Inhalt
Die Sensationsreporterin Lori Tanner befreit bei einem illegalen Dreh den Rottweiler-Mischling Max aus einem Tierversuchslabor und nimmt den treuen, gut erzogenen Hund kurzerhand bei sich auf. Sie ahnt nicht, was sie sich da ins Haus geholt hat. Denn Max enthält dank Genmanipulation die wichtigsten Fähigkeiten verschiedener Tiere und wurde als perfekte, hochintelligente Kampfmaschine gezüchtet. Wenn seine Sedierung nachlässt, ist er nicht mehr zu stoppen…
Kritik
Tierhorrorfilme genießen allgemein nicht den besten Ruf, schon bevor Bullshit-Fabriken wie The Asylum oder der SyFy-Channel ihren Beitrag dazu geleistet hatten. Tatsächlich gibt es erschreckend wenig brauchbare Exemplare dieser Gattung, obwohl das Thema theoretisch verdammt viel hergibt. Der Weiße Hai oder Die Vögel sind nicht umsonst unbestrittenen Klassiker und Meisterwerke, selbst weniger geachtete Perlen wie Phase IV beweisen, wie man selbst mit Kleinstlebewesen eine Bedrohung apokalyptischen Ausmaßes auf die Beine stellen kann. Der Schlüssel zum Erfolg ist ganz einfach: Den Stoff ernst nehmen. Das machen die Wenigsten und manche kommen noch mit der nötigen Mischung aus Ironie und echtem Terror durch (Link, der Butler), was in seiner Gradwanderung fast noch schwieriger ist. So dümpelt der Tierhorror oft als verlachtes, billiges Genre-Stiefkind vor sich hin und um nun mal endlich auf Der Tod kommt auf vier Pfoten bzw. Man’s Best Friend (unter dem wesentlich besseren Originaltitel wurde er seinerzeit auch hier veröffentlicht) zu kommen: Der ist eher ein Kandidat für die Link-Kategorie, versteht es aber leider nicht, eine gesunde Mischung aus offenkundigem Blödsinn und echtem Horror hinzubekommen, obwohl er durchaus Potential dazu hat.
Hinter der ganz niedlichen Schale von Rottweiler Max schlummert in Wahrheit eine Gen-Cocktail-Kampfmaschine, zusammengerührt von Fressnapf-Frankenstein Dr. Jarret (Lance Henriksen, Harte Ziele), der nach Verlust des rüden Rüden in dezente Panik verfällt. Kein Wunder, denn wenn Max nicht mehr seine Gute-Junge-Dröhnung bekommt, erwacht das Tier in ihm. Oder eher DIE Tiere. Ausgestattet mit der Kraft eines Bären, der Geschwindigkeit und Robustheit eines Jaguars, der Tarnfähigkeit eines Chamäleons (besonders cool, kommt leider nur in einer Szene ganz kurz zur Geltung) und gar nicht so animalischen Extra-Talenten wie enorm gesteigerter Intelligenz oder Pipi, das jeden Hydranten wegätzt (oder welches Tier außer dem Alien kann das?) absolut unstoppable, der Universal Soldier aus der Hundehütte. Ein Paperboy-Schreck und Katzen-Deep-Throat, der bald den Hals nicht mehr voll bekommt und nach der Vergewaltigung der Collie-Dame von nebenan (wer weiß, von welchem Tier er seine Untenrum-Fähigkeiten spendiert bekommen hat…) wird es nur noch übler, da fällt Zufalls-Frauchen Lori (Ex-Teenie-Star Ally Sheedy, Breakfast Club – Der Frühstücksclub) aus allen Wolken.
Im schmucklos-unattraktiven Direct-to-VHS-Look lässt Man’s Best Friend schnell erkennen, dass man trotz der zumindest semi-prominenten Besetzung scheinbar wenig in den Film investieren wollte. Horrorfilme (ob mit Tieren oder ohne) hatten zur der Zeit keinen guten Stand, kaum zu übersehen. Was natürlich niemanden per se davon abhalten müsste, die trashige Prämisse zum launigen Event aufzublasen. Mit wenig Mut und Kreativität ausgestatte gibt es nur gelegentlich ein paar Momentaufnahmen, die den Spielraum kurz ausleuchten, grundsätzlich macht der Film aber viel zu wenig aus seinen absolut vorhandenen Möglichkeiten. Unentschlossen in welche Richtung es gehen darf schöpft der Streifen niemals seine Mittel aus. Zu gemäßigt in seinem Tempo, zu harmlos in seiner expliziten Direktheit, zu lieblos inszeniert, mit dem Hang zum wilden Unfug wäre hier einiges drin gewesen. Ein bärenstarker Einstein-Rottweiler, der Säure pisst! Super! Tja, hätte es werden können. Das so ein Biest selbst ohne „Superkräfte“ den ultimativen Überlebenskampf von der Leine lassen kann, bewies zehn Jahre zuvor Cujo in seinem furiosen Schlussakt, von dieser Dringlichkeit ist sein hochgezüchteter Kollege einige Pfotenlängen entfernt. Geringfügige Ansatzpunkte sind wenigstens erkennbar.
„Step away from my dog!“
Fazit
Eine für B-Movie-Verhältnisse ganz brauchbare Idee, aber ohne den nötigen Bums mit lauwarmen Wasser aufgegossen statt heiß aufgekocht. Zwei, drei brauchbare Situationen sind grob drin, sonst ein sehr belangloses Filmchen aus dem alten VHS-Keller, mit dem man nur noch lustlos Gassi geht, weil es sonst keiner tut.
Autor: Jacko Kunze