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Eine amerikanische Forschungsstation in der Antarktis bekommt überraschenden Besuch: In Form eines Huskys, der von zwei Männern in einem Helikopter verfolgt wird. Die offenbar norwegischen Jäger sind aufgebracht, können sich nicht verständigen und eröffnen das Feuer, woraufhin sie aus Notwehr erschossen werden. Der Hund bleibt unversehrt. Und mit ihm das, was in ihm schlummert…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Remakes haben allgemein keinen besonders guten Ruf. Zumindest bei Leuten, die das zugrundeliegende Original kennen und im Idealfall auch noch mögen. Was auf der Hand liegt, denn nur im seltensten Fall gelingt es einer Neuinterpretation dem Ursprungswerk neue Facetten abzugewinnen und sich eine Eigenständigkeit zu erarbeiten, was oftmals nicht mal zur Daseinsberechtigung genügt. Doch wenn dem so ist, dann kann manchmal großes dabei entstehen. Es gibt extreme Positivbeispiele von Remakes, bei denen genau das der Fall ist: Atemlos vor Angst (basierend auf Lohn der Angst), The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen (nach Wes Craven’s gleichnamigen Original aus den 70ern), Der Mann, der zuviel wusste (bei dem Alfred Hitchcock eines seiner Frühwerke selbst neuverfilmte) oder Die Körperfresser kommen (das erste der insgesamt drei Remakes von Die Dämonischen) – und dann eben dieses Monstrum. Ein Meilenstein des Science-Fiction- und Creature-Films, vor dessen exzessiven Body-Horror selbst der eigentliche Meister des Metiers David Cronenberg (Die Fliege) nur ehrfürchtig den Hut zieht.

Der krönende Abschluss von John Carpenter’s unmenschlich brillanter Big-5-Serie. Ab seinem zweiten Spielfilm Assault – Anschlag bei Nacht zauberte er ein Meisterwerk nach dem anderen aus dem Hut, ohne die das amerikanische (oder sogar weltweite) Genre-Kino heute anders aussehen würde. Über Halloween – Die Nacht des Grauens, The Fog – Nebel des Grauens und Die Klapperschlange führte der Weg in das ewige Eis der Antarktis, wo Carpenter sich vor einem seiner Idole verbeugte – und gleichzeitig eines seiner bekanntesten Werke einer radikalen Frischzellenkur unterzog. Es quasi sich aneignete, verformte und ein neues Geschöpf daraus erschuf. Wie das titelgebende Ding. Howard Hawks verfilmte 1951 die 23 Jahre vorher veröffentlichte Kurzgeschichte Who goes there? von John W. Campbell relativ frei als Das Ding aus einer anderen Welt, welcher zu einem der Lieblingsfilme von Carpenter wurde. Bereits in Halloween – Die Nacht des Grauens zeugte er dem Klassiker des Genres seinen Respekt. Damals flimmerte es über die Mattscheibe, während Michael Myers seine Unwesen trieb. Gut 30 Jahre später sah er sich dazu berufen, seine eigene Interpretation davon auf die Beine zu stellen. Das Resultat hat mehr mit der literarischen Vorlage gemein als die Version von Hawks selbst (die Rollennamen wurden übernommen, auch wenn die Charaktere nicht identisch sind), emanzipiert sich aber auch davon noch ein gutes Stück. Nimmt sich das Beste aus beiden Quellen und verbessert sie bis an den Rand der Perfektion.

Schnell stellt sich das typische, unheilvolle Carpenter-Feeling ein, was er leider irgendwann komplett verloren hat. Das Ding aus einer anderen Welt verschwendet überhaupt keine Zeit und beginnt seinen schleichenden, infiltrierenden Terror von der ersten Sekunde an. Das Kunststück dabei ist, dass nur der Zuschauer es als solchen wahrnimmt, die Figuren wiegen sich deutlich länger in Sicherheit. Wie auch der rohe, grobe Hubschrauberpilot MacReady (Kurt Russell, Bone Tomahawk), der sich vor lauter Langeweile den ganzen Tag mit dem guten J&B-Bourbon zuschüttet, bis ein Besuch bei den verkohlten Ruinen der Station der norwegischen Kollegen ihn wachrüttelt. Irgendwas hat dort gewütet. Die letzten Überlebenden, die vor ihrer Haustür das Zeitliche segneten, eventuell in den Wahnsinn getrieben. Oder war das womöglich nur ein Kommunikationsproblem, das in der Hektik nicht geklärt werden konnte? Warum wollten sie den Hund töten? Der schon seit Stunden durch ihre Anlage streunt…und aus dem plötzlich etwas förmlich herausbricht. Was sich selbst mit Feuerkraft kaum bekämpfen lässt. Der Körper lässt sich verbrennen, aber der Parasit, er könnte schon überall sein. IN jedem!

Carpenter erschafft ein schauderhaftes Bäumchen-wechsel-dich-Spiel aus der Tiefkühltruhe. Sät Misstrauen, Paranoia und Selbstzerstörung, denn niemanden ist mehr zu trauen, das Äußere ist nur noch Schein. Nicht mehr als Fleisch und Gewebe, unter dem etwas lauern könnte, was nur auf den richtigen Moment wartet. Was bei Enttarnung oder Zerstörung der Hülle zum aufbrausenden Ungetüm werden kann oder sich klammheimlich wieder in einem neuen Wirt einnistet. Das Perfide dabei, selbst auf Rettung zu hoffen ist keine Option. Es wäre fatal, denn solange man sich selbst überlassen und isoliert in der frostigen Einöde ist, bleibt es das drohende Schicksal für den Rest der Welt auch. Es restlos auszulöschen, auch auf die Gefahr hin, dass dies das eigene Ende bedeutet, ist die letzte Konsequenz. Unterschwellig (wie der beinah zurückhaltende, aber dadurch bedrohliche Score von Ennio Morricone, den Carpenter durch seine unverwechselbaren Synthesizer-Klänge noch ergänzte), subversiv – fast könnte man sagen subkutan -  ist das Grauen, extrovertiert seine Entladung, wenn heute noch erstaunliche und enorm ekelhafte Special-Effects jenseits von CGI in ihrer ganzen Pracht erstrahlen. Das Ding aus einer anderen Welt wird zum klaustrophobischen Todestanz aus Feuer, Eis und Blut. Ein deformiertes, makabres, abstraktes, beinah apokalyptisches Gemälde der Angst. Furchteinflößend und dabei trotzdem so wunderschön.

Fazit

Wirklich nicht von dieser Welt. John Carpenter toppt sich selbst mit seiner Mixtur aus Kalter Krieg-Paranoia, ausgedehntem Kammerspiel, unsichtbarer Bedrohung und explizitem, handgemachtem Body-Horror, wie es ihn zuvor und danach selten zu sehen gab. Immer noch beeindruckend, grauenvoll und faszinierend. Eine Errungenschaft des Horrorfilms, an dem sich bis heute alles zu messen hat.

Kritik: Jacko Kunze

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