Inhalt
Seit sechs quälenden Jahren sucht die Ärztin Jung-yeon (Lady Vengeance) vergeblich nach ihrem vermissten Sohn, der auf einem Spielplatz spurlos verschwand. Völlig unerwartet erhält sie einen anonymen Hinweis, der sie zu einem kleinen Fischerdorf führt. Dort wird sie allerdings mit einer Mauer des Schweigens konfrontiert. Die zwielichtigen Bewohner des Dorfes verhalten sich abweisend und behaupten, den Jungen nie gesehen zu haben. Auch die örtliche Polizei verweigert jegliche Hilfe. Ganz auf sich allein gestellt, versucht die verzweifelte Mutter mit allen Mitteln, die Wahrheit über den Verbleib ihres Sohnes zu erfahren. Dabei gerät sie immer tiefer in einen gefährlichen Strudel aus Lüge, Korruption und Gewalt.
Kritik
Mit Bring Me Home gab der Koreaner Seung-woo Kim 2019 zugleich seinen Einstand als Regisseur und Drehbuchautor. Sein Mix aus Drama und Thriller, der sich mit der Suche eines verschwundenen Kindes befasst, fand auf diversen Festivals wie dem renommierten Toronto International Film Festival positive Resonanz und schaffte es nach knapp 1,5 Jahren auch endlich in unser Heimkino. Fans des koreanischen Kinos wird dabei wohl vor allem das längst überfällige Comeback von Lee Yeong-ae neugierig machen, die 14 Jahre zuvor unter der Regie von Park Chan-wook als Hauptdarstellerin in Lady Vengeance zu sehen war und sich seitdem aus dem Filmbereich zurückgehalten hat.
Bring Me Home widmet sich in seiner ersten Hälfte vor allem den trauernden Eltern eines vor sechs Jahren verschwundenen Kindes, die sich an die Hoffnung klammern, ihren Sohn eines Tages doch noch zu finden, so klein die Chance auch sein mag. Aus dramaturgischer Sicht gelingt dem Film ein guter Einstieg, das schwere Schicksal weiß zu berühren, die entstandene Leere im Leben der beiden ist deutlich zu spüren. Kein Einzelfall wie es scheint, denn es sind auch zahlreiche Poster weiterer verschwundener Kinder zu sehen, was auf ein allgemeines Problem hindeutet.
Schon bald bringt der Film Licht ins Dunkel und offenbart durch die Thematisierung von Missbrauch und Gewalt weitere Missstände in der Gesellschaft. Von da an bewegt sich Bring Me Home ein deutliches Stück in Richtung Thriller, punktet mit einigen spannenden Momenten und schafft es mit dem Aufzeigen immer widerlicherer Abgründe der Menschheit zu entsetzen. Auch wenn der Trailer anderes andeutet: Bring Me Home ist kein Revenge-Movie, wie ihn die Koreaner nur allzu gern inszenieren. Schade eigentlich, denn die Befriedigung wäre in diesem Fall groß ausgefallen. Stattdessen möchte man einen realitätsnahen Ansatz verfolgen, was durchaus legitim ist, jedoch nur bedingt gelingt.
Dass die durchlebte Höllentour der Mutter psychische und körperliche Spuren hinterlässt, ist dabei noch weitestgehend nachvollziehbar, auch wenn ihr gelegentlich passives Handeln nervenaufreibend ausfallen kann. Durch Lee Yeong-aes Powerperformance bleibt die Figur aber stets interessant und emotional greifbar. Das düster gezeichnete Bild der koreanischen (Teil-)Gesellschaft, in welchem unmenschliche Handlungen wie diese hier derart geduldet werden, da jeder auf egoistische nur an sich und seinen Vorteil denkt, fällt mitunter etwas schwer nachvollziehbar aus. Bring Me Home hat ein wichtiges Anliegen zu vermitteln, was sehr löblich ist, muss zwischenzeitlich durch einige merkwürdige Handlungsentscheidungen aber darum kämpfen, ernst genommen zu werden.
Fazit
"Bring Me Home" erweist sich weitestgehend als spannende Mischung zwischen Drama und Thriller, die ein düsteres Bild der (koreanischen) Gesellschaft zeichnet. Gelegentliche Probleme mit dem etwas trägen Pacing sowie nicht immer nachvollziehbaren Handlungen einiger Akteure muss man dabei in Kauf nehmen. Eine äußerst stark aufspielende Hauptdarstellerin lässt das zumindest zum Teil wieder vergessen.