Inhalt
Gerry, notorischer Spieler und ständig pleite, will alles auf eine Karte setzen. Nur so kann er von seinem Riesenschuldenberg runterkommen. Aber dafür braucht er 25.000 $, um sich in das große Pokergame in New Orleans einzukaufen. Einer wie Gerry hat nur eine Möglichkeit, so viel Geld zusammenzukriegen - er muss spielen. Als er den charmanten Herumtreiber Curtis kennenlernt, glaubt Gerry, dass er einen Glücksbringer gefunden hat, der ihn auf die Gewinnerstraße führt. Gemeinsam ziehen die beiden so verschiedenen Männer den Mississippi hinunter Richtung New Orleans. Provinzrennbahnen, schäbige Casinos und rauchige Hinterzimmer sind ihre Stationen. Ein Weg zwischen Hoffnung, Illusionen und Enttäuschung, an dessen Ende die eine entscheidende Siegerkarte warten könnte …
Kritik
„Dirty Trip“ von Anna Boden und Ryan Fleck ist in erster Linie wieder einer dieser Fälle in denen ein aussagekräftiger englischer Titel durch einen nichtssagenden, ebenfalls englischen Titel ersetzt wurde. Wer hier also einen fröhlichen Roadtrip durch das wirklich wunderschön ins Szene gesetzte New Orleans erwartet bei dem zwischendurch die schicken Casinos leergeräumt werden, der dürfte bitterlich enttäuscht werden.
Das bedeutet allerdings nicht, dass „Dirty Trip“ irgendwie schlecht gelungen wäre. Statt glorreichem Gepokere gibt es hier die hinterletzten Kaschemmen zu bestaunen, in denen dubiose Spiele ihren Lauf nehmen. Der langlebige Mythos vom schicken Glücksspiel wird hier jedenfalls recht schnell und vor allem effektiv zunichte gemacht, was den Platz freimacht für ein Charakterdrama. Da passt dann auch der Originaltitel „Mississippi Grind“ wie die Faust aufs Auge, denn der Weg zum Glück ist langatmig und sehr, sehr steinig. Wie gut dass beide Hauptdarsteller, also Ryan Reynolds und Ben Mendelsohn, grundsympathische Figuren spielen dürfen. Also, wenn man den Typus „übermotivierter Glücksspieler der kein Ende kennt“ sympathisch findet. Beide Figuren werden im Verlauf des Films ausgearbeitet, immer wieder kommen neue Facetten hinzu.
Leider aber verliert „Dirty Trip“ ab der Mitte unheimlich an Tempo. Man dreht sich im Kreis, niemand kommt mehr von der Stelle. Die Entwicklung der Figuren wird ebenfalls langsamer, bis sie vollends zum Stehen kommt. Abgefangen wird das ein wenig durch den mit sicherer Hand sehr stimmig ausgewählten Soundtrack, aber es handelt sich ja prinzipiell um einen Film und nicht um ein Musikvideo. Sienna Miller und Analeigh Tipton dürften als jeweiliges Love Interest mal kurz vorbeischauen, aber die eine verschwindet irgendwann komplett und die andere darf nur noch per Telefongespräch das Geschehen kommentieren. Beide bleiben in ihren Rollen völlig formlos.
Erst zum Ende hin wird es dann ärgerlich. Jedes Gespür für das vorher stattfindende Charakterdrama wird plötzlich über Bord geworfen um nur ja den Zuschauer zum Wohlfühlen zu zwingen. Es wird dich aufgetragen und manch einer mag sich fragen ob das nun tatsächlich ernsthaft so sein soll. Da sich schon davor recht lange alles einfach immer wiederholt hat, der Unterton aber durchaus ernst und auch ein wenig kritisch war passt das Ende einfach so gar nicht zum restlichen Film. Was schade ist, denn da wurde wirklich viel Potential verschenkt
Fazit
"Dirty Trip" fängt stark an und überrascht vor allem zu Beginn durch seinen ernsten, wenig glorreichen Umgang mit dem kritischen Thema Glücksspiel. Ryan Reynolds und Ben Mendelsohn spielen gut, können aber die Schwächen die sich in der zweiten Hälfte im Drehbuch einschleichen auch nicht vollends abfangen. Schlecht ist "Dirty Trip" aber keinesfalls, doch bei all dem Potential hätte deutlich mehr drin sein können.