Inhalt
In den Fängen eines Social-Media-Raubtiers. Der charmante Brad flirtet mit Hilfe einer App mit jungen Frauen. Auch die introvertierte Highschool Schülerin Chelsea öffnet sich ihrer Internetbekanntschaft. Doch beim ersten Date wird sie von ihm entführt und mit anderen Mädchen gefangen gehalten.
Kritik
Waren es früher die Warnungen der Eltern an ihre Kinder nicht bei Fremden ins Auto zu steigen oder Süßigkeiten von ihnen anzunehmen, sind im Internetzeitalter viele weitere Gefahren für Kinder und Jugendliche hinzugekommen. In Do Not Reply ist es die Kontaktaufnahme über eine Social-Media-App, die Chelsea (Amanda Arcuri, Believe Me: Die Entführung der Lisa McVey) zum Verhängnis wird. Chelsea, die im Schatten ihrer in der Schule deutlich beliebteren Cheerleader-Schwester Kristina (Savannah Kennick, Holidays – Surviving Them Is Hell) steht, ist frustriert, weil ihre beste Freundin nun einen Freund hat und lässt sich daher auf die Nachrichten eines Fremden ein. Natürlich verstehen sich beide bestens und schon bald kommt es zu einem ersten Treffen. Jetzt beginnt aber für Chelsea der Albtraum, denn nun befindet sie sich in den Händen eines Psychopathen.
Bis hierhin entwickelt sich Do Not Reply weitestgehend vorhersehbar. Zwar hat der Film auch im weiteren Verlauf nicht allzu viel Neues zu bieten, ist aber für die ein oder andere Überraschung gut und kann mit einigen netten Einfällen durchaus als solider und auch weitestgehend spannender Teeniehorrorthriller durchgehen, bei dem sich die Frage stellt, ob Chelsea es schafft sich zu befreien. Wie der Titel es schon verrät, soll der Film in gewisser Weise auch einen Beitrag dazu leisten, auf die Gefahren des Internets aufmerksam zu machen. Auch wenn sicherlich nicht alle Unbekannten im Netz gleich Psychopathen sind, schadet es nicht vorsichtig zu sein, denn potenziell könnte der unbekannte Chatpartner vielleicht doch ein ähnliches Spiel treiben, wie der zunächst sympathisch wirkende Brad (Jackson Rathbone, Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen) in Do Not Reply.
So sehr sich das Vater-Sohn-Regieduo Walter und Daniel Woltosz, das auch das Drehbuch gemeinsam entwickelte, bemüht hat, einen psychopathischen Täter zu entwickeln, der sowohl angsteinflößend als auch schräg zugleich ist, so sehr lagen sie bei der Besetzung der Rolle mit Jackson Rathbone daneben. Ein Täter, der sich mittels selbstgebasteltem VR-Kamerahelm filmt, um seine eigenen VR-Videos zu produzieren ist eigentlich ein guter Einfall. Ebenso sind das skurril anmutende 70er Jahre Setting samt kitschiger knallbunter Farben und Flokatiteppich oder der Psychopath mit Schwesterkomplex nette Ideen, die an sich handlungstechnisch gut umgesetzt sind, aber leider schafft es Rathbone nicht durchgehend einen wirklich unheimlichen Psychopathen zu verkörpern. Auch wenn ihm das ein oder andere Mal gelingt, wirkt sein Spiel oft eher unfreiwillig komisch, besonders dann, wenn er mal wieder einen Krampfanfall (oder was auch immer Rathbone darstellen will) bekommt, die in Flashbacks in seine Kindheit und Jugend überleiten. Viel zu oft wirkt er wie ein Norman Bates für Arme, der allenfalls von Vince Vaughns unterirdischer Darbietung im grotiken Psycho-Remake von 1998 übertroffen wird.
Dagegen können Amanda Arcuri und die anderen Darstellerinnen überzeugen, die Brads Opfer spielen. Auch hier greifen die Filmemacher wieder tief in die Klischeekiste und bedienen die volle Bandbreite aller gängigen Opfertypen, was aber an sich zum Gesamtkonzept des Films passt. Mit dabei sind die Naive, die zwar weiß, wie das Spiel läuft, es aber dennoch nicht durchschaut, das Mädchen, das sich aufgibt, das Mädchen mit dem Stockholm-Syndrom und das schüchterne, aber tapfere Mädchen, das plötzlich ungeahnte Kräfte entwickelt. Trotz aller Klischees und Unzulänglichkeiten ist Do Not Reply aber ein Film mit Unterhaltungswert.
Fazit
Mit „Do Not Reply“ liefert das Vater- und Sohn-Duo Walter und Daniel Woltosz einen soliden Teeniehorrorthriller ab, der mit den Gefahren des Internets spielt und dank einiger skurriler Einfälle und netter Überraschungen größtenteils spannend ist, auch wenn die Handlung ansonsten viel genretypisches enthält. Das große Manko des Films ist und bleibt aber der Antagonist bzw. der Darsteller, der seiner Rolle nicht gewachsen zu sein scheint und daher das Unterhaltungserlebnis etwas trübt.
Autor: Andy Mieland