3.5

MB-Kritik

Die unsichtbare Frau 1940

Sci-Fi, Comedy, Romance

3.5

Virginia Bruce

Inhalt

Der zerstreute Professor Gibbs hat eine Maschine erfunden, mit der er Lebewesen zeitweise unsichtbar machen kann. Glaubt er jedenfalls. Per Zeitungsannonce sucht er eine freiwillige Testperson. Das unzufriedene Mannequin Kitty meldet sich als einzige. Das Experiment gelingt, doch bevor der Professor den Erfolg seinem Finanzier präsentieren kann, ist Kitty bereits ausgebüxt um es ihren verhassten Chef heimzuzahlen.

Kritik

Das ging jetzt aber schnell: Nachdem das erste Sequel zu Der Unsichtbare (Der Unsichtbare kehrt zurück) ganze sieben Jahre auf sich warten ließ, wurde Die unsichtbare Frau direkt hinterhergeschoben und feierte noch im selben Jahr seine Premiere. Wobei sich nicht wirklich von einem Sequel im eigentlichen Sinne sprechen lässt. Bis auf ein paar altbekannte Namen hinter den Kulissen (Curt Siodmak und Joe May verfassten erneut das Drehbuch, John P. Fulton war wieder für die Special-Effects zuständig) gibt es inhaltlich praktisch keine Parallelen zu den Vorgängern. Bis natürlich auf die Tatsache, dass wieder jemand unsichtbar wird. Diesmal, Überraschung, eine Dame.

Diese radikalen Abweichungen sind natürlich gewollt. Die unsichtbare Frau soll wohl als erheiternde Parodie verstanden werden. Als Science-Fiction-, Ganoven- und Screwball-Comedy, die das ursprüngliche Horrorfilm-Konzept in einer ganz anderen Schiene neu interpretiert. Der Vorsatz ist zumindest…naja, mutig oder so…, das Resultat kann sich aber noch weniger sehen lassen als die Protagonistin über die meiste Laufzeit. Voll der überdrehten Slapstick, albernen Dialogen und überzeichneten Cartoon-Charakteren verschrieben wird das Fans von James Whale’s Klassiker (und der literarischen Grundvorlage von H.G. Wells) wohl kaum für sich gewinnen können. Das Zielpublikum ist eindeutig ein anderes. Vermutlich sollen in erster Linie auch Frauen angesprochen werden. Oder um es präzise zu sagen: Frauen wie man sie sich in den 40ern gewünscht und einzig erbeten hat. Hübsch, etwas keck und auch mal auf eine Konfrontation aus (während früher der Unsichtbare dem Wahnsinn verfiel und zum mordenden Maniac wurde spielt das weibliche Pendant lieber dem sexistischen Flegel-Chef einen kleinen Streich, hach, wie frech), mutig, herzlich und ehrlich, aber am Ende sucht jede hübsche Frau natürlich nur ihren Traumprinzen. Am besten reich, charmant aber noch etwas ungezähmt, damit sie ihm das Zaumzeug anlegen kann und selbst nicht mehr ganz  unfeminin arbeiten und sich jedesmal darüber aufregen muss, dass auch Frau da pünktlich sein sollte.

Die Effekte sind selbstverständlich für einen Film des Jahrgangs 1940 immer noch beachtlich, allerdings ruht man sich klar auf der Vorarbeit aus und kann dem ehemaligen Spektakel nichts hinzuzufügen. Im Gegenteil, das ist inzwischen bald schon erprobter Standard, der nach zwei (auch in der Hinsicht deutlich besseren Teilen) nicht mehr großartig staunen lässt. Damit wären die Pluspunkte (den Stilbruch kann man als Versuch rudimentär gelten lassen) schon abgehakt, der Rest grenzt manchmal an Folter. Es ist ein Kind seiner Zeit, da mag man über die furchtbaren Rollen-Klischees von Männlein und Weiblein gerade noch so hinweggucken, nicht aber über diesen zeitlos witzlosen Klamauk, das affige Rumgehampel und diese ätzende Nebenfiguren (unter den Ganoven übrigens auch Shemp Howard von den Three Stooges). Notdürftig zu einer Story-Pampe um einen schusseligen Wissenschaftler, einen Pleitegeier-Playboy, ein unpünktliches Model ohne Schluckspecht-Qualitäten und vertrottelte Möchtegern-Gangster gepresst. Ein bestimmtes Publikum wird er damals vielleicht erreicht haben, heute reicht das maximal noch für’s Seniorenkino im Pflegeheim und unerschütterliche Nostalgiker mit geringem Anspruch zum Sonntagskaffee.

Fazit

Ein merkwürdiger Serien-Ausreißer. Man stelle sich mal vor, es wird ein Nachfolger zu einem Arnold-Schwarzenegger-Film gedreht. Nur mit einer weiblichen Hauptfigur, die über die gleichen Fähigkeiten verfügt, aber anstatt Schurken niederzumähen werden Plätzchen gebacken, Socken gestrickt und jemanden ein Bein gestellt, wenn er doch zu ungezogen wird. Will das jemand sehen? Wenn ja, bitte, auch hier bedenkenlos zugreifen, ist genauso so ein Schmarrn. Als richtige Satire, pointierte Parodie auf das Original und das Genre vielleicht gar nicht verkehrt, aber so ist das doch Käse.

Autor: Jacko Kunze
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