Inhalt
Captain Harrod hat sich in die attraktive Lou Woodard verliebt und denkt an Heirat. Unglücklicherweise schmiedet der Armeescout Sol Rogers dieselben Pläne. Während Lou sich nicht entscheiden kann, schlägt Sol vor, die Sache mit Fäusten auszutragen. Doch Harrod zieht sich enttäuscht von Lou zurück und konzentriert sich ganz auf die Ausbildung seiner Rekruten. Die vor kurzem erst in die Armee eingetretenen Männer können kaum reiten und schießen, als der ruhmsüchtige General McCabe mit ihnen bereits zu einem groß angelegten Feldzug gegen die Indianer auszieht. Harrod erhält den Auftrag, mit seinen unerfahrenen Leuten eine Vorhut zu bilden. Als Harrod in einen Hinterhalt gerät, verweigert der General die versprochene Verstärkung.
Kritik
Ursprünglich sollte Die glorreichen Reiter der dritte Kinofilm des damals aufstrebenden Sam Peckinpah werden, doch um ein Haar hätte er seine Karriere auf der großen Leinwand sogar frühzeitig beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. Peckinpah hatte das Script nach einer Novelle von Hoffman Birney bereits verfasst und wird auch noch als alleiniger Autor in den Credits genannt, der versprochene Regieposten wurde ihm jedoch vom produzierenden Studio Levy-Garnder-Laven entzogen und Arnold Laven (Das letzte Kommando) übernahm den Job kurzerhand selbst. Der Grund: Peckinpah war stinksauer, dass sein Vorgängerwerk Sierra Charriba radikal gekürzt und umgeschnitten wurde (was man diesem vielversprechenden Projekt leider auch deutlich anmerkt). Die Herren nahmen noch als Abschiedsgeschenk das fertige Script und setzten ihn vor die Tür, der schlechte Ruf des undankbaren Querulanten und Unruhestifters blieb an ihm kleben. Vier Jahre sollte es dauern, bis er sich mit viel angestauter Wut im Bauch mit The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz zurückmeldete. Vielleicht ein notwendiges Tief, denn ab dann wurde er erst wirklich zum radikalen, kritischen Zyniker und Meisterregisseur, der einige Jahre darauf mit Pat Garrett jagt Billy the Kid der Filmwelt einen weiteren brillanten Spätwestern-Abgesang bescherte.
Die später so prägnante Handschrift von Sam Peckinpah trägt Die glorreichen Reiter noch längst nicht, ausgenommen im negativen Sinne und dem etwas diskutablen Frauenbildes. Senta Berger (Steiner – Das eiserne Kreuz) ist wie immer eine Augenweide und eine ganz wunderbare Schauspielerin, ihre Rolle dagegen ganz und gar nicht. Hübsche Witwe kann sich nicht entscheiden, wen sie denn am liebsten hat und wartet eher darauf, dass ihr die Mannsbilder im privaten Duell diese schwierige Entscheidung abnehmen. Frauen: Hübsch, aber willensschwach, zumindest emotional flexibel. Naja. Diese drösige Dreiecks-Krisel-Romanze auf Seifenoper-Niveau ist sogar ein wichtiger Bestandpunkt des Plots, der sich eigentlich mit der Ausbildung einer ziemlich unfähigen Einheiten frischer Rekruten beschäftigt, die auf den Feldzug gegen eine schier übermächtige Sioux-Armee vorbereitet werden soll. Auch das fällt weder besonders aufregend, innovativ und eher arg antiquiert aus. Kritik an militärischen Gebaren wird nur auf einzelne Buh-Mann-Personen beschränkt, als wenn sonst alles spitze wäre. Über die noch schlimmere Rolle des weißen Mannes im Allgemeinen wird gar kein reflektiertes Wort verloren. Die Indianer sind der Feind. Punkt.
Aufgelockert wird das Ganze durch ein paar zünftige Faustkämpfe mit Comedy-Faktor und James Caan (Der Pate) hat die Ehre den großmäuligen, amüsanten Sidekick zu geben, der mit seinem Charisma den beiden steifen, eigentlichen Hauptdarstellern Tom Tryon (Der längste Tag) und Harve Presnell (wurde erst jenseits der 60 z.B. mit Rollen in Fargo wirklich interessant) locker die Butter vom Brot stibitzt. Gut ¾ der Laufzeit von Indianern keine Spur, das Aufeinandertreffen gehört exklusiv dem großen Showdown. Und gerade bei dem wäre es so spannend gewesen, was Sam Peckinpah daraus gemacht hätte. Denn selbst ohne ihn ist das mühelos das Highlight des Films. Handwerklich astrein inszeniert, mit aufwändigen Set Pieces und famosen, dynamischen Aufnahmen des durchgehend auf hohem Niveau agierenden Kameramanns James Wong Howe. Mag alles bisher dramaturgisch dürftig, banal, vorhersehbar und altbacken sein, allein mit dieser Performance schindet das Ganze für den Moment absolut Eindruck. Reicht natürlich niemals, um insgesamt den Karren aus dem Dreck zu ziehen, aber er versumpft dadurch nicht in kompletter Belanglosigkeit. Wo er an und für sich zwangsläufig gar nichts zu suchen hätte, wäre er nicht so bieder, vorsichtig und anpassungsbemüht über die gesamte Laufzeit, anstatt mal ordentlich über die Stränge zu schlagen.
Fazit
Technisch ist „Die glorreichen Reiter“ prima und wer weiß, was Sam Peckinpah daraus gemacht hätte. Aber wie gesagt, lieber so ein Rückschlag, wenn aus dieser Frustration tatsächlich sein späteres Schaffen entsprang. Das Endprodukt sieht gut aus, ist inhaltlich aber dürftig mit starkem Hang zum Kitsch und generiert erst auf den letzten Meter echte Schauwerte. Quasi die Belohnung für den Rest. Schlecht ist das objektiv betrachtet nicht, aber zwischen so was und einem guten Film liegt trotzdem noch eine Menge Spielraum. Hübsch, aber überflüssig.
Autor: Jacko Kunze