7.3

MB-Kritik

Ein Pyjama für zwei 1961

Comedy, Romance, Drama – USA

7.3

Rock Hudson
Doris Day
Tony Randall
Edie Adams
Jack Oakie
Jack Kruschen
Ann B. Davis
Howard St. John
Joe Flynn
Jack Albertson
Charles Watts
Ward Ramsey
Karen Norris
Donna Douglas
Dorothy Abbott
John Alban

Inhalt

Jerry Webster schnappt als findiger Werbedesigner Konkurrentin Carol, die gewissenhaft Konzepte entwirft, die meisten Kunden vor der Nase weg. Sie kennt ihn nicht persönlich, aber sie hasst ihn. Als er eines Tages das fiktive Produkt VIP lancieren soll, erfährt Carol davon und trifft im Labor auf Jerry, der sich als der Erfinder ausgibt. Sie verliebt sich in ihn, erkennt seine Identität und will ihn vor den Werberat bringen. Aber da ist VIP tatsächlich fertig. Nach einer Kneipentour findet sich das Paar in einem Flitterwochenhotel und später im Ehehafen wieder.

Kritik

Mit Bettgeflüster wurden Doris Day und Rock Hudson zu einem Traumpaar in Hollywood, das sich noch zwei weitere Male gegenseitig unter komplizierter Rahmenbedingungen in einander verlieben durfte. Ein Pyjama für zwei von Delbert Mann (Ein Hauch von Nerz) stellt das Mittelstück der inoffiziellen Trilogie dar (vollendet 1964 mit Schick mir keine Blumen) und war wie auch die anderen Exemplare kommerziell ein voller Erfolg. Kein Wunder, bedient der Film doch exakt das, was seinerzeit den Massengeschmack traf. Eine romantische Komödie mit allerhand turbulenter Entwicklungen. Wo sich zwei eigentlich sehr gegensätzliche und dem typischen Gender-Rollenbild in bewussten Extremen entsprechende Alpha-Tiere zunächst heftig necken und letztlich natürlich ineinander verlieben, weil sich das so gehört und in wen denn sonst, laufen sonst doch nur stichwortgebende Witzfiguren durchs Bild.

Es ist absolut nachvollziehbar, warum Ein Pyjama für zwei anno 1961 hervorragend funktionierte und mit den entsprechenden Abdecktönen gefärbt auch heute noch geschickt die richtigen Tasten trifft, um als heiterer Rom-Com-Klassiker zweier Hollywood-Legenden eingestuft zu werden. Die Zauberworte Zeitgeist und Nostalgie spielen hier sicherlich eine immense Rolle, aber blicken wir erstmal lieber auf das zeitlos Bemerkenswerte. Gut, das bleibt überschaubar, aber wenigstens punktuell hervorzuheben. Da wäre Rock Hudson, dessen Figur natürlich ziemlich furchtbar ist, aber ja durchaus (wenigstens anfangs) einen gewissen, bewussten Unsympathen-Status inne hat, dieses aber so famos verkörpert, das er so oder so ein Gewinn ist. Eine glänzende Performance und leider somit auch ein Baustein für seine selbstverleugnende Karriere als Frauenschwarm, in der er gefangen war und an der er auch zum Teil anonym zu Grunde ging. Dafür kann dieser Film speziell nichts, aber es hat immer diesen negativen Beigeschmack, ihn in diesen Rollen als extremen Schürzenjäger und Obermachos zu sehen. Der Zwar am Ende meist gezüchtigt wird, aber eben seiner eigentlichen (so muss man es leider wohl bezeichnen) Identitäts-Krise nicht zuträglich war und hier sogar noch nicht mal sonderlich sinnvoll verwendet.

Denn das von vornherein glasklare Entwicklungsschema von Day/Hudson erfüllt nicht nur jedes denkbares, staubig-verklemmtes Klischee der damaligen Zeit, was in dieser Form sogar womöglich einen angeblich erschreckend „modernen“ Anstrich haben soll. Schließlich macht Doris Day in der Rolle einer karriereorientierten, ehrgeizigen Werbefachfrau einen sehr emanzipierten Eindruck. Wird aber „dementsprechend“ dargestellt wie eine Nudelholz-schwingende, keifende Ziege, die noch keinen Mann und ausfüllenden Haushalt hat, und deshalb die Küchenutensilien gegen die Aktentasche tauschen muss. Frustriert über so wenig Begehrtheit giftet sie furchtbar unsympathisch als toupiertes Moralapostel-Ungeheuer gegen ihre unbekannte Nemesis (Hudson, natürlich), der sie unter falscher Identität schließlich bezirzt, hintergeht und am Ende obsiegt letztlich doch die Romantik. Weil er ein echter Mann ist: Unsensibel, heuchlerisch, aber sieht gut aus und hat einen verlogenen Charme, dem man kaum nicht erliegen kann. Und sie eine Frau: Ehrgeizig, kämpferisch, dabei etwas ungestüm und sehr naiv, leicht zu täuschen, moralisch so integer, dass man sie dafür fast nur auslachen möchte....und eigentlich nur auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Ja, super, und warum genau soll man Ein Pyjama für zwei überhaupt noch etwas abgewinnen können?

Wie gesagt, der Film ist eindeutig ein Kind seiner Zeit. Die geprägt war von piefigen Rollenmustern und simpel gestrickten Liebesgeschichten, wo lieber nichts hinterfragt werden sollte und einfach nur professionelle Berieselung als Qualitätsmerkmal ausreichte. Das erfüllt Ein Pyjama für zwei auf höchst professionellem Niveau. Rock Hudson spielt exzellent, Doris Day nervt hingegen erstaunlich deutlich, dafür ist Tony Randall (Was Sie schon immer über Sex wissen wollten) als drollig-neurotischer Sidekick sehr amüsant. Gut getimte Pointen müssen spießige Betrachtungsweisen abfedern, wobei auch da nicht alles funktioniert und selbst anfangs nett angedachte Runningags irgendwann penetrant zu Tode geritten werden. Der Film erfordert recht viele Kompromisse, ist im Detail erheiternd, hat aber einen sonderbar-unkomfortablen Beigeschmack, der sich nicht mehr einfach so durchkauen lässt. 

Fazit

Sehr in die Jahre gekommene, wenn auch immer noch temporeiche Screwball-Comedy, die allerdings ein grenzwertiges Rollenbild verwendet und dem nicht mal eine ernsthaft ironische Komponente entgegensetzt. „Ein Pyjama für zwei“ war damals sicher genau am Puls der Zeit, was aber nur die Wichtigkeit der New-Hollywood-Revolution unterstreicht. Da folgte der große Umbruch, der so was in den Hintergrund drängte. Aber um es nochmal zu betonen: Das ist kein schlechter Film. Er funktioniert exakt so, wie er gerne möchte. Er unterhält auf gewisse Weise, aber er verdeutlicht sehr, wieso es so auf lange Sicht auch nicht weitergehen durfte. Nostalgisch betrachtet wahrscheinlich noch wohlwollender aufzunehmen, ist jedem selbst überlassen. Komödienklassiker, aber eher für die Museumsecke.

Autor: Jacko Kunze
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