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Inhalt

Eine US-Soldatin erleidet während eines Kampfes in Afghanistan eine traumatische Gehirnverletzung und kämpft damit, sich an das Leben in ihrer Heimat anzupassen.

Ab 4.11.2022 auf Apple TV+

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Regungslos schaut die junge Kriegsveteranin Lynsey (Jennifer Lawrence, Don’t Look Up) auf eine schneebefreite Straße vor einer Militäreinrichtung in einem nördlich gelegenen US-Bundesstaat hinunter, ehe sie von ihrer Pflegerin bald abgeholt wird und unter ihrer Obhut allmählich beginnt die alltäglichen Dinge des Lebens erneut zu meistern. Eine Wiederbelebung, eine Zäsur? Regisseurin Lila Neugebauer (Maid) möchte beide Begriffe gleichzeitig darstellen und legt dafür eine kompakte Charakterstudie im Rahmen eines Resozialisierungsprozesses an, ausgehend von einem Schädel-Hirn-Trauma, das ihre Protagonistin Lynsey bei einem Einsatz in Afghanistan erlitten hat. Ihre Erinnerungen sind lückenhaft, schlafen tut sie mehr schlecht als recht und die motorischen Fähigkeiten muss sie in Reha-Einheiten wiedererlangen. Kombiniert mit der kühlen, entschleunigenden Inszenierung begleitet man als Zuschauer:in somit einen Auftauprozess auf physischer und psychischer Ebene, der in ihrer Heimatstadt New Orleans bei sommerlichen Temperaturen fortgesetzt wird.

Zurück in der Heimat, zurück im Haus ihrer Mutter wirkt alles vertraut für Lynsey, aber von Wohlfühlatmosphäre kann nicht die Rede sein nach ihren Ereignissen. Nebenbei kann sie eine Festanstellung als Poolreinigerin ergattern, dessen Begründung mit der Erfahrung aus ihrer Tätigkeit beim US-Militär einhergeht. Nachdem der Motor des geliehenen Pickups von ihrer Mutter anfängt schwer zu husten, lernt sie den KFZ-Mechaniker James Aucoin (Brian Tyree Henry, Bullet Train) kennen. Beide verstehen sich schnell und ihre Konversationen verlaufen auf einem angenehmen Level, geerdet und ohne Hektik. Zudem teilen sie tragische Schicksale, die nach und nach aufgedröselt werden, womit der Filmtitel ins Spiel kommt. Denn Causeway – zu Deutsch: Damm oder eine Verbindungsstraße, die über ein Wassergebiet verläuft – bezieht sich zum einen auf Lynseys vormalige Spezialisierung auf ebenjene Dämme, zum anderen auf James‘ schweren Unfall auf genau solch einem Streckenabschnitt mit dementsprechend drastischen Konsequenzen. Und so baut sich in dieser Hinsicht zwischen den beiden ein freundschaftlicher Damm auf, der den Schmerz und die Trauer überbrücken soll.

Auch wenn Neugebauer diese Freundschaft mit Bedacht inszeniert und mit leichten Streichern untermalt, verläuft Lynseys Traumaverarbeitung etwas zu geschmeidig, obgleich des fehlenden Zeitraums, der vermutlich sich über mehrere Wochen streckt. In der Geschmeidigkeit der Rehabilitation kommt Lynsey aber auch zu einen falschen Entschluss, indem sie meint zum Militär zurückkehren zu können. Diese Flucht zurück offenbart auch ihr Verhältnis zu der zerrütteten Familie, womit sich im zweiten Teil ihres Resozialisierungsprozesses eine Identitätskrise anbahnt – zum einen ihre indirekte Distanz zu ihren Familienmitgliedern und zum anderen ihre neue Freundschaft mit James. Getreu dem Spruch „mit sich selbst ins Reine kommen“ vermischt sich ihr Tagesjob als Poolreinigerin mit den Konfrontationen zu sich selbst, ihrem Bruder (Russell Harvard, Fargo) und James. Der Swimmingpool wird hier zu einer bildlichen Aufarbeitung der Gefühlslage und der Gemeinschaft und im metaphorischen Sinne fügen sich alle Elemente über die optimal genutzte Laufzeit von circa 90 Minuten effektiv ein. Auf eine dramatische Zuspitzung hätte man in der Erzählung schließlich gerne verzichten können. Denn auch so bilden Jennifer Lawrence und Brian Tyree Henry ein gutes Tandem, indem letzterer durch sein lockeres Auftreten bei seinem Gegenüber gelegentlich ein Lächeln entlocken kann, wodurch die Gespräche zu keinem Zeitpunkt verflachen, Lynseys Auftauprozess voranschreiten kann und mit dem visuellen Übergang von kalten zu warmen Farbtönen über die gesamte Handlung stimmig eingefangen wird.

Fazit

Unaufgeregt und mit einem Auge für menschliche Begegnungen präsentiert Lila Neugebauer den Neustart einer US-Veteranin, deren Verarbeitung des im Krieg erlittenen Traumas leicht idealtypisch über die urbane Bühne von New Orleans geht. Hinten raus wird ein nicht benötigter, dramatischer Umweg eingeschlagen, doch die Harmonie zwischen den Protagonisten, der titelgebenden Verarbeitung ihrer Lebensumstände sowie die Tragweite der Berufe werden gelungen in Szene gesetzt.

Kritik: Marco Focke

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