Inhalt
In der Welt der Zukunft ist das Zusammenleben der Menschen perfektioniert - es ist frei von Verbrechen und Gewalt, aber auch von Emotionen und Individualität. Menschen wie Silas (Nicholas Hoult) und Nia (Kristen Stewart) leben wie Drohnen - bis die Nachricht die Runde macht, eine Krankheit sei ausgebrochen, die Menschen dazu zwingt, Gefühle zu zeigen. Infizierte werden isoliert und beseitigt. Auch bei Silas wird die Krankheit festgestellt. Obwohl ausgestoßen, nähert er sich immer wieder Nia, die ebenfalls erkrankt ist, die Infektion aber verheimlicht.
Kritik
In Drake Doremus' Filmen ("Like Crazy", "Breathe In") geht es stets um die Liebe. Auch in "Equals – Euch gehört die Zukunft" bleibt sich der Regisseur treu und packt das Thema diesmal erstmals für ihn in ein Sci-Fi-Gewand. "Equals" spielt in einer dystopischen Zukunft, in der von Geburt an dafür gesorgt wird, Gefühle in Menschen zu unterbinden. Denn Gefühle waren der Grund für den Zusammenbruch der Gesellschaft und bringen eben nur Probleme mit sich.
Wer hier direkt an Filme wie "THX 1138", "The Lobster", "Gatacca" oder "Equilibrium" denkt liegt gar nicht so falsch, "Equals" ist irgendwo ein Stück weit ein Mix aus all diesen Filmen. An sich nicht schlimm, das Sci-Fi-Setting bietet sich eben überaus gut für solch eine Thematik an. Und wenn man inmitten eines solchen Szenarios auch noch eine Liebesgeschichte ansiedelt, wird die Sache tatsächlich ganz interessant.
"Equals" wählt hierzu einen sehr ruhig angelegten Stil, sehr zurückhaltend, etwas monoton. Letzteres könnte man unter Umständen negativ auffassen, muss es jedoch nicht, denn immerhin unterstreicht es den dargestellten Alltag der Charaktere innerhalb der streng kontrollierten und fest geregelten Welt. Menschen verfolgen hier als Einzelgänger das immerzu gleiche Tagesprogramm, sozialer Austausch erfolgt nur auf höchst oberflächlicher Ebene wenn es dem Zweck der Gemeinschaft gilt. Jeder Mensch ist einheitlich weiß gekleidet und wohnt in einer technologisch hochentwickelten, minimalistischen Designerwohnung. Wenn uns Equals in diese genormte Welt einführt, in der alles gleich erscheint und der Individualismus nicht existiert, verfolgt es selbstverständlich das Ziel, das Szenario glaubhaft zu präsentieren. Und das kann durchaus faszinierend wirken, wenn man sich darauf einlassen möchte. Verständlich aber auch, wenn sich manch Zuschauer dabei gelangweilt fühlt.
Silas und Nia sind zwei Arbeitskollegen, die Gefühle füreinander entwickeln. Das ist nicht nur etwas, das streng verboten ist und strafrechtlich verfolgt wird, sondern auch ein Zustand, der die beiden Charaktere zutiefst verunsichert, da sie zuvor nie etwas empfunden haben und nun fürchten, tödlich am sogenannten SOS-Syndrom erkrankt zu sein. Dennoch geben sie sich ihrer heimlichen Zuneigung hin und tun das auf sehr reduzierte Weise, bereits durch kleinste Gesten. Das kann ein harmloser Blickkontakt sein bis hin zu einer flüchtigen Berührung der Hände. Es knistert also quasi auf sehr minimalistische Weise, was ebenfalls der Handlung zuzuordnen ist. Auch hier wird sich der Zuschauer fragen müssen, ob er dafür empfänglich ist. Wenn dem so ist, so lässt sich darin eine gewisse Schönheit erkennen.
Den Darstellern kann man jedenfalls keinen Vorwurf machen, sowohl Nicholas Hoult als auch Kristen Stewart spielen ihre Rollen überaus stark. Und trotz der ihnen auferlegten Barrieren sind sie stets in der Lage, den Zuschauer in ihre zerrüttelte Gefühlswelt blicken zu lassen. Auch die Chemie zwischen beiden fällt sehr stimmig aus.
In seinem letzten Drittel erhöht "Equals" nochmal deutlich das Tempo, die Lage spitzt sich hier immer dramatischer zu. Wer bereits vorab in den Film eintauchen konnte wird sicherlich auch am Finale Gefallen finden, das stimmungstechnisch den richtigen Ton trifft.
Als Highlight stellt sich übrigens die stilistische Umsetzung heraus, die Regisseur Doremus überaus hübsch in Szene setzt. Das klinisch saubere Weiß, das sich durch den gesamten Film zieht, passt wunderbar ins Sci-Fi-Setting und wird durch gut gewählte Einstellungen auch immerzu gekonnt von der Kamera eingefangen. Zusammen mit der Belichtung, teils überblendet, teils mit neuen Farbkomponenten, entsteht ein fantastischer Look, der von der hypnotischen Musik nochmals eindrucksvoll unterstrichen wird.
Fazit
"Equals" mag als Kreuzung einiger Genrekollegen zwar nicht besonders innovativ sein, setzt seine Idee aber dennoch wirksam um. Ob einem der zurückhaltende Ton zusagt muss jeder für sich selbst entscheiden, wer sich jedoch darauf einlassen kann, wird mit einem durchaus gelungenen Sci-Fi-Drama in hübschem Gewand belohnt.
Autor: Sebastian Stumbek