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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Sowjetischer Abenteuerfilm des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa aus dem Jahr 1975, der 1976 als bester fremdsprachiger Film mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Kritik

Im künstlerischen Leben von Akira Kurosawa (Ran) war das Thema des Humanismus stets von größter Wichtigkeit. Die einzige sowjetisch-japanische Koproduktion des Filmemachers, und sein einziger Film, der den Oscar als bester fremdsprachiger Film gewann, führt die Zuschauerschaft zurück zu ihren Wurzeln. In die Natur, aus der sie entsprungen ist. Der Film basiert auf einer Erzählung über Dersu Uzala, einen Kirgisen, der sein Leben in der Wildnis verbrachte und einem zivilisierten Wissenschaftler in Begleitung einiger Soldaten mehrfach das Leben rettete. Kurosawa erzählt dabei eine Freundschaft zweier Männer aus unterschiedlichen Lebenslagen und Hintergründen und wie diese sich über Jahre hinweg entwickelt. Zwei unvereinbare Lebensmodelle finden zusammen - mitten im Kalten Krieg.

Der Film beginnt in den schönsten Wäldern in den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in der sowjetischen Taiga. Kurosawa zeigt die Wälder wie malerische Kunstwerke ihrer Zeit. Während sie industriell abgeholzt werden. Hier wird bereits angedeutet, was später zwischen den beiden Protagonisten etwas deutlicher ausgesprochen wird. Der Mensch und die wahnhafte Industrie laufen Hand in Hand in ihr Verderben und halten sich dabei gegenseitig glücklich die Augen zu. Das manifestiert sich beispielsweise in der Situation: Je mehr Bäume abgeholzt werden, desto weiter wächst die Zivilisation. Je weniger Bäume stehen, desto schneller sinkt die Lebensfähigkeit des Menschen. Je mehr Tiere geschossen werden, desto mehr Menschen können essen. Je mehr Tiere geschossen werden, desto schneller hat niemand mehr Nahrung. Das Paradoxon des menschlichen Fortschrittes.

Der Erzähler der Geschichte, ein russischer Wissenschaftler, wandert in die Taiga, um „Messungen“ durchzuführen. Er gibt also an, vordergründig etwas über die Natur zu wissen - und schaut dann mit offenem Munde zu, wie Dersu Uzala Fußspuren liest, das Wetter vorhersagt und aus Pflanzen einen luft- und kältedichten Unterschlupf baut. Für den Wissenschaftler ist die Natur zunächst voller Bedrohung, voller Gefahr und schwarzer Magie. „Hier könnten sich die Hexen zu ihrem Sabbat vereinen“ schreibt er in sein Tagebuch, kurz bevor Dersu aus der Dunkelheit auftaucht. Er liegt dabei in der Dunkelheit, nur das Lagerfeuer erhellt die Umgebung. Es lässt die Natur blutrot erscheinen; die kahlen Bäume sehen aus, als hätte man den Deutschen Expressionismus mit dem US-amerikanischen Terrorfilm der 70er Jahre vereint.

Uzala, der Kirgise hat keinen Plot, sondern erzählt in Intervallen Episoden aus dem Leben der beiden Männer. Menschen, die älter werden und damit den Gang der Natur nehmen und verschieden reagieren. Dersu verzweifelt, weil seine Augen schlechter werden. Er beschuldigt die Geister der Taiga, daran Schuld zu sein und flieht in die Zivilisation eines Dorfes. Dort wirkt Dersu wie ein Fremdkörper und hegt bald darauf wieder den Wunsch, in die Wildnis zurück zu dürfen. Kurosawa bildet hier eine schlaue Klammer. Er mahnt die Menschheit ohne erhobenen Zeigefinger zur Besinnung; sie müsse doch einsehen, dass sie aus Güte und Zufall der Natur lebt und nicht umgekehrt. Um dies in Kombination mit der Raffgier des Menschen, die auch in beschriebener ersten Szene bebildert wird, zu bringen, schafft Kurosawa eine Conclusio, in der die Vernichtung des Menschen auch gegen die eigene Spezies gerichtet wird.

Es bleibt zunächst undeutlich, wie sehr Kurosawa sich selbst mit Dersu identifiziert. Dies ändert sich jedoch schlagartig, sobald der Mann der Wildnis Anzeichen des Alterns aufweist. Mehr und mehr fällt dabei auf, wie der Regisseur selbst gesetzte Maßstäbe und eigene bildgestalterische Elemente neu untersucht und variiert. Manifestieren tut sich dies zum Beispiel am Himmelszeit, wenn Kurosawa, der mythologisiert erste Mann, der direkt in die Sonne filmte, die Lichter am Nachthimmel in den kräftigsten Farben zelebriert. Oder wenn er den tief gelegenen Horizont, der in seinem Film Ein streunender Hund noch alle Einsamkeit der Welt verdeutlichte, hier als wiedergeborene Hoffnung integriert. Was der Japaner jedoch immer beibehalten hat, ist die intelligente Integration der Hintergründe. Diese betten die Figuren nicht nur ein; sie kehren das Innigste heraus und offenbaren es der ganzen Welt.

Fazit

Mit „Uzala, der Kirgise" hat Akira Kurosawa einen Naturfilm geschaffen, der das Aufeinandertreffen zweier Welten zeigt. Ein Mensch aus der Zivilisation trifft auf einen aus der Natur. Letzterer wird als Hinterwäldler angesehen, als einer, der die Welt nicht versteht - dabei ist er der einzige, der nicht vergessen hat, was die Welt eigentlich ist. Die Geschichte nimmt mitunter recht naive Züge an, zeigt jedoch nach wie vor die technische Meisterschaft des Regisseurs und erinnert den Zuschauer an seine eigene Herkunft: Die Natur. Jene, die von ihren Kindern aufgefressen wird.

Kritik: Levin Günther

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