Inhalt
Der Roadtrip dieser schrägen und dysfunktionalen Familie kommt zu einem überraschenden Ende, als sie sich inmitten einer Roboterapokalypse wiederfindet und plötzlich zur unwahrscheinlichsten letzten Hoffnung der Menschheit wird.
Seit 30. April 2021 exklusiv auf Netflix.
Kritik
Sony Animation hatte zwar einige Erfolge, aber mit Filmen wie Angry Birds oder Emoji - Der Film konnte sich das Studio nie gegen die große Konkurrenz behaupten. Aus künstlerischer Sicht waren die meisten ihrer Produktionen nicht mehr als kommerziell gelenkte Versuche, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Doch immer wieder bemühte das Studio sich mit frischen Ansätzen von der Masse abzuheben. Treibende Kraft dahinter waren Phil Lord und Christopher Miller, die bereits Anno 2009 mit Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen ihren ganz eigenen Wahnsinn auf die Leinwand brachten und später für Warner mit The Lego Movie einen modernen Klassiker der Filmgattung Animation ablieferten. Den dadurch erhaltenen Freifahrtschein nutzen sie als Produzenten von Spider-Man: A New Universe. Dieser darf gut und gerne als einer der wichtigsten Animationsfilme der letzten Jahre bezeichnet werden. Er war nicht nur erzählerisch gelungen, sondern auch künstlerisch nicht nur eine frische Brise, sondern ein Sturm, der sogar mit einem Oscar honoriert wurde.
Als Produzenten waren Lord und Miller nun auch maßgeblich an der Entwicklung und Entstehung von Die Mitchells gegen die Maschinen beteiligt. Dieser sollte eigentlich als Connected – Familie verbindet in unsere Kinos kommen. Doch die Pandemie ließ dies nicht zu und Sony verkaufte den Film an Netflix. Die haben damit ein durchaus gutes Geschäft gemacht. Der Streamingdienst versucht seit einigen Jahren bereits auf dem Sektor des Animationsfilms Fuß zu fassen und überzeugte bislang mit Filmen wie Klaus oder Familie Willoughby, die alle ihren eigenen einzigartigen Stil hatten. Die Mitchells gegen die Maschinen macht da keine Ausnahme.
Genau wie Spider-Man: A New Universe ist Die Mitchells gegen die Maschinen ein wilder, farbenprächtiger, fast schon rücksichtslos durchgedrehter Trip, in dem mit allerlei visuellen Spielereien, wie der Nutzung von Augmented-Reality, eine atemlose Geschichte erzählt wird: Um sich mit seiner Tochter zu versöhnen, lädt Familienvater Rick diese und seine restliche Sippschaft in die klapprige Familienkutsche, um seine Tochter höchstselbst nach Kalifornien zu bringen, wo die junge Frau ihr Studium beginnen will. Als sich jedoch die Maschinen gegen die Menschheit auflehnen, liegt es an den Mitchells ihre Spezies vor der artifiziellen Übermacht zu retten.
Natürlich werden in Die Mitchells gegen die Maschinen die familiären Werte hochgehalten und mit einer gehörigen Dosis Kritik an unseren modernen sozialen Kompetenzen verquirlt. Es lässt sich nicht bestreiten, dass dies ohne subtile Note geschieht. Der Film ist in allem wirklich laut, direkt und frei von jeglicher Form von Feinfühligkeit. Nach den fast zwei Stunden Laufzeit fühlt man sich durchaus matt und das Bedürfnis nach Ruhe kommt auf. Das soll aber nicht heißen, dass der Film von den Regisseuren und Autoren Mike Rianda und Jeff Rowe eine negative Nervensäge ist.
Die Mitchells gegen die Maschinen ist viel mehr eine durchgängig berauschende wie amüsante Achterbahnfahrt. Unglaublich actionreich, voller herrlicher teils abgedrehter Ideen und mit Hauptfiguren, die man schnell in sein Herz schließt. Einige Szenen wird man wohl nicht so schnell vergessen und der Humor ist sich nicht zu Schade auch mal mit viel Schwung auf den Tisch zu schlagen, was zu einigen großartigen Highlights führt, wie z. B. der Rückkehr des früheren Trendspielzeugs, die Furbys.
Mit dem Kauf von Die Mitchells gegen die Maschinen hat Netflix ihr exklusives Portfolio an eigensinnigen Animationsfilmen also überaus überzeugend aufgestockt. Mag sein, dass die Botschaft hinter all dem kreativen Buhei sehr moralinsauer und durchaus auch etwas altbacken geraten ist, aber herzgewinnend ist es dennoch. Auch weil die Geschichte irgendwo zwischen Maschinen-Apokalypse und Familientherapie noch die Zeit und Muse dazu findet, die Kraft der Kreativität zu zelebrieren und dies nicht nur durch ihre Stilistik, sondern auch mit dem Inhalt der Narration. Das macht Die Mitchells gegen die Maschinen zu gleichen Teilen chaotisch, hektisch sowie anstrengend aber eben auch berauschend und hinreißend.
Fazit
"Die Mitchells gegen die Maschinen" ist anstrengend. So chaotisch und hektisch war schon lange kein Animationsfilm mehr. Allerdings ist er auch unglaublich kreativ, amüsant und fühlt sich ähnlich unverbraucht an, wie einst "Spider-Man: A New Universe".