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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nur wenige Menschen zieht es im Winter ins eisige Murmansk am nördlichen Polarkreis. Die schüchterne finnische Archäologiestudentin Laura aber ist fest entschlossen, die berühmten Felsenmalereien der Stadt zu besichtigen – eine unglückliche Romanze, die sie in Moskau hinter sich lässt, motiviert ihren Entschluss umso mehr. Die Aussicht auf eine beschauliche Eisenbahnreise zerschlägt sich schnell als Lauraihren Mitreisenden im Abteil Nr. 6 kennenlernt: Ljoha ist Bergarbeiter, trinkfest und laut, ein Typ, der keine Grenzen zu kennen scheint und Lauras schlichtweg ignoriert.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Während vor den Fenstern des Zuges verschneite Landschaften dahinziehen, äußert sich die Kälte innerhalb des Zugabteils zunächst nur durch das erste Aufeinandertreffen der Hauptfiguren. Ihre Begegnung auf engstem, von Schnaps- und anderen Gerüchen triefendem Raum ist nicht nur den jungen Reisenden unangenehm. Auch die Crew rundum Regisseur  (Der Glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki) stellte das größtenteils in einem Zug gedrehte Drama vor die ein oder andere Herausforderung. Entstanden ist ein wehmütiges und nachdenklich komisches Roadmovie, welches im vergangenen Jahr in Cannes Premiere feierte und zuletzt für Finnland auf der Shortlist für eine Oscarnominierung landete.

Inspiriert von dem gleichnamigen Roman Rosa Liksoms transportiert Kuosmanen die Geschichte zweier ungleicher Reisender mit passenden Zeitcholerid in die späten 1990er Jahre. Mit Reisetasche, Camcorder und Kassettenspieler ausgerüstet, tritt Archäologiestudentin Laura ihre Reise ins winterliche Murmansk an, hat ihre Pläne jedoch ohne den trinkfesten und vorlauten Ljoha gemacht. Aus dem klassischen, zunächst einander misstrauenden Aufeinanderprallen zweier Lebensrealitäten entwickelt sich ein nahbares Vertrauensverhältnis, ohne dass die Beziehung zueinander zu einer herkömmlichen Liebesgeschichte ausgebreitet wird. Viel mehr entwickelt sich das Miteinander von Laura (), deren Freund*innen sich in Moskau zusehends von ihr entfremden und Ljoha (), der zunächst mit Halbstarken-Geschwätz und einer Hand an der Schnapsflasche seinem Unmut Ausdruck zu verleihen versucht, zu einer spürbar tiefen Freundschaft.

Abgesehen von wenigen Zwischenstopps projiziert Abteil Nr. 6 die Lebenwelt seiner Protagonist*innen in den ersten zwei Dritteln des Films wirksam zwischen die wackelnden und einschränkenden Zugwände. Konservative Haltungen treffen aufgeschlossenen Lebensstil, pessimistische Gegenwartsblicke die obsessive Neugierde zur Ahnen- und Vergangenheitsforschung. Oftmals sind es die Außenstehenden, flüchtige Begegnungen wie ein Gitarrenspieler, die die Hauptfiguren näher aufeinander aufmerksam machen, ohne deren Gefühle und Einstellungen, politisch oder gesellschaftlich auszudisktuieren.

Das Ende der Odyssee über das russische Schienennetz ist dann nicht etwa das Ende des Films, sondern markiert den Beginn des letzten Drittels, welches sich außerhalb des Zuges im winterlichen Murmansk bewegt und die Wirksamkeit aus seiner zuvor aufgebauten Beziehung zieht. Zusehends werden Enge, Dunkelheit und Monotonie der Zugfahrt ins Gegenteil gekehrt und den Charakteren ein Ausbruch aus ihren Beschränkungen gewehrt. Trotz kleiner Ungereimtheiten wie der vollkommenen Unwissenheit über die Unerreichbarkeit der neu entdeckten Kanosero-Petroglyphen zur Winterszeit gelingt der Schlussakt gerade durch seinen nach Freiheit zehrenden Kontrast zum Rest des Films und den Schnee umwirbelten Bildern, die in all ihrer lebensbedrohlicher Kälte die subtilen Gefühle zwischen den Protagonist*innen zu einem Gipfelpunkt führen.

Fazit

Juho Kuosmanens zweiter Spielfilm ist ein klirrend kaltes Roadmovie, das sich zunächst die Enge eines Zuges unbequem zu eigen macht, sich dann im Schneegestöber jedoch endgültig davon freischlägt. Mittendrin ein ungleiches Paar, welches nie einer konventionellen oder überhaupt einer eindeutigen Liebesgeschichte verfällt, stattdessen aus der ambivalenten Freundschaft zweier Fremder zusammenwächst. "Abteil Nr. 6" ist bedacht inszeniert und bodenständig eingefangen, lebendiges, nachdenkliches und sehnsuchtsvolles Kino.

Kritik: Paul Seidel

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