Inhalt
Acht noch minderjährige Jugendliche erhalten in den letzten Kriegstagen 1945 den völlig sinnlosen Befehl, ein Brücke bei einer Kleinstadt im Bayerischen Wald vor den anrückenden Amerikanern zu verteidigen. Mit patriotischem Enthusiasmus und Begeisterung glauben sie, ihren Auftrag erfüllen zu müssen. Erst nachdem einer nach dem anderen bei der Verteidigung der Brücke sein Leben lassen muss, wird die Sinnlosigkeit des Befehls offenkundig.
Kritik
"Die Brücke" basiert auf dem gleichnamigen 1954 veröffentlichten autobiografischen Roman von Manfred Gregor und beschreibt die Tragödie einer Gruppe von sieben Schülern, die kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs den wahnwitzigen Befehl erhielten, eine strategisch unbedeutsame Brücke gegen die vorrückenden Amerikaner zu verteidigen. Naiv und unerfahren wie die jungen Soldaten sind, setzen sich die Jugendlichen in einer idyllischen bayrischen Kleinstadt einem völlig sinnlosen Sterben aus.
Dabei stürzt sich der Film nicht gleich in Kampfhandlungen, sondern nimmt sich viel Zeit die sieben Freunde ausführlich zu beleuchten. So erhält jeder nicht nur seine ganz individuellen Charakterzüge, sondern alle befinden sich in einer speziellen Ausgangssituation. Zwar sind die Buben im Nationalsozialismus aufgewachsen und gar nicht fähig, das Regime zu hinterfragen, jedoch haben alle zutiefst menschliche Bedürfnisse nach Liebe, Anerkennung, Freundschaft und Respekt. Bis sie der Einberufungsbefehl der Wehrmacht erreicht, scheint ihr Leben alltäglich. Alle gehen zur Schule, schauen Mädels hinterher, bauen in ihrer Freizeit an einem Boot und bunkern heimlich Schnaps.
Da wäre zum Beispiel der stattliche Jürgen, Sohn eines Offiziers, der seinem Vater nacheifern und selbst zum Helden werden will. Oder Klaus, der gerade dabei ist sich in ein Mädchen zu verlieben und dem der Krieg nun gar nicht recht kommt. Walter, dessen Vater in Nazimachenschaften verstrickt ist und der nun seine Flucht vor dem anrückenden Feind plant. Sigi, der von allen belächelt wird, weil er sensibel und schmächtig ist. Karl, für den die Einberufung einen Grund liefert, von daheim zu fliehen, da sein Vater eine Liebesbeziehung mit dem Dienstmädchen hat, für das er selbst schwärmt. Alle Charaktere bekommen stark individuelle Züge, jeder steckt in einer anderen Lage als der Krieg sie schließlich einholt. Das sorgt nicht nur für eine spannende Gruppendynamik, sondern zeigt auch auf mehreren Erzählebenen die Sinnlosigkeit des Krieges. Für alle sieben Buben nimmt sich der Film gleich viel Zeit und das beansprucht die erste Hälfte der Handlung. Aus dramaturgischer Sicht ist dies aber wichtig und notwendig, denn umso deutlicher wird später, wie schamlos die jugendliche Unbefangenheit für die Gräuel des Krieges missbraucht wird. Bis es schließlich zu ersten Kriegshandlungen kommt, hat sich bereits eine sehr bedrückende Atmosphäre aufgebaut.
„Die Brücke“ wird neben „Das Boot“ als einer der wichtigsten deutschen Antikriegsfilme angesehen. Er gewann den Golden Globe und war 1960 sogar für den Auslands-Oscar nominiert. Auch heute noch wird der Film an vielen Schulen im Geschichtsunterricht gezeigt und drückt in drastischen Bildern die ganze Sinnlosigkeit des Krieges aus. "Die Brücke" wurde zum bekanntesten Werk in der Karriere von Regisseur und Schauspieler Bernhard Wicki und erregte allein deshalb Aufmerksamkeit, weil mit seinem bitteren Kriegsrückblick und damals heftigen Gewaltszenen unerwartet drastisch in die heile Welt der Heimatfilme einbrach.
Aus unserer heutigen aufgeklärten Sicht wirkt „Die Brücke“ sicherlich nicht mehr so schlimm und grausam wie damals. Nicht nur, dass wir in Sachen Gewalt mittlerweile völlig abgestumpft sind, auch dürfte es jungen Zuschauer sicherlich schwer fallen, sich mit den Jugendlichen von damals identifizieren zu können. Nur schwer nachvollziehbar ist es, wie die nur wenige Tage trainierten Soldaten so dumm sein konnten, eine Brücke, die ohnehin gesprengt werden sollte, gegen anrollende Panzer zu verteidigen. Ist man nicht fähig, sich in die Charaktere und ihre Beweggründe einfühlen zu können, verliert der Film auf emotionaler Ebene ein gutes Stück an Intensität. Es schadet also nichts, sich vorab mit den historischen Gegebenheiten ausführlich auseinander zu setzen. Denn es gibt wenige deutsche Filme, die so deutlich zeigen, wie ein falsch propagierter Idealismus zu völlig übertriebenem Heldenwahn und dem sinnlosen "Tod für das Deutsche Vaterland" führen.
Die Botschaft, die der Film dem Zuschauer einbläut, ist jedoch damals wie heute aktuell und wichtig.
Regisseur Bernhard Wicki suchte für „Die Brücke“ junge unverbrauchte Gesichter und vereinigte am Ende einige Darsteller, die heute einen gewissen Prominentenstatus besitzen. Fritz Wepper wurde später vor allem als "Harry" mit der Serie "Derrick" bekannt. Volker Lechtenbrink wurde zum bekannten Schlagersänger und ist nach wie vor als Schauspieler und Sprecher tätig. Frank Glaubrecht dürfte als deutsche Stimme von Stars wie Kevin Costner, Pierce Brosnan und Al Pacino bekannt sein. Sie alle machen einen mehr als guten Job, was wohl auch daran lag, dass Wicki seine Jungdarsteller während der Dreharbeiten mit harter Hand führte und auch nicht vor Ohrfeigen zurückschreckte, um echte Tränen vor der Kameralinse zu haben.
Aus heutiger Sicht nach wie vor sehr professionell wirkt auch die Inszenierung. Sei es der Schnitt, der sich jederzeit passend dem Tempo im Film anpasst, kreative Kameraeinstellungen oder perfekt ausgeleuchtete Nachtszenen. Umso beeindruckender ist das, wenn man an die begrenzte Technik von damals denkt. Gefilmt wurde vor allem in der Pfalz und man konnte auf viele Utensilien der Kriegszeit zurückgreifen, was dem authentischen Look nur zuträglich ist.
Fazit
„Die Brücke“ zeigt auf erschreckend realistische Weise die ganze Sinnlosigkeit des Krieges. Es gibt keine Helden oder Gewinner, nur Verlierer.
Abseits des Kriegsschreckens vermag es Regisseur Wicki plausibel zu beleuchten, wie sich die Menschen damals von der menschenverachtenden Ideologie der Nazis beeinflussen ließen. Filme wie „Die Brücke“ sind ein kleiner Beitrag dazu, derlei erneut aufkeimenden Gedanken entgegen zu wirken.
Über das 2008 veröffentlichte Pro7-Remake legen wir besser den Mantel des Schweigens.