Inhalt
Der Pariser Nachtclubbesitzer Antoine Carco (Gérard Depardieu) fährt nach Hongkong, um seinem früheren Kumpan La Pince aus der Patsche zu helfen. Während seiner Anreise wird der Freund jedoch ermordet. Nun muß Carco sich um dessen fünfjährigen Bao (Alexandre Eskimo) und 40 Millionen Dollar kümmern, die La Pince der chinesischen Mafia gestohlen hatte. Auf der Flucht vor den Killern erhält Carco von dem schusseligen Priester Hervé Tarain (Christian Clavier) unerwartete Hilfe. Zudem tauchen plötzlich zwei mysteriöse Doppelgänger auf.
Kritik
Während momentan auch außerhalb der heimischen Landesgrenzen französische Komödien der Marke Monsieur Claude und seine Töchter oder, natürlich, Ziemlich beste Freunde Hochkonjunktur feiern, war in den 1990er Jahren nicht der sommerliche, sondern der chaotische Spaß hochgradig gefragt. Dazu zählt nicht nur die vergnügliche Zeitreisen-Posse Die Besucher mit Jean Reno als Ritter Godefroy, sondern auch Die Schutzengel, dem sich ebenfalls Regisseur Jean-Marie Poiré angenommen hat. Mehr als 5,5 Millionen Menschen konnte die Action-Komödie 1995 in die Kinos locken, was natürlich noch nicht an den rigorosen Publikumserfolg von Moniseur Claude heranreicht, der 12 Millionen Besucher zu verbuchen hatte, aber durchaus Achtung verdient hat. Wie wir jedoch allesamt wissen: Natürlich können Zahlen sich irren, selbst, wenn sie so imposant anmuten.
In erster Linie begründet das kommerzielle Renommee wohl auf der hochkarätigen Besetzung des Films: Neben Gerard Deparideau (La vie en rose), auf den Frankreich 1995 noch kein schlechtes Wort hat kommen lassen, stand auch der quirlige Pariser Christian Clavier (Zum Glück bleibt es in der Familie) im Ensemble, der in seiner Heimat als Superstar gehandelt wird und, auch wenn es etwas überzogen scheint, gerne mal als legitimer Nachfolger von Louis de Funes (Fantomas) herhalten muss. Die Schutzengel amüsiert dann, wenn Regisseur Poiré sein Hauptgespann ungezwungen miteinander agieren lässt, wenn sich die unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen ineinander verkeilen und der weltgewandte Nachtclubbesitzer mit dem ehrfürchtigen Pater, mehr schlecht als recht, interagiert. Problematisch ist nur, dass Die Schutzengel schon nach gut der Hälfte seiner Spielzeit akute Ermüdungserscheinungen hervorruft.
Zweifelsohne amüsiert es, dem deklamatorischen Zusammenspiel von Deparideau und Clavier zu folgen, wenn sich jedoch auch noch die beiden titelgebenden Schutzengel in das Geschehen mischen, malträtiert Die Schutzengel gekonnt das Nervenkostüm des Zuschauers. Von der unbescholtenen Chaos-Komödie bleibt oftmals nur noch die Idee, stattdessen wird die überdrehte Verfolgungsjagd von Paris nach Hong Kong und zurück zu einer Kriminalklamotte, die sich durch eine Sache auszeichnet: Die Lautstärke. Hier wird geschrien und getobt, gerauft und geprügelt. Und mittendrin finden sich die grimassierenden Gerard Deparideau (und sein Engelchen) und Christian Clavier (und sein Teufelchen) wieder, die dem Zuschauer noch einmal idiotensicher verdeutlichen dürfen: Wer nicht auf sein Gewissen hört, der kann nur scheitern. Dann doch lieber noch einmal Die Besucher.
Fazit
Zum Teil ganz amüsante Kriminalklamotte, die sich auf das spielfreudige Gespann um Gerard Depardieau und Christian Clavier verlassen kann: Zwei Profis, die sich eben gekonnt die Bälle zu spielen. Auf Dauer ist "Die Schutzengel" jedoch reichlich anstrengend, weil Jean-Marie Poiré die grelle Verfolgungsjagd als viel zu nervöse Franko-Chaos-Komödie erzählt, die vor allem eine Sache ist: Laut.
Autor: Pascal Reis