Inhalt
Julien und Marie haben 15 Jahre lang eine scheinbar stabile Ehe hinter sich, bis Anaëlle, Juliens Kindheitsflamme, zurückkehrt. Ihre plötzliche Anwesenheit weckt alte Unsicherheiten in Marie, die an Juliens Hingabe und ihrem Selbstwert zu zweifeln beginnt. Inmitten dieses emotionalen Sturms fühlt sich Marie zu Thomas hingezogen, einem charismatischen Fremden, der ihr die Bestätigung gibt, nach der sie sich sehnt.
Kritik
Als eine mehr reißerische als raffinierte Mischung aus Ehedrama, Eifersuchtsthriller und Erpressungsstory ist Anne Le Nys (Spiral - Im Strom der Lügen) melodramatische Ménage à trois ähnelt inhaltlich und äußerlich mehr einem TV-Film als dem Beitrag eines A-List-Festivals wie Tallinns Back Nights. Dass die krude konstruierte Krimi-Kiste um verschiedene Versionen Trennungsangst dort sogar im Wettbewerb läuft, scheint weniger dramatischen Ambitionen geschuldet als der namhaften Cast. Darunter ist neben Vanessa Paradis in einer enttäuschend kleinen Nebenrolle der ehemalige Co-Star der Regisseurin tritt auf.
Womöglich schuldete SyLe Ny und ihrer Co-Drehbuchautorin Axelle Bachman noch einen Gefallen, so wie der abgearbeitete Oberschullehrer Julien (Omar Sy, The Stranger's Case) vorgeblich seiner untreuen Gattin Marie. Verunsichert durch die Rückkehr von Juliens Jugendliebe Anaëlle (Vanessa Paradis, Messer im Herz) beginnt die frisch beförderte Angestellte (Elodie Bouchez, Beating Hearts) in einem hochkarätigen Unternehmen eine Affäre mit ihrem verschlagenen Vorgesetzten. Thomas (José Garcia, Es liegt an dir, Chéri) entpuppt sich als ebenso monomanisch wie manipulativ und wird zum skrupellosen Stalker. Dessen Aktionen sind indes noch aberwitziger als Maries.
Der ständige Wechsel zwischen Einschüchterung, Egozentrik und emotionaler Bedürftigkeit macht ihre Figur ebenso unglaubwürdig wie unleidlich. Das Ärgerlichste ist an dem weiblichen Negativklischee, das sie mit ihrem beständigen Bedürfnis nach cis männlicher Bestätigung und IT-Ahnungslosigkeit verkörpert, dass es von einer Frau stammt. Schwacher Trost ist da, dass die männlichen Charaktere nicht minder grotesk gezeichnet sind. So schneidet sich Thomas wortwörtlich ins eigene Fleisch, um Marie seine Liebe zu zeigen - und dem Kinopublikum seinen Knacks.
Fazit
Wenn Anne Le Ny wenigstens alle narrative Prätention fallen lassen würde und einen ordentlichen Trash-Thriller hinlegen. Doch die Regisseurin bleibt so bieder und brav wie die Sex-Szenen der spießbürgerlichen Simulation von Fatal Attraction. Das derivative Drama überzeugt weder auf psychologischer oder sozialdramatischer Ebene, noch liefert es die von einem entsprechenden Genrewerk erwartete Sinnlichkeit und Spannung. Allein die überdurchschnittlichen Darstellenden, besonders Sy und Paradis, wirken, als hätten sie sich vom Set einer besseren Produktion hierher verlaufen.
Autor: Lida Bach