Fußballbegeisterten braucht man wohl kaum zu erklären, wer Edson Arantes do Nascimento, alias Pelé, ist. Kaum jemand prägte den Fußball so mit wie er es tat, nicht umsonst gilt er als womöglich bester Fußballer aller Zeiten. Während es für Kollegen wie Zidane, Ronaldo oder Messi bereits einige Dokumentarfilme gab, bekommt Pelé nun einen richtigen Spielfilm spendiert, der es, zumindest außerhalb Deutschlands, in einigen Ländern auch in die Kinos schaffte.
"Pelé - Der Film" erzählt die Geschichte des jungen Brasilianers, der von Kleinauf die Liebe zum Fußball fand und mit 17 Jahren als jüngster Spieler des Teams bei der WM 1958 mitspielte, wo er für den Sieg Brasiliens über das Turnier maßgeblich mitverantwortlich war. Der Film umfasst also den Werdegang zum Superstar, nicht aber die Karriere selbst, die anschließend folgte und in welcher Pelé mit seinem Team noch zwei weitere Weltmeisterschaften gewinnen sollte. Dies ist eine andere Geschichte, die Kennern vermutlich ohnehin bestens bekannt ist. Somit bleibt die Kindheit im Fokus über einen Jungen, der aus ärmsten Verhältnissen stammt und sich in den Slums Sao Paulos durchschlagen musste. Quasi ein Stück weit Slumdog Millionaire, wenn auch mit deutlich positiverer Feel-Good-Note und nicht so umfangreich. Natürlich sollte man hier keine gänzlich akkurate Nacherzählung erwarten, der Film wird an diversen Stellen sicherlich zahlreiche künstlerische Eingriffe vorgenommen haben, um daraus eine abenteuerliche Geschichte zu gestalten, die mal mehr, mal weniger den tatsächlichen Ereignissen folgt, doch als kleines Fußball-Märchen funktioniert "Pelé - Der Film" überraschenderweise außerordentlich gut.
Das liegt zum einen an der überaus hervorragenden Produktion, die das Geschehen visuell und auch akustisch sehr ansprechend erscheinen lässt. Die Dokumentarfilmer Jeff Zimbalist und Michael Zimbalist zeigen ein gutes Händchen dafür, ihre Geschichte im angenehmen Tempo voranzutreiben, dabei stets für eine angenehme Stimmung zu sorgen und ihren Kameramann Matthew Libatique ("Requiem for a Dream", "Black Swan") all das in wunderschönen Bildern festzuhalten, kombiniert mir zahlreichen Spielereien wie Farbfilter oder Zeitlupeneffekte. Für die passende musikalische Untermalung sorgt währenddessen A.R. Rahman, der für "Slumdog Millionare" 2009 bereits zwei Oscars (Soundtrack und Song) mit nach Hause nahm und auch in "Pelé" nun den richtigen Ton trifft.
Der Cast, weitestgehend bestehend aus unbekannten Gesichtern, darf ebenfalls überzeugen. Als bekanntester Star ist Vincent D'Onofrio in einer Nebenrolle als Trainer mit an Bord, worin er insgesamt eine ganz gute Figur macht. Rodrigo Santoro taucht währenddessen nur kurz auf, ebenfalls bekommen wir für einen kleinen Augenblick den echten Pelé zu sehen.
Ob man nun fußballbegeistert ist oder nicht spielt im Grunde keine große Rolle für den Film, da man auch als Außenstehender leicht Zugang dazu findet und sich an der Geschichte, die den Kampf eines Underdogs gegen jede Erwartung und Wahrscheinlichkeit antritt, erfreuen kann. Wer sich nicht daran stört, dass der Film nach dem ersten WM-Sieg einen Cut macht und zuvor, spielfilmbedingt, etwas geschönt daher kommt, dürfte mit "Pelé - Der Film" seine Freude haben. Etwas schade ist nur, dass der Film im Original auf Englisch gedreht ist, nicht aber auf Portugiesisch, was das Ganze sicherlich authentischer gemacht hätte.