Inhalt
Der mutige Scout Jess Remsberg begleitet einen Wagentreck durch feindliches Gebiet nach Fort Conchos. Der Grund für dieses Wagnis: Er hat am Ziel eine Rechnung zu begleichen, mit dem Mörder seiner Frau! Doch als er im Fort ankommt, erfährt er nicht nur die schreckliche Wahrheit über den Killer, sondern auch, dass die Apachen mittlerweile den Treck angegriffen haben - und Jess ist der einzige, der Rettung bringen könnte.
Kritik
Mit Das Wiegenlied vom Totschlag erschuf Ralph Nelson (Lilien auf dem Felde) im Jahre 1970 einen der erschütterndsten Einträge in das Western-Genre überhaupt. Seine markerschütternde Aufbereitung des bestialischen Sand-Creek-Massakers vom 29. November 1864, bei dem über 500 indianische Stammesmitglieder der Cheyenne und Arapaho kaltblütig von Colorado-Kavallerie-Regimenten abgeschlachtet wurden, ist einer der eindringlichsten und nachhaltigsten Antikriegsfilme, die die Vereinigten Staaten jemals produziert haben: Die letzte Kamerafahrt, schweigend über unzählige Holzgräber schwebend, zählt wohl zu den eindrucksvollsten und in ihrer Botschaft intensivsten Einstellungen des New-Hollywood-Kinos. Dass sich Regisseur Nelson mit Duell in Diablo bereits vier Jahre zuvor mit den Rassenkonflikten um und nach dem Sezessionskrieg beschäftigt hat, gibt dem geschichtsinteressierten selbstverständlich genügend Anlass, beide Werke in ihrer Intention und Aussage zu vergleichen.
Wenig überraschend übernimmt die Hauptrolle in Duell in Diablo mit James Garner (Gesprengte Ketten) ein arrivierter, weißer Schauspieler. Er gibt den Scout Jess Remsberg, der einen Treck von Soldaten nach Fort Concho begleitet, sich in Wahrheit aber auf der Suche nach dem Mörder seiner Frau, einer Comanche, befindet. Angenehmerweise legt Garner seine Rolle nicht als ehrenhafte Western-Ikone an, sondern gesteht seinem Charakter durchaus menschliche Züge zu, wenn ihm die Gesichtszüge entgleisen, weil er den Mörder seiner Geliebten unerwartet entlarvt hat, oder seinen souveränen Kampfkünsten auch immer Momente der Überforderung einräumt, eben weil die kriegerischen Auseinandersetzungen für ihn keinerlei Sinn ergeben: Remsberg hegt keinen Groll gegen die Indianer, schließlich hat er sich mit einer Indianer vermählt und den grausamen Rassismus jener Tage durch die symbolische Institution der Ehe zerschlagen.
Ebenfalls mit von der Partie ist der Ex-Kavallerist Toller (Sidney Poitier, Flucht in Ketten), dessen Figur auf eine weitere thematische Grundierung des Rassenhasses schließen lassen könnte, hier allerdings lässt Ralph Nelson die Möglichkeit verstreichen, Tollers Selbstfindungssuche, die hier durchaus angeschnitten wird, auch als Zurückeroberung seiner schwarzen Identität aufzeigen. Duell in Diablo scheint generell ein Film zu sein, dessen Umsetzung ambivalenter Natur ist, denn auch wenn sich Nelson von reaktionären Denkschemata klassischer Action-Western distanziert, ist sich seine handwerklich kompetente Inszenierung nie sicher, ob sie nicht gänzlich von den Anlagen einer Charakter-Studie zur vollkommenen Kolportage umschwenken soll. Das wird vor allem im zweiten Drittel deutlich, wenn Duell in Diablo von grell-lauten Verfolgungs- und Gefechtsszenen dominiert wird. Nichtsdestotrotz ist dieser Zweischneidigkeit der sich widerstrebenden Motive eine packende Dynamik eingeschrieben.
Fazit
Durchaus spannender Western, der mit James Garner und Sidney Poitiert hochklassig besetzt ist und sich sowohl als Auseinandersetzung mit den Indianerkriegen verdient macht, gleichzeitig aber auch als Action-Film funktioniert. Dadurch entsteht eine zwar nicht ganz saubere Dynamik zwischen Studie und Kolportage, aber gerade diese Uneinigkeit in der Wahl der Motive verleibt "Duell in Diablo" interessante Impulse ein.
Autor: Pascal Reis