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Kurz vor Weihnachten trifft die zehnjährige Stine in einem kleinen, verschneiten Dorf ein. Auf der Suche nach einem warmen Platz zum Schlafen landet sie im Haus des Schuhmachers Andersen in der Schustergasse. Es dauert allerdings nicht lange, bis der mürrische Alte, der sein ruhiges Leben in Zurückgezogenheit schätzt, den ungebetenen Gast entdeckt. Mit ihrer aufgeschlossenen, frechen Art weiß Stine jedoch nicht nur den Schuster, sondern auch die anderen Dorfbewohner schnell für sich zu begeistern. Aber was macht das fremde Mädchen so kurz vor dem Weihnachtsfest eigentlich ganz allein hier?
Kritik
Der November ist fast schon klassisch die Zeit des Jahres, wo uns die ersten Weihnachtsfilme im Kino erwarten. Eben eine Zeit, in der wir cineastisch bereits in Stimmung versetzt werden und gerade die Kleinen unter uns große Augen bekommen dürfen. Dieses Jahr streiten sich dabei Filme wie Niko - Reise zu den Polarlichtern, Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt, Weihnachten der Tiere sowie Red One - Alarmstufe Weihnachten um den Thron. Wobei letzterer natürlich mit unfairen Mitteln wie einem gigantischen Budget sowie Dwayne Johnson kämpft. Ein Film allerdings – und zwar der norwegische Weihnachten in der Schustergasse – passt wohl eher in die Kategorie klassisches Weihnachtsmärchen und hat deswegen alleine schon hier das Rennen für sich entschieden (immerhin hat der Weihnachtsmann in Norwegen ein reales Postamt). Doch auch abseits seiner Kategorisierung ist der Film von Regisseur Mikal Hovland, der nach Kurzfilmen und Serien hier seinen ersten Langfilm inszeniert, trotz kleinerer Schwächen ein gelungenes Fest für Märchenliebhaber.
Das liegt wohl vor allem an der Stimmung die uns Weihnachten in der Schustergasse (OT: Den første julen i Skomakergata) offenbart: Ein verschlafenes wie verschneites Dorf, eine paar schrullige wie liebenswerte Charaktere, eine Hauptfigur auf der Suche nach Hilfe und natürlich ein alter griesgrämiger Schuster, der schon lange seinen Glauben verloren hat. Natürlich lässt sich hier dem Film – nach einem Drehbuch von Maren Skolem – einiges an Gewohnheit, Klischees und vielleicht auch Naivität vorwerfen, allerdings braucht es eben auch solche Filme/Märchen, die uns ein gewisses Feel-Good mit auf dem Weg geben und dies schafft Regisseur Mikal Hovland mit Bravour. Gerade die junge Stine (fantastisch gespielt von Kaya Ekerholt McCurley) leistet hier ihren Beitrag. Mit voller Kraft und dem Kopf voran, wirbelt sich gleich mehr als einmal das Leben der Dorfbewohner durcheinander und schafft so eine recht eigene Dynamik zwischen Humor und eben Märchen. Natürlich darf hier auch nicht die böse Hexe, pardon … ehemalige Kindersängerin, fehlen, die versucht aus dem entflohenen Mädchen Profit zu schlagen.
Der Rest von Weihnachten in der Schustergasse läuft schon fast nach Schema F ab, was jedoch durch Inszenierung, Musik und Darstellerinnen und Darsteller nicht in den Schnee fällt. Im Gegenteil, sowohl Groß als auch Klein werden hier ihren Spaß haben und an gewissen Stellen immer wieder einen Zauber erleben, der gut eingefangen wird. Der rote Faden hingegen ist natürlich das große Geheimnis von Stine, welches in einem emotionalen wie dramatischen Finale lüftet. Gerade diese schicksalshafte Wendung ist es schließlich, die den Film gut abrundet und zu einem kurzweiligen Erlebnis macht. Und am Ende ist Weihnachten in der Schustergasse eben genau dies: Ein Weihnachtsfilm der an das Gute glaubt und trotz jedweder Schwierigkeit die Hoffnung nicht ersticken lässt. Ende gut, alles gut. Und gerade dies ist heute wohl wichtiger denn je. Gerade daher setzt der Film auch kurz nach dem Krieg an, ohne seine Schrecken wirklich zu offenbaren. Es geht ums nach vorne schauen, Freundschaft und Familie zu finden und sich gegenseitig zu helfen.
Fazit
"Weihnachten in der Schustergasse" ist keineswegs ohne Fehler behaftet, schafft es aber durch seine wunderschöne Weihnachtsstimmung, seine märchenhafte Geschichte sowie seine hervorragenden Darstellerinnen und Darsteller – allen voran Kaya Ekerholt McCurley als Stine – ein kurzweiliges Kinoerlebnis besonders für die Kleinen zu bieten. Es macht Spaß dem Chaos beizuwohnen, die Schustergasse zu erleben und wie Stine einfach alles auf den Kopf stellt. Ein großer Spaß und ein tolles Weihnachtsmärchen, welches sich den Stempel „in Stimmung für die besinnliche Zeit bringen“ redlich verdient hat.
Autor: Thomas Repenning