Inhalt
Im Jahr 1994 geht der 13-jährige Nicholas Barclay im texanischen San Antonio zum Basketball und kehrt nicht mehr zurück. Dreieinhalb Jahre später findet man in lebend, tausende Kilometer von zu Hause entfernt, in Spanien. Seine Familie ist überglücklich, den verlorenen Sohn wieder zurück zu haben. Erst als eine FBI-Agentin ihn befragt, hegt sie Zweifel an dieser wundersamen Fügung des Schicksals…
Kritik
Mit Der Blender – The Imposter feiert Regisseur Bart Layton, der zuvor lediglich im TV-Bereich tätig war, sein überaus erfolgreiches Leinwanddebüt. Nach seiner Premiere beim renommierten Sundance Filmfestival avancierte das Werk schnell zum Publikumsliebling auf zahlreichen weiteren Festivals und findet nun, knapp ein Jahr später, endlich seinen Weg zu uns, wenn auch leider nur ins Heimkino.
The Imposter behandelt eine wahre Geschichte, die in den Medien sowie bei den ermittelnden Behörden weltweit für großes Aufsehen gesorgt hat. Es wird in dieser Kritik bewusst vermieden, näher auf die Geschichte einzugehen, denn The Imposter entfaltet seine enorme Wucht vor allem dann, wenn man möglichst wenig darüber weiß.
Aufgezogen ist das Werk als Mischung zwischen Dokumentation und Spielfilm, stets wird zwischen Archiv-Material, nachgedrehten Spielfilmszenen und Interviews der Beteiligten gesprungen und das Ganze äußerst geschickt ineinander verwoben. The Imposter zieht den Zuschauer regelrecht in den Bann und lässt ihn zu keiner Minute mehr los. Schnell vergisst man, dass es sich hintergründlich um eine Dokumentation handelt, denn The Imposter fühlt sich wie ein Genremix zwischen emotionalen Drama und psychologischen Thriller an.
Bemerkenswert ist auch, wie sehr Regisseur Bart Layton die Grundidee der Geschichte aufnimmt und selbst mit dem Zuschauer spielt. Immer wenn man sich in Sicherheit wiegt, offenbart die Handlung neue, unglaubliche Ereignisse. Immer wenn man glaubt, Fragen beantwortet bekommen zu haben, werden neue aufgeworfen. The Imposter ist eine wilde Achterbahnfahrt durch eine Geschichte, die so unglaublich ist, dass sie sogar noch hinterher lange Zeit beschäftigen wird und Raum für eigene Interpretationen lässt.
Auch handwerklich ist The Imposter über jeden Zweifel erhaben. Der Spagat zwischen den drei oben genannten Quellen aus Archiv-Material, Spielfilmszenen und Interviews ist meisterhaft gelöst. Beeindruckend wird es, wenn sie nahtlos ineinander übergehen, so dass man beispielsweise in einer Szene noch Frédéric Bourdin im Close-Up direkt zur Kamera hin sprechend sieht, sein Voice-Over aber in die eingeblendeten Spielfilmszene mit übergeht und von Schauspieler Adam O’Brien, der darin den jüngeren Bourdin glaubhaft mimt, aufgegriffen wird und künstlich nachgesprochen wird. Das Ganze begleitet von einem effektiven Soundtrack und zahlreichen technischen Spielereien lässt The Imposter auch visuell sowie akustisch sehr hochwertig wirken.
Fazit
"Der Blender - The Imposter" mag im Kern zwar nach wie vor eine Dokumentation sein, fühlt sich jedoch wie ein spannender, psychologischer Hochglanzmix aus Drama und Thriller an. Je weniger man über die Handlung weiß, desto besser, denn dann zeigt "The Imposter" seine gesamte emotionale Wirkung und zieht so richtig in seinen Bann.
Autor: Sebastian Stumbek