Inhalt
Yong-Nam würde sich sein Leben eigentlich anders vorstellen: Während er tagsüber auf einem Spielplatz seine Kletterfähigkeiten am Reck trainiert – und dabei spöttisch von Kindern gemieden wird – bekommt er weder Job noch seine Traumfrau. Als schließlich seine Mutter ihren 70. Geburtstag feiert, scheinen alle auf ihn herumzutrampeln und ihn als Loser abzustempeln. Bis zu dem Moment, wo eine riesige Giftgas-Bombe in der Innenstadt explodiert. Ohne es zu ahnen, hat Yong-Nam einen Hang zum Helden und versucht fortan, ohne langes nachdenken, furchtlos das Leben seiner Familie zu retten.
Kritik
Nach Extreme Job und Parasite, war die Action-Katastrophen-Komödie Exit (OT: Eksiteu) der dritterfolgreichste Südkoreanische Film an den heimischen Kinokassen des Jahres 2019. Kein Wunder, denn der Film von Regisseur und Autor Sang-Geun Lee (der mit dem Film sein Leinwanddebüt feierte) würde hier in die Kategorie spaßiger Blockbuster fallen. Und ja, abseits einigem (typisch südkoreanischen) Kitsch, ist der Film vor allem eines: Eine rasante Achterbahnfahrt durch Straßenschluchten, Hochhäuser und einer verzweifelten Flucht. Das Besondere an Exit ist dabei wohl seine Ausgangslage: Denn nach den ersten 20 Minuten hätte wohl kaum jemand so einen Film erwartet. Denn abseits von ordentlich Humor gegen Yong-Nam, bekommen wir in erster Linie viele Dialoge und eine sehr Gesangreiche Party serviert. Allerdings dreht hier Sang-Geun Lee erst richtig auf.
Exit ist dabei keineswegs vor typischen Genre-Klischees oder gewohnten Konventionen gefeit. Im Gegenteil: Während wir die Katastrophe erleben und sich Yong-Nam (herrlich selbstironisch und physisch unglaublich engagiert von Jo Jung-Suk gespielt) innerhalb von Sekunden zum Helden verwandelt, haben wir immer wieder Situationen, die wir so schon unzählige Male in anderer Form gesehen haben. Egal ob Katastrophenmanagement, Rettung in letzter Sekunde, Opferbereitschaft oder gar Medienkritik. Zumindest letzteres verwandelt sich allerdings in eine der schönsten Szenen des Filmes. Allerdings sind all diese kleinen Unzulänglichkeiten in der Geschichte der Immersion nicht im Weg, denn Sang-Geun Lee schafft es mit seiner packenden wie spannenden Inszenierung, seinem großartigen Cast und jeder Menge Atemberaubender Momente, ordentlich Tempo in den Film zu drücken. So ist schließlich Exit am schwächsten, wenn es mal Ruhe gibt. Wenn sich Yong-Nam und Eui-Joo (Im Yoon-ah) schluchzend und weinend in die Arme stürzen. Eben wenn Charaktertiefe gefragt ist.
Zumindest Yong-Nam bleibt davon aber in der Regel verschont. Denn während wir ihn bereits als Außenseiter ins Herz geschlossen haben, fühlt sich der Wandel in einen Lebensretter unglaublich gut an. Hier sorgt schließlich die Inszenierung für den Rest: Egal ob kletternd an der Hausfassade, rennend durch Giftgas verseuchte Gebäude oder Straßen oder halsbrecherisch zwischen Wolkenkratzern kletternd. Exit macht unglaublich viel Laune, ist überdreht, actionreich und durch seinen treibenden Score zudem fantastisch mit gekonnter Musik untermalt. Und am Ende ist schließlich der Film von Sang-Geun Lee auch eine Komödie. Wo wir gewohnte südkoreanische Slapstick und jede Menge Overacting gerne zur Seite schieben können, punktet Exit besonders bei seiner gut getimten Situationskomik. Jedes Mal, wenn es Yong-Nam scheinbar geschafft hat, setzt uns der Film noch einen weiteren Stein in den Weg. Und noch einen, und noch einen. Bis wir zufrieden die Credits sehen können.
Fazit
"Exit" ist im Kern ein spannender, adrenalingeladener aber wohl vor allem unglaublich launiger Action-Blockbuster, der auch gar nicht mehr sein möchte. Regisseur Sang-Geun Lee drückt ab Minute 20 so aufs Gas, dass wir erst am Ende wieder Luft holen können. Das ist nicht immer perfekt, aber durch die Inszenierung, den Cast und den Score so treibend, dass man einfach Spaß haben muss. Für Fans eine absolute Empfehlung.
Autor: Thomas Repenning