd oder extrem ist, ist sie nicht auch automatisch witzig, besonders wenn man bereits Minuten zuvor damit rechnen kann, auf welche Weise die besagte Situation aufgelöst beziehungsweise eskaliert wird. Diese teilweise Vorhersagbarkeit hängt sicherlich damit zusammen, dass Drehbuchautor und Regisseur Alexandre Coffre sich stark an Vorgängerfilmen ähnlichen Prinzips aus den 80er Jahren bedient hat. So sind etwa die Zerstörung eines Mietwagens oder die Auseinandersetzung mit einem schmierigen Nachtportier fast direkt aus Ein Ticket für zwei entlehnt... nur nicht so brilliant umgesetzt.
Natürlich gibt es neben der bloßen Situierung und Szenenfolge noch andere Möglichkeiten einen Film witzig zu machen, Dialoge etwa. Aber auch hier bekleckert sich Eyjafjallajökull nicht gerade mit Ruhm. Die wenigen guten Dialogwitze verschleudert der Film in den ersten zwanzig Minuten und geht dann vor allem zu Gemeinheiten über, die sich Alain und Valérie an den Kopf werfen. Das kann unter Umständen zwar lustig sein, wirkt aber in dem Fall eher wie... naja, eben wie ein altes Ehepaar. Das ehrt vielleicht die schauspielerischen Fähigkeiten der Hauptdarsteller, bekommt dem Film allerdings nicht gut. Denn schon bald kann man gut verstehen, warum Verwandte und Bekannte, die anfänglich noch mit auf der Reise sind, vor den beiden die Flucht ergreifen. Ein gepflegter Ausbruch gehört zu einer guten Hass-Hass-Beziehung. Die beiden versprühen jedoch so beständig Gift, dass es bald keinen Spaß mehr macht, sich das Ganze anzukgcken.
Zuletzt bleibt noch zu erwähnen, dass die deutsche Synchronisation insgesamt ganz gut funktioniert, aber bei der Übersetzung eines Liedes, das Alain zur Hochzeit seiner Tochter singt, doch etwas schmerzhaft anzuhören ist.
Fazit
Neben ein paar schönen Landschaftsaufnahmen und einigen milde amüsanten Momenten bietet Eyjafjallajökull einfach nicht genug Lacher oder irgendeine Form von Tiefgang, die es dem Film erlauben würden an Vorgänger der Produzenten oder des Genres erfolgreich anzuknüpfen. Selbst wenn man die Filme schon gesehen hat, ist man eigentlich besser beraten sich stattdessen einfach nochmal Ein Ticket für Zwei oder Stichtag anzusehen.
Autor: Sören Jonsson