Inhalt
Als ein Reporter der Starszene zugeteilt wird, erwartet er schon einiges an Aufregung. Doch es geht schneller als er denkt, denn schon bald befindet er sich auf Kollisionskurs mit vier der exzentrischsten Persönlichkeiten, die er je getroffen hat.
Kritik
Kann das wirklich alles sein? Eine erfolglose Karriere als Schriftsteller, eine unglückliche Ehe, ein Leben abseits all der süßen Verheißung, die uns die Mediengesellschaft tagtäglich vorlebt? Für Lee Simon (Kenneth Branagh, Mord im Orient-Express) nicht. Und was ist sein Plan, um endlich auch etwas von dem auratischen Glanz abzubekommen, mit dem die Stars über den Dingen schweben? Genau, er trennt sich von seiner Frau Robin (Judy Davis, Harry außer sich), steigt den Prominenten als Sensationsjournalist hinterher und setzt sich an seinen neuen Roman, dieses Mal wird es natürlich ein Bestseller. Sein Opus magnum. Lee, das merkt man schnell, ist ein Alter Ego Woody Allens (Der Schläfer), der in Celebrity – Schön, reich, berühmt diesen Charakter gewissermaßen nutzt, um auch vor der Kamera präsent zu sein.
Lee jedenfalls wird angetrieben von einer tiefen Unzufriedenheit mit sich und der Welt. Wie muss das wohl sein, die Privilegien zu genießen, die eine jede Berühmtheit ganz selbstverständlich zugesprochen bekommt? Zum Beispiel der aufstrebende Jungdarsteller Brandon Darrow (Leonardo DiCaprio, The Wolf of Wall Street), der ein Hotelzimmer während eines Streits mit seiner Freundin lautstark in seine Einzelteile zerlegt, rechtliche Konsequenzen aber keinesfalls fürchten muss, eben weil er Brandon Darrow ist. Im Mikrokosmos der Schönen, Reichen und Berühmten gelten nun mal ganz eigene Gesetzmäßigkeiten, das muss auch Lee lernen. Wo sich oberflächlich Erhabenheit und Gloria ausbreiten, setzt Woody Allen seinen erzählerischen Schwerpunkt aber sukzessive tiefer an, ihn interessieren nicht die Chamapgner-, Nutten- und Kokspartys, sondern die Menschen, die sich gezwungen sehen, solche Partys zu initiieren.
In Celebrity – Schön, reich, berühmt ist das ausgelassene, sorgenfreie und vor Glücksgefühlen trunkene Leben auf der Sonnenseite jedoch auch nur ein Versprechen, welches die Menschen außerhalb dieser Welt erkennen möchte. Die Stars selbst sind immer die Spiegelbilder unserer Gesellschaft, sie erschaffen sich nicht eigenständig, sie werden von uns erschaffen. Lee merkt das ganz deutlich, wenn er als nebensächlicher Teil dieser High Society-Dimension die Früchte der globalen Bewunderung für diese Künstler kostet: Enttäuschung, Verzweiflung, Tobsucht und Selbstzerstörung. Ein Sammelbecken der hysterischen Neurotiker. Hier prallt eine existentielle Krise auf die nächste, amouröse und erotische Anwandlungen entpuppen sich als Verirrungen, Verwirrungen und Missverständnisse. Und Woody Allen entlarvt das wie gewohnt mit satirischer Taktung, um im Wust aus Schein und Sein gleichwohl den Blick auf seine Charaktere und ihre Desorientierung zu schärfen.
Fazit
Mit "Celebrity – Schön, reich, berühmt" ist Woody Allen eine wunderbare Satire über das Phänomen von Berühmtheit und Starkult gelungen. Exzellente Darsteller, allen voran Kenneth Branagh, der hier als Woody Allens Alter Ego groß aufspielt, ein (selbst-)ironisches Schwarz-Weiß und die erzählerische Präzision, sich trotz all des Chaos um Schein und Sein immer in erster Linie um seine Charaktere zu kümmern, machen diesen starken Film aus.
Autor: Pascal Reis