Inhalt
Wie es manchmal so geht im Horrorfilm: Man kauft ein schönes, altes Haus fernab von der großen Stadt – und prompt erweist es sich als Haunted House! Dieses Schicksal widerfährt hier dem jungen Ehepaar Lisa und Andy Wyrick (Abigail Spencer und Chad Michael Murray) samt Tochter Heidi (Emily Alyn Lind). Lisa besitzt – wie schon ihre verstorbene Mutter und ihre Schwester Joyce (Katee Sackhoff) – die Gabe, Geister zu sehen. Sie nimmt Tabletten ein, um die angsteinflößenden Visionen zu unterdrücken. Doch als Heidi beginnt, von Begegnungen mit Verstorbenen und von deren Warnungen zu erzählen, muss sich Lisa eingestehen, dass ihre Tochter die unliebsame Fähigkeit geerbt hat – und dass es den Fluch, der auf dem Anwesen lastet, aufzudecken gilt, ehe die Familie in äußerste Gefahr gerät…
Kritik
In den Endneunzigerjahren gehörte es zu den Hobbys von meiner Schwester und mir, Horrorfilme aus der Videothek auszuleihen, um sie des Nachts anzuschauen. Unter jenen Filmen fanden sich Genre-„Perlen“ wie „Amityville II – Der Besessene“ oder „Omen IV – Das Erwachen“. Rückblickend muss ich erkennen, dass es mit dem Sortiment unserer Stammvideothek nicht zum Besten stand; damals glaubten wir uns jedoch hinreichend mit feinem Gruselstoff versorgt. Hätte es „Das Haus der Dämonen 2“ zu jener Zeit schon gegeben, hätten wir dieses Werk gewiss ausgeliehen – und es hätte uns auch *ganz* gewiss gefallen! Allen gruselwilligen Leuten (ab 16), denen noch nicht sämtliche Mechanismen des Genres (allzu) geläufig sind, sei daher empfohlen, sich dieses Schauerstück anzusehen – wenn auch nicht auf VHS und nicht auf einem (für heutige Verhältnisse) lächerlich kleinen Fernsehbildschirm. Außerdem ist der Geisterfilm von Tom Elkins für all jene Genre-Fans interessant, denen auch die Wiederholung bzw. geringe Variation vertrauter Muster eine Freude ist.
Bereits der deutsche Titel „Das Haus der Dämonen 2“ verheißt ja – ebenso wie der sperrige Originaltitel „The Haunting in Connecticut 2 – Ghosts of Georgia“ – nicht unbedingt ein Feuerwerk an Originalität. Und ein solches bleibt dann auch tatsächlich aus. Das Drehbuch arbeitet sich an den üblichen Spukhausfilm-Konventionen ab, wobei die Geschichte – natürlich – auf einer „wahren Begebenheit“ beruht. Dies galt schon für den ersten Teil aus dem Jahre 2009 (den Elkins’ Werk allerdings nur in Bezug auf den Titel fortsetzt).
Dennoch ist „Das Haus der Dämonen 2“ weit davon entfernt, ein lieblos heruntergedrehtes Pseudo-Sequel zu sein: Elkins und sein Kameramann Yaron Levy kreieren einen atmosphärisch-düsteren Look; sie wenden flirrende schwarz-weiße (sowie farbgefilterte) Aufnahmen, Unschärfe, Überbelichtung und vieles mehr an. Dabei scheuen sie zwar keine Inszenierungsklischees (z.B. Vollmond, Nebel und Gewitter bei Nacht; Over-the-Top-Idyllik bei Tage), können sich mit ihren eindrücklich gestalteten Stimmungsbildern aber sehr gut von billig anmutenden Konkurrenzprodukten abheben.
Der Film wartet mit einigen veritablen Schockeinlagen sowie mit einer wirkungsvollen Sound-Kulisse auf. Der Einsatz von Jump Scares ist geradezu exzessiv; diese Nonstop-Erschreck-Methode hat leider etwas allzu Vordergründiges, wodurch das Grauen hier weniger subtil daherkommt als etwa im ähnlich gelagerten Werk „Conjuring“ von James Wan. Die übermotivierte Vorgehensweise lässt sich womöglich damit erklären, dass „Das Haus der Dämonen 2“ Elkins’ Debüt als Regisseur ist. Absolut gelungen ist dem Debütanten aber der Spannungsaufbau in einer Sequenz, in welcher sich Heidi in einem tiefen Schacht befindet – und alsbald feststellen muss, dass sie darin *nicht allein* ist…
Bei den Darstellern des Films handelt es sich überwiegend um B-Movie- und Fernsehgesichter: Chad Michael Murray spielte sowohl Gast- als auch Hauptrollen in diversen TV-Serien (u.a. „One Tree Hill“) und musste 2005 mit seiner Filmschwester Elisha Cuthbert aus dem schmelzenden „House of Wax“ entkommen; Abigail Spencer war in „How I Met Your Mother“ und „Mad Men“ zu sehen und hatte kleinere Rollen in Großprojekten wie „Cowboys & Aliens“, während Katee Sackhoff jedem Science-Fiction-Fan als Kara „Starbuck“ Thrace aus „Battlestar Galactica“ bekannt sein dürfte. Alle drei Schauspieler machen ihre Sache gut: Spencer meistert als psychisch labile und mit ihrer übersinnlichen Gabe hadernde Heldin den anspruchsvollsten Part, Murray gibt den Familienvater angenehm bodenständig, Sackhoff kostet indessen v.a. die flatterhaften Züge ihrer Figur aus. Darüber hinaus ist die kleine Emily Alyn Lind („Um Klassen besser“) als Heidi eine Wucht!
Das Bonusmaterial der Blu-ray Disc bietet einen ausführlich-informativen Audiokommentar von Elkins, David Coggeshall (Drehbuchautor) und Brad Kessell (Co-Produzent) sowie Outtakes und Deleted Scenes (die den Film z.T. wirklich bereichert hätten!). Überdies gibt es ein obskures Doku-Feature mit dem Titel „Seeing Ghost: The True Story of the Wyricks“, in welchem die interviewten Familienmitglieder mit heiligem Ernst Sätze wie „I saw the death angel when I was 18 years old“ sagen und eingeblendete Familienfotos mit käsiger Musik unterlegt werden. Das ist… seltsam!
Fazit
Solider, überzeugend gespielter Genrebeitrag – geeignet für Neueinsteiger oder Vielseher. Der Film lebt von seiner Schaueratmosphäre; mit seinen Schreckmomenten geht er etwas zu verschwenderisch um. Die Blu-ray Disc ist großzügig ausgestattet – und Bild- sowie Tonqualität sind hervorragend!