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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Benjamin Braddock ist soeben mit dem College fertig geworden, fast 21 Jahre alt, und hat keinen Plan, was er jetzt anstellen soll. Ein Leben lang den "Ratschlägen" seiner Eltern gefolgt und sich immer brav engagierend, muss Benjamin nun erstmals selbst entscheiden, wie's für ihn weiter gehen soll - und ist komplett ratlos. Mitten in diese Sinnkrise platzt Mrs. Robinson, eine Freundin von Benjamins Eltern, die ihm ein unmißverständliches Angebot macht: Ich will dich, ruf mich einfach an und sag mir wann und wo. Nach anfänglichem Zögern nimmt Ben diese offene Einladung zu einer Affäre an und lebt zwischen Swimmingpool und Hotelzimmer ziellos in den Tag hinein. Bis Elaine, Tochter der Familie Robinson, heimkehrt, und sich die beiden jungen Leute gegen den ausgesprochenen Willen von Mrs. Robinson ineinander verlieben.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das Poster von „Die Reifeprüfung“ besitzt inzwischen eine gar ikonographische Valenz: Ein unverbrauchter Dustin Hoffman blickt wie arretiert auf das langgestreckte, in eine dunkle Nylonstrumpfhose gekleidete Bein Anne Bancrofts: Dieser Moment wird im Film noch von entscheidender Sinnhaftigkeit gestaltet sein, markiert er doch das sexuelle Erwachen eines jungen Mannes, der sich weder gesellschaftlichen Paradigmen beugen möchte, noch genau weiß, wohin ihn diese auch mit affektiven Handlungen angereichte Rebellion schlussendlich eskortieren wird – Er nimmt das Leben, wie es ihm der Mut des Augenblicks serviert. Längst hat „Die Reifeprüfung“ Wurzeln geschlagen und sich in den aufgelockerten Boden unserer Popkultur gebohrt, Bilder, Zitate, Posen: Alles hat seinen rechtmäßigen Platz in der Alltäglichkeit gefunden und wird nicht zuletzt als stilvoller Aufdruck auf T-Shirts durch die Weltgeschichte getragen. Aber worin liegt er eigentlich, der Reiz, der „Die Reifeprüfung“ seit jeher umwittert, was macht Mike Nichols zweite Regiearbeit nach „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ so wertvoll?

Es ist die thematische Zeitlosigkeit, mit der „Die Reifeprüfung“ Generation um Generation anspricht. Benjamin Braddock hat seinen College-Abschluss mit ausgezeichneten Noten in der Tasche, seine Eltern (Katherine Ross, William Daniels) scheinen vom Stolz übermannt und schmeißen eine zünftige Party zur Feier ihres Sohnemannes. Wird Benjamin aber darauf angesprochen, wie es denn nun eigentlich weitergehen soll, würde er am liebsten das Weite suchen, antwortet nur der Höflichkeit wegen, wenn auch unbeholfen, und verstärkt seine Orientierungslosigkeit durch ein kurzes, ruckartiges Schulterzucken. Und hier liegt uns ein Gesichtspunkt vor, dessen Stellenwert sich aus einer gar universellen Größe speist: Wohin wird der eigene Weg führen, wenn ich die Schule abgeschlossen habe und werde ich richtig wählen, wenn es um meine Zukunft geht? Bin ich überhaupt schon in der Lage derlei gewichtige Entscheidungen zu fällen, wo ich doch überhaupt nichts vom Leben mitbekommen habe? Bin ich letztlich wirklich in der Verfassung, meine Eltern sowie mein direktes Umfeld zu enttäuschen, in dem ich ihre Erwartungen durchkreuze?

Die Hörner solle er sich erst einmal abstoßen, wird ihm von einem Gast auf der Party geraten. Ein anderer Besucher faselt irgendetwas von „Plastik“. Und da, in dieser beinahe beiläufigen Sequenz, liegt der Schlüssel zur Wahrhaftigkeit: Man darf kein „Plastikmensch“ werden, der sich und sein Glück stetig am materiellen Reichtum misst, sondern muss das Leben nach seinen individuellen Bedürfnisse auskosten, auch wenn das impliziert, einen Affront gegen das von weißhaariger Moral gesteuerte Establishment anzustiften: Es bringt nichts, den drögen Illusionen seiner Ahnen hinterherzuhinken. „Die Reifeprüfung“ fängt dieses Gefühl von Überforderung, Unsicherheit, den steinigen Schritt vom Erwachsen-werden und Erwachsen-sein so maßgeschneidert ein, dass sich jeder, der Zukunftsperspektiven schon einmal im Nebel verschwinden hat sehen, zwangsläufig wiederspiegelt. Im Kontext seiner zeitlichen Entstehung besitzt „Die Reifeprüfung“ als bravouröse Gesellschaftssatire eine schon subversive Dimension, nicht zuletzt dank der katalytischen Affäre zwischen einem schüchternen jungen Mann und einer weitaus älteren, vom Schicksal enttäuschten Frau. Ein bedeutsames New-Hollywood-Opus.

Fazit

„Die Reifeprüfung“ darf sich heute als brandaktuelles Werk ansehen lassen. Sein reflektierter Coming-of-Age-Topos findet in jedweder Generation Anklang: Wer bin ich und wie sieht meine Zukunft aus? Darüber hinaus ist das popkulturelle Unikum inszenatorisch tadellos und mit dem schüchtern-nervösen Dustin Hoffman als Identifikationsplattform hervorragend besetzt. Ein großer, die Zeiten überdauernder Film.

Kritik: Pascal Reis

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