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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Draufgänger Jonathan (Jack Nicholson) und der eher schüchternen Sandy (Art Garfunkel) haben seit dem College in erster Linie ein Gesprächsthema: Liebe und Sex. Diese Thematik behalten sie jahrelang bei und erörtern ihre Vorlieben und Erfahrungen immer noch miteinander, während sie schon längst erwachsene Männer sind. Sie lernen verschiedene Frauen kennen, die sie jedes Mal nach ihren ganz persönlichen Maßstäben beurteilen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Für die damalige Zeit war Carnal Knowledge - Die Kunstzu lieben ein äußerst kontroverser Film, weil er sich ausgiebig mit der Thematik der Sexualität befasst und eine obszöne Sprache verwendet. Was heute niemanden mehr schockiert, war 1971, als der Film erschien, noch problematisch und der Regisseur Mike Nichols (Wer hat Angst vor Virginia Woolf?) brach mit dem Film sämtliche Tabus. Carnal Knowledge - Die Kunst zu lieben befasst sich mit zwei zunächst „jungen“ Männern, die ihre Sexualität und Beziehungen zu den Frauen für sich entdecken. Jack Nicholson (Die Wutprobe) und Art Garfunkel (Studio 54) spielen ihre Rollen sehr überzeugend, auch wenn es ziemlich lächerlich wirkt, wenn zwei Männer, die äußerlich wie Mitte dreißig aussehen, vorpubertäre Gespräche über „große Titten“ und ihr bevorstehendes erstes Mal führen. Jack Nicholson war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten mindestens 33 Jahre alt und egal, was für ein guter Schauspieler er ist, man kauft ihm äußerlich keinen jungfräulichen Jüngling mehr ab. Der Regisseur hatte offenbar ein Faible dafür, jüngere Rollen mit deutlich älteren Schauspielern zu besetzen, wie er schon zuvor mit der Besetzung von Dustin Hoffman für Die Reifeprüfung bewies.

Im Laufe des Films, als die beiden Hauptdarsteller erwachsene Männer spielen, wirkt ihr Schauspiel viel authentischer. Besonders bei Jack Nicholson passt endlich sein Schauspiel zu seiner äußeren Erscheinung. Er verkörpert ausgezeichnet die Rolle eines unangenehmen Zeitgenossen, der die Frauen nur auf ihr Äußeres reduziert und ins Bett kriegen möchte. Art Garfunkel dagegen spielt eine viel entschwächtere Version eines ebenfalls vom Patriarchat verseuchten Individuums, der auf den ersten Blick, als harmloser, netter Kerl durchgeht, aber in Wirklichkeit ein genauso frauenverachtendes Verhalten an den Tag legt und seine noch unentschlossene Freundin mit „romantischen“ Äußerungen, wie „Es wird uns nicht erspart bleiben, da müssen wir schon durch“ zum Geschlechtsverkehr drängen möchte.

Carnal Knowledge - Die Kunst zu lieben ist ein erschreckendes Zeitzeugnis der fünfziger und sechziger Jahre, einer Zeit, in der die Frauen als willenlose, geistlose Körper und Anhängsel der Männer galten. Der Regisseur behandelt diese Thematik derart unreflektiert, dass der Film aus heutiger Sicht nur schwer zu ertragen ist. Hier wird Misogynie, Sexismus und Patriarchat gefeiert und als Akt der männlichen Emanzipation dargestellt. Carnal Knowledge - Die Kunst zu lieben spiegelt geballte Männlichkeit wider, ohne auch nur ansatzweise die Sicht der Frauen darzustellen. Die Frauenbilder, die in dem Film in Erscheinung treten, sind nichts weiter als eine, von einem Mann gezeichnete Karikatur, ein Abbild männlicher Fantasien, in denen die Frauen entweder gute Bettgespielinnen oder perfekte Hausfrauen sind.

Man kann einen Film allerdings nicht losgelöst von der zeitlichen Epoche betrachten und Ann-Margret (Blonde), die Bobbie verkörpert, sprach mit ihrer Darstellung, einer vom Heiraten besessen Frau, bestimmt vielen Frauen aus der Seele. Emotional und stark spielt sie ihre Rolle in diesem zynischen, frauenverachtendem Film, der von männlicher Überlegenheit nur so trieft. Wenigstens wurde Ann-Margret für ihren Einsatz mit dem Golden Globe ausgezeichnet und für den Oscar nominiert. Jack Nicholson und Art Garfunkel wurden für ihre Darbietungen zu Recht für den Golden Globe nominiert. Jack Nicholson gibt in seiner Rolle als Jonathan einen guten Macho ab. Nur schade, dass der Film an keiner Stelle das frauenverachtende Verhalten hinterfragt.

Ein interessanter Aspekt des Films ist die Aufnahme der Reaktionen, der sich eigentlich im Hintergrund befindenden Figuren, während das Hauptgeschehen aus dem Off zu hören ist. Was diesen Film noch besonders macht, ist seine kammerspielartige Form und die Konzentration auf die Gesichter, wobei die Dialoge oft wie Monologe wirken, weil derjenige, der spricht, lange im Bild bleibt und man den Gesprächspartner zwischendurch gar nicht einblendet. Der Regisseur bemüht sich nicht um wechselnde Perspektiven oder schnelle Schnitte, die der Film in der Tat gar nicht braucht. Mike Nichols lässt seinen männlichen Figuren Zeit, sich ordentlich zu entfalten. Den weiblichen Figuren bleibt meist die Rolle der Zuhörerinnen vorbehalten und wenn sie mal reden, dann überwiegend vom Sex oder Heirat. Worüber soll sich denn eine Frau in den 60er Jahren schon unterhalten? Klischeehafter geht es schon fast gar nicht. Carnal Knowledge - Die Kunst zu lieben löst beim Zuschauer gemischte Gefühle aus: Mike Nichols macht technisch alles richtig und besetzt gute Schauspieler, die ebenfalls alles richtig machen und auch der Kameramann macht einen guten Job. Alles ist auf den ersten Blick stimmig und gut gemacht, aber im Ergebnis hat man trotzdem einen zynischen, frauenverachtenden Film, was sich einfach nicht leugnen lässt.

Fazit

"Carnal Knowledge - Die Kunst zu lieben" ist ein frauenverachtender, Misogynie, Sexismus und Patriarchat feiernder, aus heutiger Sicht nur schwer zu ertragender Film. Jack Nicholson spielt allerdings sehr überzeugend die Rolle eines zynischen Machos, der in den Frauen nur Sexobjekte sieht. Leider übernimmt der Film völlig unreflektiert die Sichtweise seines Protagonisten und degradiert Frauen entweder zu „Fickmaschischen mit großen Titten“ oder zu guten Hausfrauen. Trotz der zynischen und abstoßenden Art glänzt der Film mit seiner kammerspielartigen Form und interessantem Fokus auf die Gesichter der Figuren, die eigentlich nur Beobachter sind und das Hauptgeschehen, das akustisch im Off stattfindet, betrachten.

Kritik: Yuliya Mieland

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