Inhalt
Joe und sein Vater Mike halten sich mit kleinen Gaunereien über Wasser. Als einer ihrer Coups misslingt und John seinen Vater versehentlich tötet, flieht er zu dessen Zwillings-bruder nach Santa Monica. Lou entpuppt sich als abgebrühter Gangster, und gemeinsam mit dem Pärchen Eddie und Diane setzen sie ihre kriminellen Machenschaften fort – bis Joe sich in Diane verliebt und einem gefährlichen Geflecht aus Lügen und Verrat auf die Spur kommt.
Kritik
„Wohlstand, Macht und Gott. Jedes davon hat sein eigenes Aroma, aber keines ist so süß, wie der Tod.“
Es gibt Momente in Filmen, in denen wird einem im Bruchteil von Sekunden deutlich gemacht, dass man etwas Großem beiwohnt. Man ist sich urplötzlich im Klaren darüber, dass hier gerade Geschichte geschrieben wird. Und dann gibt es Filme, die dieses Gefühl, diese Intuition, in das genaue Gegenteil verkehren. Da gibt es Momente, die dem Zuschauer gewahr werden lassen, dass man Zeuge einer echten künstlerischen Bruchlandung wird. Einem Totalausfall; einem Angriff auf Körper und Geist. Deadfall ist so ein Fall. Mit diesem Film stimmt etwas nicht. Nein, mit diesem Film stimmt eigentlich gar nichts. Und – da eröffnet sich noch eine weitere Ebene innerhalb der Filmwahrnehmung – genau das ist der Grund, warum das (Unfall-)Werk von Christopher Coppola (Dracula's Window) immer Gegenstand von Diskussionen über die größten Fehlschläge der Filmgeschichte sein wird.
Natürlich reicht es nicht, um sich in transzendentale Dimensionen eines The Room heraufzuschwingen – diese cineastische Bankrotterklärung von Tommy Wiseau aber scheint ohnehin konkurrenzlos. Dass Deadfall aber schlichtweg nicht funktioniert, weil die Verantwortlichen hinter (und zum Teil auch vor) der Kamera die Kompetenz, die Muße, die Passion fehlte, wird dem Zuschauer schnell und anhaltend vor Augen geführt. Die Geschichte um einen fehlgeschlagenen Coup, bei dem Joe (Michael Biehn, Terminator) seinen Vater (James Coburn, Todesmelodie) versehentlich umgebracht hat, ist der Auftakt einer dem Film noir entlehnten Parabel über den Missbrauch von Vertrauen, über Raffgier, gebrochene Herzen und die vergeblichen Bemühungen um Ehrlichkeit. Und man merkt der ungemein schmucklosen Regie von Christopher Coppola dabei immerhin an, dass er eine gewisse Leidenschaft für die schwarze Serie mitbringt, obgleich sich diese ausschließlich im durchdeklinieren jener Stilistik ergießt.
Darüber hinaus bestimmen Irritation und Konfusion das Seherlebnis. Deadfall ist erzählerisch wie dramaturgisch so seltsam ziellos und unkoordiniert, dass sich das Geschehen durch die umgreifende Inkompetenz nahezu in einen faszinierenden Bereich des Unvermögens abstrahiert. Die eigentliche Spannungsarmut, die sich aus diesem Umstand ergibt, wird auf der anderen Seite durch das umherirrende Wesen der Narration ausgeglichen. Die Charaktere stolpern durch diese Welt, offenkundig im dem vollen Bewusstsein darüber, dass Deadfall ein reinrassiges Fiasko darstellt. Und nur dieses Bewusstsein scheint ihnen den Ansporn dazu gegeben zu haben, hier ihre ganz eigene Show vom Stapel zu lassen. Michael Biehn mal ausgenommen, der nämlich scheint alle Kraft dahingehend zusammengefasst zu haben, möglichst bleichgesichtig und ausdruckslos durch das Szenario zu schlurfen, ist der restliche Cast dermaßen in Freidrehlaune, dass es einem die Sprache verschlägt.
Ob James Coburn, Peter Fonda (Flucht aus L.A.) oder Charlie Sheen (Wall Street). Sie alle sind schräg, drüber und dementsprechend daneben. Kaum ernstzunehmen, aber ein echter Blickfang – das Scheitern entfesselt oftmals ungeahnte Möglichkeiten der Selbstverwirklichung wie -Demontage. Ungekrönter König in diesem schauspielerischen Amoklauf aber ist Nicolas Cage (Mandy); jener Nicolas Cage, der zwei Jahre später den Oscar für Leaving Las Vegas – Liebe bis in den Tod gewinnen sollte und sich inzwischen nur noch durch sein Mitwirken in zweit- bis drittklassigen Billigproduktionen einen (zweifelsohne schillernden) Namen macht. Sein Auftritt in Deadfall, hier als kleiner Ganover mit großer Schnauze, aber zählt zweifelsohne zu seinen Sternstunden. Mit Perücke, hervorstechendem Gebiss, falscher Nase und vom Kokainkonsum zusammengekniffenen Augen ergibt sich Cage als psychopathischer Hansdampf in allen Gassen dermaßen hemmungslos in seinem Wahn, dass es ein Fest ist. Muss man gesehen haben.
Fazit
Ein Unfall von Film. Nichts funktioniert, deswegen funktioniert er doch irgendwie. Christopher Coppola, der Bruder von Nicolas Cage und Neffe von Francis Ford Coppola, beweist sich als kaum begabter Filmemacher und erklärt "Deadfall" zum Protokoll des künstlerischen Scheiterns. Aber genau deswegen bleibt man dran: Wenn auch die Schauspieler begriffen haben, dass dieser Film eine einzige Bruchlandung ist, gibt sich die namhafte Regie dermaßen die Kante, dass es eine Freude ist. Unangefochten: Nicolas Cage als Handlanger auf Kokain. Was für eine Abrissperformance.
Autor: Pascal Reis