Inhalt
Ein Familienvater und hart arbeitender Anwalt (Jason Bateman) nimmt das Handy selbst mit an den Esstisch, ist so dem pubertierenden Sohn Ben (Jonah Bobo) sicher kein gutes Vorbild und übersieht dabei dessen Probleme in der Schule. Denn Ben wird via sozialer Netzwerke zum Opfer einer folgenreichen Mobbing-Attacke. Das junge Pärchen Derek (Alexander Skarsgård) und Cindy (Paula Patton) muss eines Tages mit Erschrecken feststellen, dass sie Opfer eines Hacker-Angriffes geworden sind, ihre persönlichen Daten nicht länger privat sind und ihr Konto geplündert. Nachdem sie den vermeintlichen Schuldigen in Stephen Schumacher (Michael Nyqvist) ausgemacht haben, will Derek das Gesetz in die eigene Hand nehmen. Eine investigative Journalistin (Hope Davis) schließlich recherchiert zum Thema Sex-Seiten für Erwachsene und möchte ein Interview mit dem Jugendlichen Kyle (Max Thieriot) führen, der Cyber-Sex anbietet. Ihre Bemühungen um eine Sensationsstory haben fatale Konsequenzen für alle Beteiligten…
Kritik
Willkommen im Informationszeitalter. Bankgeschäfte und Einkäufe werden online getätigt, das Smartphone ist als ständiger Begleiter nicht mehr wegzudenken, man schickt sich permanent SMS, tweetet oder postet per Facebook und co. Fotos und persönliche Dinge von sich, vertreibt sich dabei die Langeweile, verliebt sich, sucht Aufmerksamkeit, sucht Spaß oder neue Kontakte, die möglicherweise in ihrer Cybervariante auch reale Freundschaften ersetzen. Kurz: Das Internet bzw. die Vernetzung untereinander, ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Vorteile gibt es zahlreiche, doch birgt diese Entwicklung auch zahlreiche Nachteile und gar Gefahren mit sich, die im Episodendrama "Disconnect" auf höchst spannende und ergreifende Weise thematisiert werden.
Henry Alex Rubin, der bislang lediglich als Dokumentarfilmer tätig war, liefert mit "Disconnect" ein beeindruckendes Erstlingswerk, das nicht nur thematisch höchst aktuell ist, sondern auch erstaunlich gut umgesetzt ist. Ähnlich wie in "L.A. Crash" oder "Magnolia" werden in "Disconnect" mehrere Handlungsstränge erzählt, die parallel zueinander laufen und sich teilweise kreuzen. Geschickt wird dabei zwischen den Geschichten und Personen hin und her gesprungen, ihnen allen genug Zeit zur Entwicklung eingeräumt und kontinuierlich Spannung aufgebaut. Themen wie Cyber-Mobbing, die Suche nach Zuwendung und Aufmerksamkeit, Cyber-Diebstahl oder Pornografie werden dabei thematisiert und zeigen, dass selbst Handlungen, die uns auf den ersten Blick harmlos erscheinen mögen – was angesichts der Anonymität im Internet sehr schnell geschieht – schnell weitreichende Folgen haben können.
"Disconnect" profitiert auch ganz stark von seinem erstklassigen Cast, der durch die Bank hinweg vollkommen überzeugt. Schauspieler wie Jason Bateman ("Kill the Boss", "Juno"), Hope Davis ("The Weather Man", "Synecdoche, New York"), Alexander Skarsgård ("The East", "Battleship", "True Blood"), Paula Patton ("Deja Vu", "Precious"), Andrea Riseborough ("Oblivion", "Happy-Go-Lucky"), Max Thieriot ("House at the end of the Street), Jonah Bobo ("Zathura") oder Colin Ford ("Wir kaufen einen Zoo") glänzen allesamt in ihren facettenreichen Rollen und geben jeder für sich alles, um "Disconnect" glaubwürdig und ihre Charaktere so interessant zu gestalten, dass zum Zuschauer eine starke Bindung aufgebaut wird.
Diese Bindung sowie die immer weiter ansteigende Spannungskurve sorgen dafür, dass die Anspannung beim Zuschauer immer gewaltiger wird. Man ahnt es schon, dass es gegen Ende zu einer gewaltigen Kollision kommen wird, auch wenn der Ausgang selbst alles andere als vorhersehbar bleibt. Und dieser Knall, die Entladung all der aufgebauten Dramatik, ist "Disconnect" in einer grandiosen Szene, die gewiss für manch Gänsehaut sorgen wird, bestens gelungen.
Fazit
Intelligent konstruiert, höchst spannend erzählt und emotional aufwühlend. Ein Episoden-Drama, das den Kern der Zeit trifft und auch hinterher noch lange beschäftigt.
Autor: Sebastian Stumbek