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Weltmeisterschaft 1990. „Jetzt geht’s raus und spielt`s Fußball!“, sagt der Chef. Die Jungs wissen, was er meint. Als Franz Beckenbauer in den 60er-Jahren das Zaubern anfing, sah die Pille noch aus wie ein Medizinball. Auf dem Trikot stand nur eine Zahl und Fußball war das herrlichste Spiel der Welt. Von den Jugendtagen in München bis zum WM-Sieg 1990 in Italien begleitet „Der Kaiser“ den Aufstieg Franz Beckenbauers vom Spieler-Ass zur Trainer-Legende.

Seit dem 16. Dezember 2022 exklusiv auf Sky.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Sein Geburtstag ist im September, er selbst hat sich aus dem öffentlichen Leben seit einiger Zeit zurückgezogen und auch seine sportlichen Errungenschaften feiern kein Jubiläum. Und dennoch brachte Sky ihren Film über Rasenlegende Franz Beckenbauer Mitte Dezember 2022 für ihre Kunden heraus. Vielleicht haben die Verantwortlichen damit gerechnet, dass die menschenverachtende Fußball-WM in Katar doch noch ein winterliches Fußballfieber auslösen kann. Hat es nicht. Ob die mediale Beinah-Ignoranz gegenüber Der Kaiser damit zu tun hat? Möglich wäre es. Tatsächlich hat sich die Sky-Produktion große Aufmerksamkeit auch nicht verdient. Regisseur (Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft) und Autor Martin Rauhaus (Und wer nimmt den Hund?) liefern eine oberflächliche Anekdotensammlung rund um die Lichtgestalt des deutschen Fußballs.

Der Film erzählt von Beckenbauers Leben zwischen dem Beginn seiner Profi-Fußballkarriere beim damals noch regionalen Liga-Verein FC Bayern München und dem Titelgewinn der Fußballweltmeisterschaft 1990. Die fiktionalisierte Version des Kaisers, gespielt von (Oktoberfest 1900), übernimmt die Erzählung dabei meistens selbst, durchbricht hin und wieder auch die vierte Wand. Was etwa bei I, Tonya für einen gewissen Drive sorgt, erweist sich hier als schales Gimmick, welches nicht richtig durchgezogen wird. Den Statements des Film-Beckenbauers fehlt es an Schärfe und Schliff.

Zwar verzichtet der Film darauf, die vorgefallenen Verfehlungen der Legende schönzureden, eine wirkliche Wucht haben diese Momente aber nie. Steuerbetrug? Tja, der Franz ist halt ein Lausejunge. Allerlei unsympathische Überheblichkeiten? Ach, eigentlich ist der Franz doch ein ganz Lieber. Ehefrauen, die er im Film teilweise so harsch fallen lässt, wie heiße Kartoffeln? Der Franz ist halt auch ein echter Hallodri. Der filmischen Aufarbeitung eines überaus interessanten Lebens fehlt es an Distanz, Chuzpe und couragierter Tiefe. Im Grunde werden nur die wichtigsten Eckpfeiler der Karriere abgehakt und überaus vielschichtige Themen, wie etwa Beckenbauers Involvierung bei der Durchkommerzialisierung des Rasensports wird niemals wirklich befriedigend thematisiert. Immerhin: Längen schleichen sich niemals ein. Wie auch, das Biopic hat ein Tempo, das manchmal schon zu gehetzt und atemlos wirkt.

Neben seiner peripheren Erzählung steht dem Werk von Sky außerdem eine Sache nicht wirklich gut zu Gesicht: Der Look. Die Macher*innen wollen nationales Historienkino erschaffen, aber das Ganze sieht mehr aus, wie ein Fernsehspielfilm und gleichzeitig eine Revue von nachgeahmten Outfits der 1970er und 1980er-Jahre, sprichwörtlich getoppt von Perücken aus dem Kostümfundus. Die Dialoge verkommen dazu viel zu oft zu aufgesagten Krämpfen und muten so unorganisch an, als ob die Figuren Berichte aus dem Kicker oder Bild-Schlagzeilen rezitieren. Das ist nicht nur gefällig, sondern auch limitiert. Sollte Franz Beckenbauer eines Tages doch noch in die Öffentlichkeit zurückkehren, dann wird er wahrscheinlich einen guten Grund haben. Der Kaiser ist keiner.

Fazit

Narrativ wie künstlerisch hat „Der Kaiser“ nichts monarchisch an sich. Eine biedere Aneinanderreihung von großen Sport- und unreflektierten Charaktermomenten, fern von jeglichem Bestreben mehr zu sein, als eine oberflächliche Schönrederei einer Person, deren Erfolge wie Misserfolge eigentlich hätte mehr ergeben müssen, als dieses von Längen und wahrer Ambivalenz befreite Biopic.

Kritik: Sebastian Groß

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