Inhalt
Cato Bontjes van Beek engagierte sich im Widerstand gegen Hitler. Im Alter von nur 22 Jahre wurde sie zum Tode verurteilt. Die Dokumentation rekonstruiert das Leben der außergewöhnlichen jungen Frau.
Kritik
Ihr Kinodebüt widmet Dagmar Brendecke einer Frau, die trotz ihrer historischen Bedeutung fast unbekannt ist. Demonstrativ setzt die versierte Dokumentarfilmerin den Vornamen ihrer Protagonistin als Titel, wohl in dem Wissen, dass er den meisten unbekannt sein dürfte. Es scheint ein Herzenswunsch der Regisseurin, dies zu ändern. Bereits 2008 widmete sie der von den Nazis ermordeten Widerstandskämpferin die Fernsehdokumentation „Cato – Ein kurzes Leben im Widerstand“. Ihre zweite Verarbeitung der Lebensgeschichte schaffte es 2009 sogar ins Kino. Von dort wurde er wie so viele lohnenswerte Dokus rasch von Fließbandfilmen verdrängt. Umso mehr lohnt sich ein Blick auf die Chronik eines mutigen Lebens.
1920 wird Cato in einem kleinen Dorf bei Bremen geboren. Von der ländlichen Enge zieht es sie fort nach Berlin, wo sich die kulturinteressierte junge Frau ein aufregendes Leben erhofft. Fliegerin, Schauspielerin oder Kunsthandwerkerin, Hauptsache, es ist nicht dieses gleichgültige dahin leben. Die Welt sieht sie nicht, wie sie es sich erträumt hat. Sie sieht den Weltkrieg. Es sind die dreißiger Jahre, der Nationalsozialismus breitet seinen Schatten aus. Dokumentarfilmerin Dagmar Brendecke zeigt in ihrer fundierten Kinoreportage, wie durch den Einfluss privater Kontakt im Widerstand früh zur Gegnerin des Regimes wurde. Als der Krieg ausbricht, versorgt Cato mit ihrer Schwester heimlich Kriegsgefangene. Nachdem sie von Widerständlern von den Gräuel der Nazis erfährt, teilt sie mit einem Freund Flugblätter gegen die Nazis aus und wird Mitglied der „Roten Kapelle“, einer der bedeutendsten Gruppierungen im Kampf gegen den Faschismus.
Gegründet wurde die Widerstandsgruppe von Harro Schulze-Boysen und seiner Frau Libertas. Sie sammelte im Reichspropagandaministerium heimlich Dokumente über die Kriegsverbrechen der Deutschen. Ihr Einsatz sollte ihr zum Verhängnis werden. Ihre Verbindung zur Sowjetunion wurde entdeckt und Libertas mit ihrem Mann verhaftet. Im Dezember 1942 erfolgte die Hinrichtung. Gerade 22 Jahre war Harro alt, als er eine Gruppe junger Regimekritiker um sich zu versammeln begann. Als Cato im gleichen Alter war, sollte Catos Leben schon enden. Gemeinsam mit ihrem Vater wird sie von der Gestapo verhaftet und wegen Hoch- und Landesverrats angeklagt. Im August 1943 werden Cato und ihre Mitkämpfer in Berlin-Plötzensee mit dem Fallbeil hingerichtet. Anhand von Gesprächen und Interviews mit Verwandten und Freunden der engagierten jungen Frau formt Brendecke ein intimes Porträt, das sich nicht mit Oberflächlichkeiten zufriedengibt.
Die schlichte Reportage sucht nach der Persönlichkeit, die auf ein paar verblassten Fotos mal lebenssprühend, mal versunken und ernst wirkt. In als Off-Kommentar verlesenen Briefen lässt die Regisseurin die künstlerisch und politisch außergewöhnlich gebildete Protagonistin selbst zu Wort kommen. Beeindruckend ist zudem die ausführliche Recherche, die das Wirken und die Courage Catos anhand zahlreicher Originaldokumente nachvollziehbar machen. Das Leben der jungen Heldin ist vorerst dem Vergessen entrissen. Doch ob es auf Dauer ist, das hängt auch ab vom Interesse der Nachwelt an den einer Vergangenheit, die sich zu wiederholen droht.
Fazit
Der Lebensbericht ist ein unscheinbarer Film, jedoch ein doppelt bedeutsamer. Die knappe Biografie erinnert zum einen an die Bremer Aktivistin Cato Bontjes, zum anderen daran, wie leichtfertig so viele derer vergessen werden, die für den Kampf gegen den Terror ihr Leben ließen.
Autor: Lida Bach