Eigentlich hatte Larry Cohen (The Stuff) mit seinen mutierten Monster-Babys nach Die Wiege des Bösen und Die Wiege des Satans bereits abgeschlossen, doch ein Deal mit Warner Brothers sorgte neun Jahre nach dem zweiten Teil noch für einen ungeplanten Abschluss der Trilogie. Das Studio wollte zwei Horrorfilme von ihm für den Direct-To-Video-Markt, und so entstand 1987 neben dem Stephen King-Sequel Salem 2 – Die Rückkehr auch Die Wiege des Schreckens bzw. im Original It‘ Alive III: Island of the Alive. Der Titel klingt so exploitativ wie noch nie zuvor und so viel sei jetzt schon verraten: er hält definitiv, was er verspricht.
Sowohl von der Prämisse als auch von den zugrundeliegenden Möglichkeiten rochen die ersten beiden Teile schon nach lupenreinem Trash, allerdings verweigerte sich Larry Cohen diesem drohenden Schicksal mit größten Bemühungen. Natürlich gelang es ihm nicht vollumfänglich, zwei Filme um mutierte, fleischfressende Killer-Babys als seriöse und ernsthafte Horrorschocker zu verkaufen, dennoch war bei beiden Filmen zu erkennen, dass man es wenigstens versuchte. Und zum Teil gelang das auch. Offensichtlich wohlwissend, dass man damit nun an seine Grenzen stoßen würde und das der Trend im VHS-Zeitalter der späten 80er eher zu schmissigen Fun-Horrorstreifen ging, wirft man nun jedwedes Anspruchsdenken mit voller Absicht über Bord und heraus kommt dann dabei so was. Entweder eine einzige Vollkatastrophe oder mit etwas Glück eine obskure Sause.
Babys sind auch nur Menschen, selbst wenn sie aussehen wie in Ray Harryhausen‘s schlimmsten Albtraum und sich ihren Mitmenschen gegenüber benehmen wie der Fuchs im Hühnerstall. Stephen Jarvis (Michael Moriarty, Pale Rider – Der namenlose Reiter), Vater eines solchen Prachtexemplars, hat vor Gericht erfolgreich erkämpft, dass die kleinen Racker nicht direkt in die Babyklappe mit dem Fleischwolf darunter gestopft werden, sondern ein Recht auf Leben haben – ausgesetzt auf einer unbewohnten Insel, wo einsame Säuglinge sich mit Sicherheit prächtig entwickeln können. Ein Hoch auf die Menschlichkeit. Vier Jahre später denken sich ein paar schlaue Leute, gucken wir mal, was da so los ist und da Papa Jarvis…ähm, keine Ahnung, inzwischen zum verbitterten Zyniker geworden ist?..., also auf jeden Fall ganz wichtig für diese wissenschaftliche Expedition ist, darf er auch mitfahren. Schon auf dem Hinweg benimmt er sich durchgehend, als wäre er volltrunken und hätte schon vor Jahren einen stattlichen Nervenzusammenbruch erlitten, gibt eigentlich immer nur komplett unnötige und unqualifizierte Kommentare von sich und baggert nebenbei aufs Unangenehmste andauernd an der einzigen weiblichen Teilnehmerin herum. Gott sei Dank, dass er dabei ist.
Aber trotzdem ist inmitten von angeblich hochgebildeten Menschen der Einzige, der nicht blöd genug ist, um nach wenigen Minuten auf KiTa-Island direkt ins Gras zu beißen. Meine Güte, was da abgeht. Ganz toll ist der offensichtliche Leiter der Gruppe, der den durchaus klugen Rat von sich gibt „Wir sollten uns nicht trennen“, unmittelbar NACHDEM sich alle aus komplett unsinnigen Gründen in jede Himmelsrichtung verstreut haben und was dann passiert, nun ja, wer hätte das gedacht? Denn eine Überraschung gibt es: die Krabbelgruppe ist innerhalb der kurzen Zeit erstaunlich in die Höhe geschossen. Die sehen jetzt aus wie aufgedunsenen Predatoren ohne Kampfanzug, dafür mit einer mittelschweren Form von Beulenpest, können dafür noch kraftvoller zubeißen als je zuvor und haben trotz völliger Abgeschiedenheit seit dem Säuglingsalter eine erstaunliche Kunde über Geographie und Kartenlesen erworben. Die Segel sind gesetzt, ab nach Florida, Familienbesuch steht an.
So Freunde, falls es jetzt noch niemand zwischen den Zeilen rauslesen konnte: Die Wiege des Schreckens ist nun endgültig absurdester Trash ohne Punkt und Komma. Nach einem etwas behäbigen Auftakt geschehen da spätestens im letzten Drittel so abstruse Dinge am laufenden Band, dass es ehrlich gesagt unverschämt viel Spaß macht. Natürlich nur, wenn man sich darauf einlassen kann und um Himmels Willen keinerlei Anspruch auf irgendeine Form von ernsthaftem Niveau hegt. Es gibt auch schon vorher ein paar herrlich depperte Momente, wenn z.B. ein Hubschrauber mitten im Flug einfach explodiert, als der Pilot von einem Baby gebissen wird (sie haben noch gesagt, der Selbstzerstörungsknopf ist ein völlig überschätztes Extra), aber ab der Flucht vom Island of the Alive ist das nur noch hemmungsloser Stuss. Deutlich splatteriger und insgesamt wesentlich exploitativer als seine Vorgänger, da ihm nun auch völlig egal ist, wenn die Kreaturen in voller Montur durchs Bild wackeln. Aber es geht auch wirklich nur so, denn wenn man das noch versuchen würde, irgendwie anderweitig über die Ziellinie zu schummeln, würde das an Kundenverarsche grenzen. Dann doch lieber gleich so einen herzhaften Nonsense mit einer sagenhaft cheasigen „Pointe“ und neben dem herrlich unernsten Michael Moriarty ist mittendrin auch noch der wandelnde Silberblick Karen Black (Familiengrab), die sich spätestens hier wohl gefragt haben muss, an welchem Punkt ihre Karriere eine ganz merkwürdige Abzweigung genommen hat.
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