Die im Jahre 1927 veröffentlichte Kurzgeschichte The Colour Out of Space von Horror-Ikone H. P. Lovecraft wurde bereits mehrfach verfilmt. Jetzt wagt sich auch Richard Stanley an den Stoff, der nach seinem Studio-Rauswurf während der Dreharbeiten an D.N.A. - Experiment des Wahnsinns nach über 20 Jahren ein Regie-Comeback feiert. Der Weg hierher war gewiss kein leichter, bereits seit 2011 hegte er den Wunsch einer Verfilmung, das Projekt scheiterte jedoch stets an der Finanzierung. Mit den Mandy-Produzenten an Bord gelang es aber schließlich doch.
Zu Beginn von Die Farbe aus dem All ist die Welt noch in Ordnung, auch wenn die bedrohliche Wald-Montage zur Einführung, im Zusammenspiel mit einigen vorgetragenen Zeilen Lovecrafts, schon Böses erahnen lässt. Der Film lässt sich zunächst Zeit, seine (teils doch recht skurrilen) Figuren einzuführen, von der vom Okkultismus begeisterten Tochter bis hin zum dauerbekifften Waldhippie-Nachbarn. Nicht immer zündet der Humor, mit der etwas albernen Herangehensweise muss man erst einmal warm werden. Spätestens wenn ein Meteorit im Garten einschlägt, wird der Film aber zusehends interessanter, die Ereignisse werden zunehmend bizarrer, Die Farbe aus dem All betritt nun Sci-Fi-Mystery-Terrain, auf welchem er sich spürbar wohler fühlt.
Eine unheimliche Macht wirkt sich auf die Umgebung aus, ohne dass das Fremde je direkt enthüllt wird. Die Bedrohung geht vom Unbekannten aus, lediglich die Auswirkungen sind drumherum erkennbar und erinnern thematisch und in ihrer Darstellung, wenn plötzlich die Pflanzenwelt mutiert und Tiere völlig verrückt spielen, vor allem an Auslöschung von Alex Garland. Nach und nach geht der Wahnsinn auch auf die Menschen über, die völlig hilflos gegen den fremdartigen Einfluss sind. Hier werden nun Merkmale einer typischen Lovecraftschen Erzählung immer deutlicher: Die Unfähigkeit, seinem Schicksal zu entfliehen und aufs Verderben zuzusteuern. Die Farbe aus dem All baut dazu geschickt eine immer unheilvollere Stimmung auf, die sich immer intensiver auf den Zuschauer überträgt, bleibt sich seiner Absurdität aber stets bewusst und präsentiert den überzogenen Schrecken mit einem Augenzwinkern.
Im letzten Drittel feuert der Film schließlich aus allen Rohren und gibt sich seinem Wahnsinn völlig hin. Ein audiovisueller Bilderrausch, nahe am Overkill, entfaltet sich wie eine Lawine auf der Leinwand, die jeden, uns eingeschlossen, förmlich überrollt. Was Die Farbe aus dem All hier alles an verrückten Ideen auffährt, hat man so kaum kommen sehen, umso spaßiger ist der psychedelische Horrortrip, der mit seinen irren Schreckgestalten nun mitunter an Carpenters The Thing oder an herrlich ekligen Body-Horror der Marke Cronenberg erinnert. Dass die Spezial-Effekte nicht immer sitzen, ist angesichts des geringen Budgets zu verzeihen, gerade aber wenn ganz klassisch mit echten Modellen und Masken gearbeitet wird, hinterlässt der Film auch dabei einen guten Eindruck und vermittelt ein schön nostalgisches Flair früherer Genrewerke.
All das ist die perfekte Spielwiese für Nicolas Cage, der sich zu Beginn noch angenehm zurückhält, ab einem gewissen Zeitpunkt dann aber komplett von der Leine gelassen wird, um in herrlicher Overacting-Manier auf den Madness-Zug zu springen. Hier ist er voll in seinem Element, seine ausgefallene Darstellung passt einfach wunderbar in den Film. Nach Mandy gelingt ihm so der zweite Glücksgriff innerhalb kürzerer Zeit. Dass man zu den Charakteren des Films sonst keinen großen Bezug aufbaut, mag ein Stück weit schade sein, da das sicherlich dem Spannungsaufbau noch weiter dienlich gewesen wäre, da Die Farbe aus dem All aber ohnehin kein bitterernster Horrorfilm sein will, sondern einfach seinen ausgefallenen Exzess zelebrieren will, sei ihm das aufgrund des erzeugten Spaßes verziehen.