Inhalt
Nachdem die Leiche eines jungen Mädchens, das offenbar brutal ermordet worden ist, in einem englischen Skatepark gefunden wird, schließen sich die Brüder Joe (Paul Bettany) und Chrissie Fairburns (Stephen Graham) ihrem Abteilungsleiter Robert (Mark Strong) an, um den Täter dingfest zu machen. Die Spur führt sie zu Jason Buliegh (Ben Crompton), einem vorbestraften Sexualstraftäter und Außenseiter. Aber die Polizei ist gezwungen, den Verdächtigen aus Mangel an Beweisen wieder ziehen zu lassen. Doch das wollen die beiden Brüder nicht akzeptieren und beschließen, die Sache in die eigene Hand zu nehmen und Jason zu einem Geständnis zu zwingen. Währenddessen werden sie von ihrem Vater, dem pensionierten Polizeichef Lenny Fairburns (Brian Cox), beobachtet, der stiller Zeuge wird, wie die Tragödie seine Söhne zu zerstören droht. Besonders Joe ist bald davon besessen, das Verbrechen zu lösen.
Kritik
Es gibt Themen, die werden immer mal wieder filmisch verarbeitet. Rache ist wohl einer der Klassiker. Ebenso wenig abstrakt ist das Thema Gewissen. Und genauso geradlinig präsentiert sich auch „Blood“ – nun, zumindest auf den ersten und zweiten Blick. Der dritte entschlüsselt das Gesehene im Nachgang und kommt zu dem Entschluss, dass es hier nur vordergründig um die Auseinandersetzung mit und die Auswirkung eines schlechten Gewissens geht. Dahinter verbirgt sich ein Vater-Sohn-Sohn-Konflikt, der in einem eleganten Finale seinen Höhepunkt findet.
Der Film, der auf der britischen Fernsehserie „Conviction“ basiert, startet gewohnt kriminalistisch. Eine junge Leiche, ein paar Cops, ein Verdächtiger. Soweit so unspektakulär, jedoch keineswegs schlecht. Allein die Bilder berauschen in den ersten Minuten, weil Regisseur Nick Murphy („The Awakening“) ansehnliche Winkel und Perspektiven wählt, um sein Machwerk auf eine angenehm ästhetische Weise an den Zuschauer zu bringen. Funktioniert auch. Weitere Sympathiepunkte werden dann fix durch den Cast gewonnen, denn vor allem das Trio Bettany, Graham und Strong zieht schnell in seinen Bann. Und schon ist man mittendrin – in einem Thriller, der sich anders entwickelt als erwartet, weil es einen Knackpunkt gibt, der die Story umleitet. Irgendwann geht es nicht mehr darum, einen Fall aufzuklären, irgendwann rückt der menschliche Aspekt in den Vordergrund und drängt die Polizeiarbeit zurück. In „Blood“ geht es, wie einleitend erwähnt im vordergründigen Plot (der zweite Blick), um das psychische Zerwürfnis, das sich aus einer Entscheidung ergibt, auch wenn sie im Affekt getroffen wurde.
Der Film ist also hübsch inszeniert, der Cast ist hervorragend (Brian Cox ist ja auch noch dabei), die Geschichte ist interessant … aber: Es gelingt nicht, dramaturgisch vollends in die Tiefe zu gehen. In solchen Fällen fragt man sich ernsthaft, wieso nicht 20 Spielminuten draufgelegt wurden, um einen richtig guten Film zu produzieren. Schade, weil eine ganze Menge stimmt und die Voraussetzungen für einen überdurchschnittlichen (psychologischen/dramatischen) Thriller gegeben sind. So krankt die Geschichte jedoch an einer fehlenden Emotionalität, die einem das Geschehen mit all dem Schmerz und den Konflikten spürbar macht.
Fazit
Die Schuld, die die Hauptfiguren verspüren, der nagende Druck, auf einem heißen Geheimnis zu sitzen, das jederzeit explodieren kann, diese Gefühle hätten spürbarer transportiert werden müssen, um einen Volltreffer zu landen. So bleibt ein Film in der Schnittmenge von Thriller und Drama, der gut ist, aber mehr ist eben auch besser. Der Kniff, am Ende noch mal den Vater ins Spiel zu bringen und so gewissermaßen einen Kreis zu schließen, hebt den Streifen dann doch wieder eine Stufe höher. Während des Hauptplots wurde einem immer wieder vermittelt, auf welche Art und Weise das Brüderpaar wohl erzogen wurde, sodass die Elementarhandlung in der Geschichte natürlich auch darauf zurückzuführen ist. Insbesondere, weil ihr Vater den gleichen Beruf ausgeübt hat und der Ort, an dem es geschehen ist, auch in seiner beruflichen Laufbahn eine wesentliche Rolle innehatte. Das in Kombination mit der finalen Szene lässt einen nachsinnen und hält „Blood“ auch nach den Credits noch am Leben.
Die Blu-Ray präsentiert sich gewohnt bildstark, lässt aber Einiges bei den Extras vermissen, die mit Interviews und dem Original-Kinotrailer äußerst mager ausfallen.