Inhalt
Die junge Asuna verbringt ihre wenige freie Zeit damit, den Klängen eines Kristallradios zu lauschen, das sie von ihrem Vater bekam. Eines Tages empfängt sie darauf eine mysteriöse Melodie, die anders ist als alles, was sie jemals gehört hat. Kurz darauf geschieht noch etwas Unheimliches: Asuna steht auf einmal einer riesigen Bestie gegenüber, doch ein geheimnisvoller Junge taucht plötzlich auf und kann sie vor einem Angriff bewahren. Shun erzählt ihr, dass er aus einem fremden Land namens Agartha stammt, aber am nächsten Tag ist er verschwunden. Auf der Suche nach ihm entdeckt Asuna nicht nur eine unbekannte, verborgene Welt, sondern auch die Wege des Lebens selbst, die nicht nur helle Seiten bereithalten ...
Kritik
Spricht man über Makoto Shinkai (5 Centimeters per second) so herrscht flächendeckende Übereinstimmung, wenn es um den reinen Schauwert seiner Bilder geht. Die farbenfrohen Zeichnungen gelten gemeinhin als wunderschön, als Speerspitze dessen, was fernöstliche Animation leisten kann. Was darin bisweilen etwas verloren gehen kann, ist ein eigener Stil. Doch immerhin wirken seine Filme wie aus einem Guss, was sicherlich auch der Treue zu den CoMix Wave Animationsstudio geschuldet ist. Weitaus umstrittener wird der Regisseur jedoch in Bezug auf den Inhalt seiner Filme. Auch dort zieht sich ein roter Faden durch sein Werk, denn immer scheint es darum zu gehen, dass die Liebe alle Grenzen überwinden kann. Zum Kitsch neigend überschreitet sein fast schon unheimliches Verständnis davon ganze Jahrzehnte, unendliche Entfernungen und sogar den Tod. Dabei wirken seine Werke in ihrer Naivität durchaus berührend, drohen ihrem Zuschauer aber mindestens genau so leicht zu entgleiten.
Children Who Chase Lost Voices ist somit in vielerlei Hinsicht ein typischer Shinkai. Auch dort führen mystische Kräfte die junge Asuna in ein fremdes Reich, in dem man scheinbar sogar dem Tod entrinnen kann. Weitaus mehr wie bei seinen anderen Werken steht dabei auch das Abenteuer und die Entdeckung im Mittelpunkt. Wohlwollend könnte man darin eine Hommage an den großen Animekünstler Hayao Miyazaki (Das wandelnde Schloss) sehen, nur fehlt Shinkai dessen Gespür für den feinfühligen Umgang tiefgreifender Thematiken. Mit platter Symbolik lotet Children Who Chase Lost Voices den Umgang mit Verlust und Trauer aus, bettet seine oberflächlichen Erkenntnisse in einen dramaturgisch weitestgehend gut funktionierenden Abenteuerfilm. In Kombination mit den schönen Animationen sorgt das durchaus für Dynamik, fühlt sich jedoch gleichsam sehr leer an.
Entgegen seiner optischen Detailverliebtheit fehlt es der angeblich so faszinierenden Welt Agartha an etwas Greifbarem und Eigenem. Motive von alten Göttern und dämonischen Wesen, von Naturromantik und Wildheit werden zu einem generischen Fantasybrei vermengt. Der Vergleich mit Ghibli bekommt Children Who Chase Lost Voices nicht und doch kann man nur schwerlich darauf verzichten. Nichtsdestotrotz weiß Shinkai durch seine Naivität zu berühren. Nicht durchgehend und doch geht ein Teil seines Konzeptes auf. Vielleicht weil das Abenteuer stellenweise an die eigene kindliche Fantasie zurückerinnert, in der errichtete Traumwelten keinesfalls vor Kreativität strotzten und doch so herrlich bizarr und faszinierend waren.
Fazit
Einmal mehr kann Makoto Shinkai nicht das einlösen, was seine wunderschönen Bilder versprechen. „Childen Who Chase Lost Voices“ ist ein weitestgehend bemühtes, aber nichtsdestotrotz viel zu uninspiriertes Fantasyabenteuer, welches kurioserweise dennoch durch seine Naivität berührt.
Autor: Dominic Hochholzer