Inhalt
New Mexico, 1897. Kopfgeldjäger Max Borlund (Christoph Waltz) wird von einem Geschäftsmann engagiert, dessen Ehefrau Rachel (Rachel Brosnahan) zu retten, die mit Aussicht auf Lösegeld von einem Armeedeserteur entführt wurde. Zusammen mit dem Soldaten Alonzo (Warren Burke) reitet Max nach Mexiko, um die Entführte aufzuspüren. Doch das mexikanische Grenzgebiet wird vom berüchtigten Tiberio Vargas (Benjamin Bratt) kontrolliert, der eine Chance wittert, aus der brenzligen Situation der Gringos Profit zu schlagen. Der skrupellose Kriminelle Joe Cribbens (Willem Dafoe) ist ebenso auf dem Weg nach Mexiko, um nach einem langen Gefängnisaufenthalt ein neues Leben anzufangen. Doch er hat noch eine Rechnung mit dem Kopfgeldjäger offen. Schon bald kreuzen sich die Wege der Männer…
Kritik
Seit Mitte der 70er Jahre ist Walter Hill vor allem für seine Actionfilme bekannt. Mit Filmen wie Ein stahlharter Mann, The Driver und Die Warriors machte er sich einen Namen. Auch wenn diese Filme heute eher weniger bekannt sind, ebneten sie ihm den Weg zu einem noch erfolgreicheren Jahrzehnt. Nur 48 Stunden sollte sein endgültiger Durchbruch sein und mit der Fortsetzung Und wieder 48 Stunden und Red Heat bewies er, dass er ein wahrer Actionspezialist ist. Dabei hat Hill ebenso früh sein Faible für das Western-Genre erkennen lassen und in seiner Karriere einige hiervon inszeniert, etwa Long Riders, Geronimo – Eine amerikanische Legende und Wild Bill. Dass er beide Genres hervorragend kombinieren kann, sah man in dem Neo-Western Last Man Standing. Dank dieser geballten Erfahrung darf also von ihm für seinen neusten Film, den Western Dead for a Dollar, wohl ein weiteres Actionspektakel im Wilden Westen erwarten.
Leider kann Dead for a Dollar diese Erwartungen nicht erfüllen. Dabei hat der Film nicht nur hinter der Kamera einen bekannten Namen, sondern auch davor. Christoph Waltz (James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben) spielt den Kopfgeldjäger Max Borlund (eine Rolle, die er bereits bestens aus Django Unchained kennt), der die entführte Frau eines reichen Geschäftsmanns finden soll. Dafür macht er sich auf den Weg nach Mexiko und schnell stellt sich heraus, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Zu allem Überfluss fühlt sich der skrupellose Landbesitzer Vargas (Benjamin Bratt, Doctor Strange) durch die Präsenz von Borlund gestört, der sich jedoch nicht von den Einschüchterungsversuchen beeindrucken lässt. Waltz spielt seine Rolle gekonnt souverän und hat sichtlich Freude dabei. Anders dagegen Willem Dafoe (Spider-Man: No Way Home), der den Ganoven Joe Cribbens spielt, der einst von Borlund hinter Gittern gebracht wurde und nun die Chance nutzen will, sich zu rächen. Dafoe kann sich in dieser Rolle leider nicht wirklich entfalten, da er viel zu wenig Präsenz hat, als dass er die Figur des fiesen Ganoven wirklich entwickeln kann. Das, was man von ihm aber geboten bekommt, überzeugt.
Dead for a Dollar ist ein ordentlicher Western, der sich an den klassischen Vorbildern orientiert und die typischen Genreelemente, wie Mexican Standoff oder Showdown abarbeitet, nur fehlt dem Film die nötige Action, die man gerade von Hill erwartet hätte. Man wünscht sich rauchende Colts und bleihaltige Luft, aber viel zu oft setzt man stattdessen auf einen nicht immer tiefgründigen Dialog oder kürzt die Action ab. Immerhin bekommt man aber ein nettes Peitschenduell. Vielleicht ist es dem geringen Budget geschuldet oder der rund zwanzig Jahre alten Drehbuchvorlage, die andere Schwerpunkte setzen wollte und zur Entstehungszeit eher noch etwas Überraschendes und Innovatives bereitgehalten hätte. Starke Frauenrollen und afroamerikanische Helden sind aber in Western auch heutzutage nichts Außergewöhnliches mehr. Dennoch darf man es hervorheben, dass Rachel (Rachel Brosnahan, Der Spion) nicht nur eine Opferrolle einnimmt, sondern sich durchaus zu wehren weiß. Es ist definitiv ein Pluspunkt des Films und sorgt im Ergebnis dafür, dass der Film nicht zu sehr in der Masse untergeht, ersetzt aber auch nicht die vernachlässigte Spannung.
Handwerklich ist der Film indes gut gelungen und man bekommt einen Western mit Retrocharme. Das ganze Setting vermittelt pures Westernfeeling und dank der bräunlich/ gelblichen Filter wirkt die Westernkulisse umso intensiver. Man spürt förmlich die staubige Atmosphäre der Wüste. Überhaupt ist die Kameraarbeit von Lloyd Ahern II erwähnenswert, da er ebenso hervorragende Landschaftsaufnahmen liefert, die es schaffen auch die Weite der Wüste einzufangen. Diese Bilder hätten es verdient auf der großen Kinoleinwand zu glänzen, dies war dem Film hierzulande aber nicht vergönnt. Trotz prominenter Besetzung schaffte es der Film nur auf den Heimkinomarkt, was aber angesichts der Handlung nicht verwundert.
Fazit
„Dead for a Dollar“ ist ein Western, der keine neuen Maßstäbe setzt, aber dennoch für Genreliebhaber empfehlenswert ist, da alle klassischen Elemente vorhanden sind und der Film optisch in jedem Fall überzeugt. Die Handlung ist zwar nicht immer ausgereift und an Action und Spannung mangelt es hier und da, aber der Cast macht einiges wieder gut, weshalb man den Film noch als soliden Durchschnitt bezeichnen kann.
Autor: Andy Mieland