Inhalt
Im Anschluss an die schockierenden Gräueltaten, die sich am Gelände der Sweetzer Farm (siehe: „The Last Exorcism“) ereignet haben, entdeckt ein Pärchen die völlig verstörte Nell (starke Performance: Ashley Bell) in ihrem Haus und bringt sie in ein örtliches Krankenhaus. Von dort verschlägt es den Teenager in das Haus von Frank Merle (etwas unterfordert: Muse Watson), welches eine Art Auffangbecken für misshandelte Mädchen darstellt. Nach einigen Wochen scheint sich der Zustand von Nell zu verbessern. Sie beginnt zu arbeiten, knüpft erste Freundschaften und startet sogar eine zarte Romanze mit einem Jungen. Doch nach dieser kurzen Ruhephase beginnen sich abermals seltsame Ereignisse im Dunstkreis von Nell zu häufen.
Kritik
The really last Exorcism…for now
Daniel Stamms „The Last Exorcism“ war eine der Horrorüberraschungen des Kinojahres 2010. Mit einem Budget von gerade einmal zwei Millionen Dollar konnte der, von Eli „Hostel“ Roth produzierte, Found-Footage Streifen knapp 70 Millionen Dollar am weltweiten Kinomarkt erwirtschaften. Die Genreproduktion des Hamburger Regisseurs profitierte dabei vor allem von den starken Darbietungen von Patrick Fabian als desillusionierter Prediger und Exorzismus-Experte Cotton Marcus und Ashley Bell als vorgeblich besessene Farmerstochter Nell Sweetzer. Deren starkes Zusammenspiel wurde durch den interessanten Story-Kniff verstärkt, dass Reverend Marcus - begleitet von einer Reporterin und einem Kameramann - der Welt nicht den Nutzen von Exorzismen sondern das exakte Gegenteil beweisen wollte. Aus dieser für das Genre des Exorzismus-Films durchwegs ungewöhnlichen Herangehensweise und der beständig vorherrschenden Unsicherheit, ob eine dämonische Besessenheit oder aber ein psychisches Krankheitsbild für diverse Anfälle von Nell verantwortlich ist, speiste sich die Faszination des Erstlings.
Dank durchaus positiver Kritiken und klarerweise dank des immensen finanziellen Erfolges von „The Last Exorcism“ sollte es nicht einmal drei Jahre dauern, bis Produzent Eli Roth das zahlende Publikum mit einem direkten Nachfolger beglückt. Das Budget wurde dabei kurzerhand von zwei auf fünf Millionen Dollar erhöht, wobei auch diese Summe im Vergleich zu ähnlich gearteten Hollywoodfilmen ausgesprochen niedrig ausgefallen ist. Am Regiestuhl nahm dieses Mal anstelle des Deutschen Daniel Stamm der Kanadier Ed Gass-Donnelly Platz, der im Jahr 2010 mit dem Thriller „Small Town Murder Songs“ Aufmerksamkeit im Independent-Bereich erwecken konnte.
„The Last Exorcism Part II“ lässt sowohl den Found-Footage Aspekt der Vorgängerproduktion als auch dessen semidokumentarisch unaufgeregten Stil außen vor und konzentriert sich voll und ganz auf eine optisch möglichst ansprechende Umsetzung einer überaus traditionellen Exorzismusstory. Ganz im Stile von diversen Genre-Klassikern der 70er und 80er Jahre entwickelt sich die Spannung des Gezeigten folglich nur partiell aus der Frage inwieweit tatsächlich eine dämonische Kraft hinter den Albträumen und tödlichen Unfällen steckt, da dieser Umstand im Grunde von Beginn an als gegeben angenommen werden kann. Der Fokus der Inszenierung liegt zu einem Großteil auf den psychischen und physischen Veränderungen, die mit der Besessenheit einhergehen, auf der Frage, ob (bzw. weshalb) man dunklen Mächten Einlass in den eigenen Körper gewährt und auf dem finalen Exorzismus, um den Dämon schlussendlich wieder los zu werden - oder auch nicht. Dieser durchaus bekannte Ansatz wird routiniert (zu Beginn beinahe Independent-Drama-mäßig) umgesetzt, kann aber spannungstechnisch nicht mit dem innovativen Vorgänger gleichziehen. Dafür wird die wenig prickelnde Grundgeschichte einfach zu vorhersehbar und nach Schema-F konstruiert abgespult. Es gibt den Zusammenbruch, das Mädchenheim, den atheistischen Chef, der seine Lektion in Sachen Glauben noch zu lernen hat, die beinahe Katharsis, die erste Liebe, den Rückfall und den finalen Exorzismus. Alles schon einmal dagewesen. Jedoch zumeist weit besser und origineller inszeniert.
Womit der Film jedoch punkten kann ist die abermals beeindruckende Darstellerleistung von Ashley Bell, die das verletzliche Opfer ebenso realistisch verkörpert, wie die besessene Killerin. Der restliche Cast bleibt - wie bei solchen Produktionen üblich - eher farb- und belanglos, was jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt. Auch das nihilistische und vor allem unmissverständliche Ende ist, mit Ausnahme der damit einhergehenden wenig überzeugenden Effekt-Arbeit, überdurchschnittlich gut gelungen. Bild-, Sound- und Schnitttechnisch ist der Film ebenfalls tadellos und dem Found-Footage Vorgänger klarerweise überlegen. Filmtechnisch authentischer und somit spannender war jedoch mit Sicherheit der Erstling.
Fazit
„The Last Exorcism Part II“ ist ein leicht überdurchschnittlicher Genre-Streifen mit all jenen Standardschwächen, die Nachfolgeproduktionen im Horrorbereich zumeist an den Tag legen. Einer guten Hauptdarstellerin, einem innovativen Schlusstwist und einer routinierten technischen Umsetzung stehen eine vorhersehbare Standardstory, eine langatmige Inszenierung, ein belangloser Haufen Nebendarsteller und der Grundgedanke, dass eine Fortsetzung des Vorgängers an sich überflüssig war, gegenüber.
Autor: Christoph Uitz