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Das lateinamerikanische Epos schildert eine emotionsgeladene Familiensaga um einen Aufsteiger aus ärmlichen Verhältnissen, dessen bewegende Geschichte in den 1920er Jahren beginnt und bis zum chilenischen Militärputsch in den 1970er Jahren ...
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Kritik

Ob man nun die Produktionen eines Bernd Eichinger („Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“) mag oder nicht, zumindest Respekt sollte man vor seinem Schaffen haben. Bis zu seinem überraschenden Tod im Jahr 2011 war er neben zahlreichen rein nationalen Filmen treibende Kraft hinter einigen internationale Co-Produktionen, die sich zumindest vom Erscheinungsbild nicht hinter Hollywood zu verstecken brauchten. Auf Augenhöhe mit den ganz Großen, welcher deutsche Produzent hat das sonst versucht (und oft sogar hinbekommen)? Zudem war er oft schneller, sich die Rechte an Literaturbestsellern zu sichern, so geschehen auch bei „Das Geisterhaus“, beruhend auf dem Roman von Isabel Allende, für dessen Verfilmung ein Topcast zusammengetrommelt werden konnte, von denen selbst große US-Projekte nur träumen können.

Unter der Regie des Dänen Bille August („Nachtzug nach Lissabon“) versammeln sich dort illustre Namen wie Jeremy Irons („Die Unzertrennlichen“), Meryl Streep („Jenseits von Afrika“), Glenn Close („Gefährliche Liebschaften“), Winona Ryder („Bram Stoker’s Dracula“), Antonio Banderas („Desperado“), Vanessa Redgrave („Foxcatcher“) oder Armin Mueller-Stahl („Tödliche Versprechen – Eastern Promises“), um nur die bekanntesten zu nennen. Großes Kino auf konkurrenzfähigem Niveau, das nahm Eichinger mal in Angriff, diesmal so deutlich wie nie zuvor und rein auf die Formalitäten begrenzt, das ist ihm eindrucksvoll gelungen. „Das Geisterhaus“ ist ein prunkvolles Epos geworden, ganz dem großen Drama und überschwänglichen Gefühlen verschrieben, mit allem Schnick und Schnack. Weltstars in den wichtigsten Rollen, majestätische Bilder, unterlegt von  - wie könnte es auch anders sein? – unserem Hans Zimmer im Powerd-by-Emotions-Modus, so zieht man das auf…aber was eigentlich? Um es ganz frei von der Leber zu sagen: „Das Geisterhaus“ ist eine übergroße Seifenoper, ein Tränenzieher hoch Zwanzig, der sich derart im Pathos-Schlamm von Liebe, Leid, Tod und Schmerz suhlt, dass er eine lange Zeit für die Freunde der leisen, realistisch-menschlichen Zwischentöne eine Herausforderung darstellt. Kleine Brötchen werden hier definitiv nicht gebacken, Eichinger & August kredenzen uns den ganzen Batzen, am Stück und ohne Atempause, für so manchen nur schwer verdaulich bis bald ungenießbar.

Ein Zitat zu Beginn beschreibt die ersten 1 ½ Stunden ziemlich treffend, obwohl es eigentlich nicht direkt darauf bezogen ist: „Alles geschieht so rasch, dass wir kaum die Zeit finden, die Zusammenhänge zwischen den Ereignisse zu erkennen.“ Gut, die lassen sich schon erkennen, aber der Film findet in der Tat kaum Zeit, wohl unter Druck, der Vorlage möglichst gerecht werden zu wollen. Im Eiltempo folgt eine emotionale Blutgrätsche auf die nächste, das volle Programm, Jahrzehnte galoppieren nur so an einem vorbei mit genügend Problemen im Gepäck, das reicht für fünf Filme. Anstatt mal inne zu halten und auch nur einen Aspekt tiefer zu beleuchten geht es Schlag auf Schlag, stets tragisch bis unter die Decke, was in seinem Extrem manchmal schon ins Lächerliche kippt. Wenn Glenn Close als alte Jungfer anfängt zu weinen, weil man mal ausnahmsweise nett zu ihr ist („…ich bin es nicht gewohnt, dass mich jemand anfasst…“), ist das nicht nur leicht übertrieben, oh je. Teilweise wird so daumendick aufgetragen, immer um das größtmögliche Mitgefühl des Zuschauers buhlend, manchmal fehlt nur noch ein eingespieltes Raunen oder Schluchzen im Stil einer US-Sitcom, damit man wirklich nichts auslässt. Wäre das nicht so hervorragend gespielt (für das Bitte-sein-Sie-jetzt-betroffen-Skript können die Darsteller schließlich nichts und machen wirklich das Beste daraus), eigentlich hätte man schon keine Lust mehr.

Wenn man sich durch dieses DRAMA-DRAMA-DRAMA-Minenfeld  unbeschadet durchgekämpft hat, siehe da, dann bekommt „Das Geisterhaus“ plötzlich doch noch halbwegs die Kurve. Im letzten Drittel wird es tatsächlich relativ packend, auch weil nun nicht mehr im Affenzahn vor sich hin gehetzt wird. Endlich verharrt man mal an einem Punkt länger, nimmt sich Zeit für das Geschehen und auf einmal wird der Film grob interessant. Klar, komplett auf gelegentliche Sülz-Einlagen zu verzichten, das darf nicht erwartet werden, aber nun nimmt der politische Hintergrund mehr Raum ein und in den weiß das Portrait eines selbstzerstörerischen Patriarchen sich recht gut einzubinden. Reale, historische Gräueltaten erzeugen deutlich mehr Betroffenheit als die überladene erste Hälfte und nun bewegt sich „Das Geisterhaus“ zumindest grob in einem Rahmen, der seiner formellen Klasse gerecht wird. Denn, dass darf nicht unterschlagen werden, handwerklich ist das oberste Kategorie, zweifellos. Allein die Leistungen von Irons, Streep und Close dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden, ebenso wie das erstklassige Make-Up. Somit entlässt einen der Film erstaunlicherweise noch ganz zufriedenstellend, was natürlich nicht das narrative Holterdiepolter und die Holzhammer-Theatralik der vorangegangenen 90 Minuten (immerhin schon eine handelsübliche Filmlänge im Gesamten) vollends vergessen machen kann.

Fazit

5.5

Für seine Zielgruppe ist „Das Geisterhaus“ vielleicht wirklich ein großes Werk. Viel emotionaler Ballast, Herzschmerz, Verluste, Zwist und Versöhnung, alles in Hülle und Fülle vorhanden, dazu aufwändig inszeniert und wirklich gut gespielt. Dabei gleichzeitig so schrecklich übertrieben in seiner aufgeblasenen Schmachtfetzen-Dramaturgie bis die Schwarte kracht. Macht in der letzten Dreiviertelstunde zumindest einiges an Boden gut, was ihn im Großen und Ganzen eindeutig rettet. Kann man mal ausprobieren, allerdings mit Vorsicht zu genießen, der Pathos ist hier stellenweise am Rande der Körperverletzung.

Kritik: Jacko Kunze

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