Inhalt
Ein mörderisches Gesellschaftsspiel unter einer Gruppe Freunden in einer abgelegenen Villa nimmt unerwartet blutige Wendungen.
Kritik
Werden Parties je wieder einfach Spaß machen? Seit Covid-19 sowieso zur Krisensituation geworden ist auf der Leinwand jedes gemeinsame Beisammensein schon lange entweder die vulgärste Mutation toxischer Sozialität oder aber einfach der Katalysator für die nächste Panikattacke. Da brauch es oft nicht mal mit Acid gestreckte Cocktails, wie etwa in Gaspar Noé’sClimax. Mit den unangenehmsten Menschen der Welt reicht manchmal schon ein fehlgeleitetes, kindisches Gesellschaftsspiel. Halina Reijn (Instinct) macht letzteren Punkt in ihrer furiosen Slasher-Komödie Bodies Bodies Bodies zur Grundprämisse, wenn sie sieben hoffnungslos verzogene Freunde für eine Nacht in einer abgelegenen Villa ohne Eltern allein ein obskures Mord-im-Dunkeln-Spiel spielen lässt. Das bald echte Leichen den edlen Boden des Hauses pflastern werden macht die Nacht umso spannender.
Erzählt aus der Perspektive von Bee (Maria Bakalova, Borat: Anschluss Moviefilm), der einzigen unter den Anwesenden, welche aus eher normalen Verhältnissen stammt, die ihrer neuen Partnerin, der unter Drogenentzug stehenden Sophie (Amandla Sternberg, The Hate U Give), auf jene Party folgt um ihre Clique etwas besser kennen zu lernen. Gastgeber ist der wohlhabende David (Pete Davidson, The King of Staten Island), der wiederum seine Freundin Emma (Chase Sui Wonders, On the Rocks) mitgeschleppt hat. Weiterhin sind die aufgeweckte Jordan (Myha’la Herrold, Modern Love), die völlig planlose Podcasterin Alice (Rachel Sennott, Shiva Baby) und schließlich der deutlich ältere, vermeintliche Ex-Soldat Greg (Lee Pace, The Fall) am Start. Die durchzechte Nacht dieses Gen Z-Gespanns kann mit ordentlich Alkohol und ohne elterliche Kontrolle also beginnen. Doch bereits ein heranziehender Hurricane verheißt nichts Gutes. Noch bevor Strom und Internet wegen des Sturms ausfallen, und alle Smartphones wertlos werden, beschließt die Gruppe das titelgebende „Bodies Bodies Bodies“-Spiel zu spielen, eine Art Mischung aus „Verstecken“ und „Mafia“, bei der einer der Anwesenden ermordet wird und der Rest den Mörder identifizieren muss. Hier kann nur noch vorweggenommen werden, dass sich dieses Spiel als deutlich realer entpuppen wird, als es sich die Gruppe erhofft hat, bis schließlich die Nacht zum brutalen Kampf ums Überleben wird.
Der Plot ist damit mehr oder weniger bereits auserzählt. Es ist das „… und dann waren’s keine mehr“-Agatha Christie-Prinzip aber mit Teenies, die so aggressiv Gen Z sind, das man fast das Gefühl hat, die Regisseurin, die ihren Film selbst als ein „Lord of the Flies meets Mean Girls“ bezeichnet, wolle mit der neuen Generation und ihren verplanten Befindlichkeiten abrechnen. Schließlich ist es fast weniger ein umgehender Killer, der die Nacht zur Hölle werden lässt, sondern viel mehr die immer aggressiver werdenden Anspannungen und Sticheleien innerhalb der toxischen Gruppendynamik, deren Gespräche wie aus einem Twitter-Thread entnommen wirken. Daraus entsteht so eine Art Slumber Party Massacre für die Smartphone Generation, dessen Seitenhiebe aber nie zu zynisch anfühlen. Grund dafür ist besonders das wundervoll aufspielende Ensemble, das sich nie zu schade ist, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Als MVP sticht hier besonders Rachel Sennott heraus, deren verzogen, unbeholfene Alice man nur zu gerne ins Herz schließt. Angereichert wird das Ganze mit einer virtuosen Kameraarbeit von Jasper Wolf (Monos), deren benebelnde Fahrten durch das Haus ein passend paranoides Gefühl erzeugen. Das mag man Style over Substance nennen, aber es schadet niemals, wenn selbst ein so simpler Plot mit Geschick erzählt wird.
Fazit
„Bodies Bodies Bodies“ ist relativ anspruchsloser Slasher-Spaß mit simpler Grundprämisse und einfach gestrickten Charakteren, der aber durch seine inszenatorische Virtuosität und die enthemmte Spielfreude aller Beteiligten ordentlich Spaß macht und durch sein Abarbeiten am aktuellen Zeitgeist fast das Potenzial aufweist, zum nächsten Party-Kulthit zu werden.
Autor: Jakob Jurisch