Kritik
„Das Leben war damals noch einfacher.“
Dass man den eigentlich vollends in Vergessenheit geratenen TV-Film „Ein Mann schlägt zurück“ nun auch in Deutschland auf DVD in den Handel gebracht hat, wird – wenn überhaupt – nur die ganz extreme Charles Bronson-Liebhaber erfreuen, die von dem Film vorher wahrscheinlich auch noch nichts gehört haben. Bevor wir uns aber um die Qualitäten und Schwächen von „Ein Mann schlägt zurück“ kümmern, muss erst mal ein Wort über das Cover und die gesamte optische Aufmachung der DVD verloren werden: Charles Bronsons unverwechselbares Konterfei prangt inmitten eines wahren Infernos, während unter ihm drei Männlein die Maschinengewehre rattern lassen. Drehen wir die DVD dann einmal, um den Klappentext zu lesen, sticht uns auch wieder Charles Bronson ins Auge, dieses mal kurioserweise mit Schnauzbart und der Pistole in der Linken. In diesem Fall betreibt die DVD astreinen Etikettenschwindel, denn mit „Ein Mann schlägt zurück“ bekommen wir es nicht mit einem von Bronsons allseits bekannten Selbstjustizreißern zu tun, sondern vielmehr mit einem Drama.
„Ein Mann schlägt zurück“ thematisiert die Kandidatur des Jock Yablonski (Charles Bronson), der als junger Mann einst noch im Bergwerk sein Geld verdiente und mit den Jahren den Sprung in die Gewerkschaft vollbrachte. Seitdem jedoch Tony Boyle (Wilford Brimley) die Präsidentschaft angetreten ist, wird sich nicht mehr um die Sicherheit der Kumpel im Stollen geschert, sondern nur der eigene Profit anvisiert. Jock hat sich die korrupten Machenschaften von Boyle zu viel lange mitangesehen und möchte die Ignoranz, die Ausbeutung und die Gier, die von Boyles Herrschaft ausgeht, aus dem Weg räumen, in dem er den Präsidentenposten als rechtschaffener Mensch einnimmt. Man könnte also quasi sagen, Charles Bronson bedient einen für ihn standardisierten Rollentypus, nämlich den des Mannes, der für Recht und Ordnung sorgen will, nur ist „Ein Mann schlägt zurück“ nicht an der Action, die ein solcher Plot generieren könnte interessiert, sondern an dem Kampf zwischen Yablonski und Boyle auf Gewerkschaftsebene. Und dabei beweist ein subtil agierender Charles Bronson, das er seine Hände, die selbst einem ausgewachsenen Berggorilla imponieren würden, nicht immer zur Faust ballen muss, um Eindruck zu schinden.
John Mckenzie inszeniert mit „Ein Mann schlägt zurück“ einen Film, der sich als Appell gegen die überall anzutreffende Ungerechtigkeit definiert. Yablonski kann die Arbeit seines selbstgerechten Vorgesetzten Boyle nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren, hat er sein Tun doch schon viel zu lange toleriert, und wagt es, gegen ihn zu kandidieren. Ein Schritt, der sein Todesurteil unterschreibt, ist Boyle doch Kopf eines organisierten Verbrechens, dessen Strippen er quasi seit jeher nebenbei unter seinem Schreibtisch gezogen hat. „Ein Mann schlägt zurück“ stürzt sich zur Etablierung seiner Charaktere selbstredend auf eine voll und ganz simple Gut-und-Böse/Schwarz-und-Weiß-Didaktik, die die Sympathien und Antipathien klar zu verteilen weiß. Wenn „Ein Mann schlägt zurück“ dann auch noch die Perspektive eines der Killer einnimmt, die auf Yablonski angesetzt sind, dann liefert der Film eigentlich ein ziemlich gutes Bild von den hiesigen Machtstrukturen, der sich einzelne Individuen zwangsläufig unterordnen müssen, sonst werden sie direkt überrannt. Für einen TV-Film (und die amerikanischen sind nicht mit den deutschen über einen Kamm zu scheren) ist „Ein Mann schlägt zurück“ durchaus ansehnlich.