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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Das Ehepaar Giovanni und Lidia Pontano lebt aneinander vorbei. Der Schriftsteller Giovanni ist mit der schönen Lidia seit zehn Jahren verheiratet. Doch nichts scheint das attraktive Paar mehr zu verbinden. Gemeinsam besuchen sie im Krankenhaus ihren todkranken Freund Tommaso. Anschließend gehen sie getrennte Wege. Giovanni muss zu einer Promotion Party für sein neues Buch. Lidia spaziert in Mailand an Orte ihrer Vergangenheit. Danach treffen sie sich wieder zu Haus und beschließen zu einer Party zu gehen.

Kritik

Allen anfänglichen Problemen beim Dreh und der durchwachsenen Zuschauerreaktion zum Trotz, ließ es sich Michelangelo Antonioni nicht nehmen seine Trilogie über das Leben moderner Paare im Europa der Nachkriegszeit nach Die mit der Liebe spielen fortzusetzen. Die Nacht lautet nun also der Titel des zweiten Teils, der sich überaus konsequent daran versucht, die Meditation über die Schönheit und Poesie von Einsamkeit und Entfremdung weiter voranzutreiben. Wieder dabei ist auch Monica Vitti, Antonionis Muse und prägendes Gesicht vieler seiner großartigen Werke. Einmal mehr verzichtet der spätberufene Italiener auf eine klassische Dramaturgie respektive gesetzte Bilder und tobt sich formal aus, um den optimalen Ausdruck für seine Bedürfnisse zu finden.

Im Gegensatz zu seinem direkten Vorgänger, Die mit der Liebe spielen, rückt der Tod in Die Nacht nun deutlich physisch präsenter in den Film. Während die Figuren zuvor einfach verschwunden sind, eine Praxis, die mit den gleichen Resultaten arbeitet, aber an völlig andere Emotionen geknüpft ist, scheiden sie nun wirklich greifbar aus dem Leben. Schon der Krankenbesuch zu Beginn des Films bringt dies in seiner morbiden Stimmung auf den Punkt und wenn am Sterbebett Champagner gereicht wird, dann wird deutlich, auf welche Weise Antonioni den Tod zelebriert. Nicht als Sehnsuchtsort, aber doch als Ausweg, als etwas, das in seiner Abgeschlossenheit bewundert werden kann und darf. Und gerade für Menschen, die an ihrem eigenen Leben ohnehin nur als Beobachter teilnehmen, übt dieser Gedanke eine brüchige Faszination aus.

Doch auch das Motiv des Verlorengehens greift Antonioni ein ums andere Mal wieder auf. Schon in einer ihrer ersten gemeinsamen Szenen befinden sich Giovanni (Marcello Mastroianni) und Lidia (Jeanne Moreau) in einem engen Fahrstuhl, stehen sich gegenüber, doch sind unfähig einander in die Augen zu blicken. Wenn sie dann fortan ziellos aneinander vorbeischlendern, dann wird die Unausweichlichkeit des Endes bereits vorweggenommen. Lidia streift durch eine baufällige Großstadtkulisse, Autos stehen im Stau, Hinterhöfe sind verlassen und die Wände offenbaren tiefe Risse. In diesem Stillstand wird einmal mehr deutlich, wie Antonioni die Kulisse als Sinnbild für das Innenleben seiner Figuren begreift und diese sich streng genommen durch ihre eigene Psyche kämpfen. Doch was sehen diese Menschen, wenn sie in den Spiegel blicken?

Im ausgedehnten Finale des Films findet Antonionis ohnehin makelloses Gespür für Ästhetik ihren Höhepunkt. Eine Villa aus Glas wird zum Brennpunkt der Gefühle, schön und doch so zerbrechlich, eine Party der Abgesang auf ein dekadentes und bedeutungsloses Leben. Die Gäste sind fremd in der Masse, schielen auf Exzess und erzwingen damit eine oberflächliche Glückseligkeit, die deutlich mehr mit Zerstreuung als mit Erfüllung zu tun. Der Raum ist nicht leer, er ist angefüllt mit Leere. Je weiter der Abend voranschreitet, desto deutlicher wird, dass die Gefühle dabei nur stillstehen. Irgendwann ist die Party zu Ende, was bleibt sind Tränen und Einsamkeit.

Fazit

In „Die Nacht“ muss ein voneinander entfremdetes Pärchen die schmerzhafte Erfahrung machen, dass Zärtlichkeit oftmals nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Schon das ziellose Treiben durch ein baufälliges Stadtbild schickt die Perspektiv- und Ausweglosigkeit der bröckelnden Beziehung voraus. Wenn dann in einer gläsernen Villa die Blicke nur noch verschwommen durch Scheiben und Spiegel dringen, dann wird die Unmöglichkeit zwischenmenschlicher Verbindungen schmerzhaft deutlich.

Kritik: Dominic Hochholzer

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