MB-Kritik

Die Zeitfalle 1987

Sci-Fi, Adventure, Drama, Thriller, Western – USA

William Devane

Inhalt

Professor McKenzie (William Devane) entdeckt auf einem Foto aus dem Jahre 1886 einen Revolver, der erst 100 Jahre später hergestellt wurde. Niemand glaubt ihm, bis eines Tages die Zeitreisende Georgia (Lauren Hutton) auftaucht. Sie sucht den Mörder Dr. Cole (Klaus Kinski), der aus der Zukunft gekommen ist, um ihren Ur-Urgroßvater zu töten. - Origineller Zeitreisefilm von "Ally McBeal"-Regisseur Michael Schultz.

Kritik

Wir tun ganz gerne so, als ob es ein Symptom des modernen Filmgeschäfts wäre, dass so viele Filmproduzenten kurz darauf schielen, was gerade gut läuft und anschließend blind in diese Richtung produzieren, in der Hoffnung irgendwie Geld zu machen. Mitnichten! Selbst die 80er und 90er Jahre, das was wir mittlerweile als goldene Jahrzehnte der Blockbuster und originellen Unterhaltungsfilme glorifizieren, hatten tonnenweise Filme aus der "Irgendwas in der Richtung" Schublade. Beweisstück A: "Die Zeitfalle" (1987). Der Film kann auf eine Menge aufbauen: 1987 hat der bombastische Erfolg vonStar Wars  Sci-Fi bereits in den Mainstream gebracht, Indiana Jones hat Archäologieprofessoren cool gemacht und Zurück in die Zukunft hat einen Hype für Zeitreisefilme hervorgerufen. Wirft man Elemente von all diesen Sachen in einen Topf und fügt noch eine bekanntere Filmpersönlichkeit (Klaus Kinski) dazu und schon hat man ein Erfolgsrezept - so jedenfalls die Idee.

Man merkt von der ersten Sekunde, dass es sich hier nicht um ein Machwerk für die Ewigkeit handelt: Das hier gewählte Bildformat von 4:3 war schon daran aus der Mode zu kommen, die bedeutendsten Special Effects wurden entweder nachträglich aufs Zelluloid gekrickelt oder einfach ganz weggelassen und selbst die zentralen Charaktere sind relativ konfliktlos und unterentwickelt. Beispielsweise ist eines der ersten Dinge, die Hauptcharakter McKenzie passiert, der Tod seiner Familie. Das sollte eine Figur irgendwie zeichnen, ist hier jedoch eigentlich ziemlich wurscht, außer noch ein zwei Mal am Rande erwähnt zu werden.

Dennoch, gelegentlich möchte man schon den Hut davor ziehen, wie hier mitunter ziemlich geschickt die Klippen der sehr begrenzten Möglichkeiten umschifft werden: Da man von dem vollbemannten Armystützpunkt erstmal nur Archivmaterial zeigen darf, verschafft sich Dr. Kinski - Verzeihung, Dr. Cole - mittels eines Zeitreisetricks Zugang zur Basis. Hier hat der Bösewicht instinktiv richtig verstanden, was Marty McFly auch nach drei Reisen Zurück in die Zukunft nicht auf die Reihe gebracht hat: "Du musst vierdimensional denken, Marty!"

Würde man den Film richtig ernst nehmen, so müsste man ihm auch ganz schön übel nehmen, dass er seine eigenen Prämissen an mehreren Punkten über den Haufen wirft. So kommt die ganze Handlung ins Rollen, allein weil Westernexperte McKenzie erkennt, dass der Revolver auf einer alten Photographie erst hundert Jahre später erfunden wird. Nachdem er sogar haargenau erklärt, an welchen Eigenheiten er das erkennt, sollte man meinen, dass die Filmproduzenten darauf achten würden, wie viele Schüsse so ein Revolver abfeuern kann. Das ist aber nur ein kleines, in tausenden von Filmen vernachlässigtes Detail. Gewichtiger ist, dass die filmleitende Prämisse "Man darf die Vergangenheit auf gar keinen Fall verändern!" nie so ganz ernst genommen und gegen Ende sogar mit einem ungezügelten Tritt in die Fresse aus dem Fenster befördert wird. Wenigstens hat man zu diesem Zeitpunkt im Film aufgehört, trashige Überblenden zu machen - mit Magnesiumfunken und Soundeffekten, die man offensichtlich von Star Wars geklaut hat. So richtig Spaß macht beim Zusehen eigentlich nur der von Kinski gespielte Dr. Cole. Der mordet sich nämlich munter und leicht zerstreut durch verschiedene Zeitebenen, wobei man ihm ein bisschen Zurückhaltung anmerkt, weil man ja trotz allem einen Fernsehfilm produziert.

Fazit

"Die Zeitfalle" ist so ziemlich was man sich von einem 80er TV-Movie mit einer vagen Sci-Fi Prämisse erwartet: Ohne gut oder herausragend schlecht zu sein, plätschert er brav vor sich hin und ist dabei teils milde unterhaltsam und teils unfreiwillig komisch.  Das einzig wirklich Interessante ist dabei, dass ein verhältnismäßig zahmer Klaus Kinski hier in einem seiner allerletzten Filme den Bösewicht mimt.

Autor: Sören Jonsson
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.