Inhalt
Seit fünf Jahren versuchen die chinesischen Truppen des kaiserlichen Ming-Hofes vergeblich die Piraten zu bekämpfen. Um die Scharmützel zu beenden, gibt der oberste Kommandant der chinesischen Ming-Truppen dem jungen General Qi Jiguang die Chance, eine neue, furchtlose Armee aufzubauen. Passende Männer hierfür findet er im Ort Xinhe. Der Anführer Chen Dacheng willigt ein sich und seine Männer ausbilden zu lassen. Es folgt ein hartes, kräftezehrendes Trainingsprogramm und die alles entscheidende Schlacht gegen die Piraten ...
Kritik
Während Regisseur Gordon Chan vor allem in den 90er Jahren mit actionreichen wie imposanten Filmen auf sich aufmerksam machte – hier unter anderem Fist of Legend mit Jet Li, Thunderbolt mit Jackie Chan sowie Beast Cop mit Michael Wong, folgten danach eher mittelmäßige bis schlechte Fantasy-Actioner, die immer mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten: Einer regelrecht zusammengesetzten Story, die im Chaos zwischen Logikfehlern und Charakterklischees immer wieder ihren roten Faden verloren. Filme wie die The Four-Reihe oder Painted Skin waren zwar durchaus an den Kinokassen in China erfolgreich, eine Genre-Perle gab es allerdings nicht mehr. Mit God of War (OT: Dang kou feng yun) folgt nun der nächste Versuch, dieses Mal mit der Unterstützung von vier Autoren, Action-Choreograf und Legende Sammo Kam-Bo Hung sowie Martial-Arts-Experte Wenzhuo Zhao (True Legend). Zusammen mit ausufernden Kämpfen gegen ruchlose Piraten, jeder Menge Kanonen sowie einer Geschichte rund um Ehrgefühl und Landesverteidigung, sollte so Abenteuer-Kino entstehen, welches Fans begeistert. Allerdings bleibt sich auch hier Chan treu: Das Ergebnis ist eine unausgegorene Mischung, die nicht so recht weiß, was sie eigentlich möchte.
Wer im Chaos siegen kann, der wird zu Gott
Dabei hat God of War durchaus seine guten Seiten: Während Sammo Kam-Bo Hung als Yu Dayou zu Beginn eher wenig Zeit bekommt und zur Randfigur degradiert wird, nimmt die Geschichte des Krieges zwischen der Ming-Armee und den skrupellosen Piraten unter japanischer Hilfe wirklich eine gute und kurzweilige Dynamik an, die Unterhaltung verspricht. Gerade General Qi Jiguang (Wenzhuo Zhao) bringt schnell die Wende, was Action und eine spannende Geschichte rund um Kampf, Ehre und strategisches Geschick verheißt. Allerdings hat danach der Film wenig Interesse diese Kombination fortzuführen: Sobald die Figuren ihre erste Schlacht – die durchaus gut inszeniert ist, aber wahrlich kein Highlight darstellt – überstanden haben, verliert sich der Film selbst in seinen vielen Nebenplots: Etwas Politik, eine wenig Korruption, etwas geschichtlicher Hintergrund, eine kleine Liebesgeschichte mit Slapstick-Einlagen und schließlich ein Dorf, welches seinen Goldschatz verteidigen möchte, der später überhaupt keine Rolle mehr spielt. Wenn so General Qi Jiguang seine Armee trainiert, geraten die Japaner als Piraten völlig aus dem Bild und kehren erst am Ende zurück. Wer jetzt zumindest auf gut choreografierte Action hofft oder eben einen gewissen durchgehenden Humor, wird ebenso enttäuscht wie Fans von gut ausgeklügelten Charaktermotivationen.
Was bleibt ist somit ein Mittelteil, der nicht nur Längen beinhaltet, sondern auch jede Menge Langeweile. Erst zum Finale hin kann sich schließlich God of War retten: Innerhalb weniger Minuten eskaliert der Krieg und wird zur blutigen Entscheidungsschlacht, die am Ende gar recht ansehnlich inszeniert wird. Mit vielen Soldaten, jeder Menge Explosionen, einiger Drahtseilaction, vielen guten Ideen und einer tollen dynamischen Schlachtenperspektive, gibt es für Fans einiges zu entdecken. Allerdings hat dies auch seinen Preis. Neben etlichen Klischees – und auch durchaus etwas Kitsch – und Pathos, sind es vor allem Logikfehler die den Film in die Mittelmäßigkeit zwingen. Selbst der eigene Plot kann so den Ambitionen nicht stand halten: 10000 Soldaten gegen 1000 oder 20000 gegen 3000? Entscheiden kann sich God of War nicht. Im Zweifel ändert dies an der Mechanik wenig, doch wenn General Qi Jiguang völlig erschöpft und in Rage vor Wut den Japanern hinterherjagt, und Kumasawa (fantastisch von Yasuaki Kurata gespielt) versucht seine Weisheiten zu verkünden, ist dies im Trash und Actionhagel eher uninteressant und nebensächlich. Eine Tiefe gibt es hier nicht, und am Ende somit die Ernüchterung, dass hier viel Potenzial verschenkt wurde.
Fazit
Gordon Chan möchte mit "God of War" (OT: "Dang kou feng yun") ein eindringliches wie imposantes Schlachtenepos auf den Bildschirm bringen, scheitert aber teils kläglich an seiner eigenen Geschichte: Zu viele Nebenplots, zu wenig Fokus und natürlich jede Menge Klischees sorgen dafür, dass gerade der Mittelteil wenig Spannung bereithält. Zumindest das Finale ist aber fulminant und kurzweilig inszeniert und kann mit Yasuaki Kurata als überlegenen Bösewicht brillieren. Hier wäre aber deutlich mehr drin gewesen.
Autor: Thomas Repenning