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Inhalt

6. Juni 1944: Die Offensive der alliierten Truppen beginnt mit der Landung in der Normandie. Kriegsepos mit großem Budget und Staraufgebot. Realistisch in Szene gesetzt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wie viel Schauwert darf ein Kriegsfilm besitzen, um nicht als Kriegsverherrlichung durchzugehen? Oder, um es noch konkreter auf den Film zu münzen, um den es hier gehen soll: Welches Ausmaß an Schaulaufen verträgt ein Film, der sich mit der Landung der Alliierten in der Normandie und damit einem der schwerwiegendsten Kriegsereignisse der jüngeren Weltgeschichte beschäftigt? Das Filmepos Der längste Tag aus dem Jahre 1962 wirbt nicht nur mit einer stolzen Laufzeit von knapp drei Stunden, sondern auch mit der Länge der Schlange stehenden internationalen Weltstars vor und hinter der Kamera. Ein historisches Ereignis wie der Zweite Weltkrieg bietet sich an, um die Schauspielgrößen vieler Länder in einem Film zu vereinen. Es könnte dabei jedoch die berechtigte Frage aufkommen, was für die Filmemacher nun im Vordergrund stand: Das Schicksal von Millionen Menschen, welches mit den Ereignissen am 6. Juni 1944 verbunden ist, oder die Präsentation einer erstaunlichen Anzahl populärer Persönlichkeiten.

Unter der Leitung der drei Regisseure Ken Annakin (Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten), Andrew Marton (Wagenrennen in Ben Hur) und Bernhard Wicki (Die Brücke) entstand die filmische Nacherzählung der Invasion der Alliierten in der Normandie aus englischem, amerikanischem und deutschem Blickwinkel. Dabei gibt Der längste Tag sich Mühe, in einer Fülle von einzelnen Erzählsträngen der Komplexität des Kriegsgeschehens gerecht zu werden. Er gewährt sowohl einen Einblick in die militärischen Abläufe auf höheren Ebenen als auch in Einzelschicksale unter den einfachen Soldaten. Unter dem Anspruch, ein breites Panorama des Krieges zeichnen zu wollen, leidet jedoch die emotionale Involvierung des Zuschauers. Zwar spiegelt sich in der nahezu undurchschaubaren Aneinanderreihung von Szenen, die im Wechsel den Standpunkt der Engländer, Amerikaner und Deutschen zeigen, das Chaos der Ereignisse wider, doch es fehlt der Bezug zu den Figuren. Dies versucht der Film zu kompensieren, indem sich ein ums andere Mal ein bekanntes Gesicht plötzlich zur Kamera dreht und der Name sowie der militärische Dienstgrad der Figur eingeblendet wird. Wenn uns daraufhin (sofern wir mit der Riege der damaligen Weltstars bekannt sind) Namen wie John Wayne, Robert Mitchum, Richard Burton, Henry Fonda, Gert Fröbe, Curd Jürgens oder Sean Connery durch den Kopf schießen, entsteht zwar eine Freude des Wiedererkennens, aber keine Verbindung zum Filmcharakter oder der Geschichte.

Auch wenn der untergründige Personenkult einen bitteren Beigeschmack mit sich bringt, gelingt dem Film auch so einiges. Immerhin versucht Der längste Tag, den verschiedenen Blickwinkeln gerecht zu werden, und vermittelt damit eine Ahnung vom Ausmaß der Geschehnisse dieses längsten Tages im Juni 1944. Die Inszenierung besticht durch ihre detaillierte Darstellung und für die damalige Zeit technische Vollkommenheit. Bis Steven Spielberg die erste halbe Stunde von Der Soldat James Ryan drehte, dürften die Bilder der Landung der Alliierten in Der längste Tag wohl unangefochten an der Spitze realistischer Darstellungen gestanden haben. Nicht ohne Grund gewann der Film in den technischen Kategorien Kamera und Spezialeffekte im Jahr 1963 einen Oscar. So produzierte Hollywood hier einen der aufwändigsten und bestbesetzten Kriegsfilme der Filmgeschichte, der dazu einlädt, den Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges hautnah und so realistisch, wie es dem Medium Film zu der Zeit möglich war, mitzuerleben. Doch wenn Robert Mitchum sich am Ende genüsslich seine Zigarre anzündet und wie ein lässiger und über alles erhabener Kriegsgott in seinen Jeep hüpft, kommen wieder diese leichten Zweifel an der Angemessenheit der filmischen Nacherzählung historischer Ereignisse auf

Fazit

Unter der Regie dreier Regisseure entstand mit „Der längste Tag“ ein technisch beachtenswertes Kriegsepos, das die Landung der Alliierten in der Normandie aus englischer, amerikanischer und deutscher Sicht so detailgetreu wie möglich abzubilden versucht. Die Rollen wurden mit 48 internationalen Schauspielstars besetzt, was einen Moment des Erstaunens nach dem anderen mit sich bringt. Ob nun das Schaulaufen weltbekannter Darsteller oder eine ehrliche Aufarbeitung der Ereignisse sowie ein Plädoyer gegen den Krieg im Vordergrund stehen, ist zu beurteilen jedem selbst überlassen.

Kritik: Jonas Göken

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