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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Bill Capa ist ein Psychologe, der nach dem Selbstmord einer seiner Patienten in seinem Beruf nicht mehr arbeiten kann. Er sucht Rat bei einem Kollegen, der aber bald ermordet aufgefunden wird. Um den Mord aufzudecken und gleichzeitig auch seine eigenen Probleme zu überwinden übernimmt er die Therapiegruppe seines ermordeten Kollegen.

Kritik

„Wir betrachten unser Leben, als würden wir durch ein Schlüsselloch sehen.“

Zwei Jahre bevor Demi Moore (Ghost – Nachricht von Sam) der Welt ihre frisch gemachten Brüste in Striptease präsentieren durfte, hat ihr damaliger Ehemann, Bruce Willis (The Sixth Sense), bereits (mit unspektakulärem Ergebnis) in Color of Night blankgezogen. Was die beiden Filme darüber hinaus gemeinsam haben? Sie sind nicht nur an den Kinokassen gescheitert, sondern gelten auch künstlerisch als zwei der größten Verfehlungen, die das 1990er Jahre Kino hervorgebracht hat. Im Gegensatz zur sexistischen Fleischbeschau von Andrew Bergman aber hat Richard Rush (Der lange Tod des Stuntman Cameron) hier kein gänzlich uninteressantes Werk abgeliefert, was vor allem mit dem Umstand zusammenhängt, dass der Regisseur in diesem Fall durchaus versucht hat, sich an einem viel zu selten beackerten Sujet zu verdingen: Dem amerikanischen Giallo.

Bis auf den großartigen Dressed to Kill von Brian De Palma wird es in dieser Richtung nämlich erschreckend still. Auch Color of Night kann man natürlich nicht als reinrassiges Zugeständnis an das von Dario Argento (Tenebrae) maßgeblich geprägte Giallo-Kino verstehen, Richard Rush aber nutzt die Geschichte des von Hollywood Pictures (also Walt Disney!) vertriebenen Erotik-Thrillers, um sich immer wieder an der ausgefeilten Ästhetik des italienischen Subgenres zu orientieren. Das zeigt sich bereits in der ersten Szene von Bill Capa (Willis), seines Zeichens Psychotherapeut, der Zeuge davon werden muss, wie eine seiner Patienten aus dem Fenster seiner Praxis in den Tod springt. Nicht nur fühlt es sich so an, als würde eine halbe Ewigkeit vergehen, bis die verstörte Frau auf dem Boden aufschlägt.

Das Blut, welches danach aus ihrem Körper quillt; die Farbe Rot, die die Straße New Yorks in einer gewaltigen Lache bedeckt, wird in diesem Moment markant zum Leitmotiv des weiteren Verlaufs erkoren. Bill Capa beschreibt den Anblick des Blutes später als eine Art Wesen, als einen Abgesandten der Hölle – und seitdem erkennt er die Farbe nicht mehr. Das Rot ist aus seinem Leben verschwunden, was gleichermaßen bedeutet, dass auch die Liebe und das Leben selbst verloren gegangen sind. Derlei Symbolik zieht sich durch den gesamten Film und tritt vor allem im Einklang mit dem immer wieder aufkeimenden stilistischen Eigensinn in Erscheinung, der Robert Rush zu ausgefallenen, elaborierten Kamerafahrten sowie einer eigentümlichen Montagetechnik hinreißen lässt. Inszenatorisch aufregend aber ist Color of Night letztlich dann doch zu selten, um wirklich zu hypnotisieren.

Es geht hier zuvorderst um Bill Capa, der durch seine Schuldgefühlen in eine Lebenskrise getrieben wurde und nach Los Angeles aufbricht, um sich mit einem alten Freund, den Psychiater Dr. Bob Moore (Scott Bakula, American Beauty), zu treffen, der ihm seine Gesprächsgruppe vorstellt und ihn in seinem fulminanten Anwesen einquartiert. Kurz darauf aber wird Bob bestialisch ermordet, die Verdächtigen sind klar: Es muss einer seiner Patienten gewesen sein, was Bill dazu anhält, die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen. Immerhin verdient er sein Geld als Psychoanalytiker, was bedeutet, dass ihm das Kombinieren, Interpretieren und Antizipieren nicht unbedingt sonderlich fern liegen sollte. Das klassische Whodunit, als das sich Color of Night die meiste Zeit begreift, wird jedoch mit dem Auftritt der attraktiven Rose (Jane March, Der Liebhaber) aufgebrochen. 

Noch vor seiner Premiere wollte man Color of Night zum Skandalfilm aufbauschen, was auch der unrühmliche Faktor bekräftigte, dass der Film nur zensiert in die amerikanischen Kinos gekommen ist. Im direkten Vergleich mit Basic Instinct, der hier eindeutig Pate stand, ist Color of Night in Sachen Sex und Brutalität fast schon handzahm. Sicherlich sieht man nackte Haut, darunter auch das entblößte Genital von Bruce Willis, und auch die Gewaltspitzen sind nicht gänzlich saftlos, für eine Kontroverse aber ist der Erotik-Thriller eigentlich nicht zu gebrauchen. Dafür ist er letzten Endes zu altmodisch und zu schwülstig, als dass er sich vollständig zu den frivolen Sleaze-Wurzeln bekennen würde, die die Regie von Richard Rush gerne andeutet. Vor allem aber ist Color of Night mit seinen 135 Minuten viel zu lang geraten.

Um den über Gebühr konstruierten Nonsense, den das Drehbuch von Matthew Chapman und Billy Ray hier verzapft, zu rechtfertigen, hätte man vermutlich nicht einmal 100 Minuten in Anspruch nehmen müssen und wäre mindestens zu dem gleichen, wahrscheinlich aber zu einem besseren Ergebnis gekommen. Color of Night aber gibt sich ausladend und fehlgeleitet in seiner erzählerischen Entschleunigung, denn anstatt dem Zuschauer das seifig-hitzige Klima des (angeblich) undurchsichtigen Treibens näherzubringen, nimmt er sich durch seine Gemächlichkeit selbst den prickelnden Wind aus den Segeln. Die ohnehin vollkommen vorhersehbare Auflösung setzt diesem ungemein küchenpsychologischen Film dann die Krone auf und erklärt ihn endgültig zur Farce, was durchaus schade ist, denn Color of Night hätte das Potenzial gehabt, mit spannenden Referenzen gepickte, von psychosexuellem Fieber aufgeladene Neo-Exploitation zu werden. Zuweilen lässt sich das nämlich erkennen.

Fazit

Hier wäre durchaus mehr drin gewesen, denn zuweilen lässt "Color of Night" das Potenzial aufblitzen, ein durchaus ansehnlicher Neo-Exploitations-Vertreter zu sein. Richard Rush nämlich ist einer außergewöhnlichen Ästhetik nicht abgeneigt und orientiert sich dabei bisweilen am Giallo-Kino der 1970er Jahre. Das rettet im Gesamteindruck allerdings nur wenig, denn "Color of Night" ist ein idiotisch konstruierter, von Bruce Willis mäßig getragener, viel zu langer Erotik-Thriller, der weder in Sachen Erotik, noch als klassisches Whodunit richtig funktioniert.

Kritik: Pascal Reis

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