Inhalt
Als ihre Tochter den Mord an einer Freundin gesteht, versuchen ihre verzweifelte Eltern die Tat zu vertuschen, wobei sie sich in einem immer komplizierter werdenden Netz aus Lügen verstricken
Kritik
Welcome to Blumhouse. Unter diesen Titel bringt Amazon insgesamt acht Produktionen der Filmschmiede von Jason Blum, die seit einigen Jahren mit kostengünstig produzierten Filmen, vornehmlich Horror, enorme Erfolge feiern. Im Oktober erscheinen vorerst vier der acht Filme (mehr dazu hier). Einer davon ist The Lie und dass dieser es nicht in die Kinos schafft ist keine schlechte Sache, denn für die große Leinwand bietet sich das Remake des deutschen Independent-Films Wir Monster nicht sonderlich an.
Der visuelle Stil von The Lie erinnert an einen Fernsehfilm. Die Optik des Thriller-Dramas ist fast schon monochrom. Grau und Weiß dominieren die Farbpalette und hüllen das Werk in einen Look, dessen Ästhetik so aufregend ist wie eine Raufasertapete. Natürlich passt das zur Geschichte von zwei Eltern, die die mörderische Tat ihrer Teenagertochter zu verheimlichen versuchen. Dennoch so kühl und grau vermatscht wie das New Yorker Winterwetter, wirkt auch der Film. Dass große Teile der Handlung dazu in einem Haus spielen, sorgt mit dafür, dass The Lie visuell einem Ödnis gleicht.
Gleiches gilt aber auch für den Kern des Films, seine Handlung. Viel zu unaufgeregt und dramaturgisch zerklüftet schleppt sich diese von Vorfall zu Vorfall. Themen wie Rassismus und Entfremdung werden aufgetischt, aber nur selbstzweckhaft verwendet. Am Ende steht dann ein großer Twist, der nicht nur unpassend, sondern regelrecht lächerlich wirkt. Einhergehend mit einem penetranten moralischen Zeigefinger und dem Fehlen von Spannung und Intensität ist The Lie nicht mehr als ein Häufchen filmischen Elends. Eine ähnliche Geschichte wurde 1992 mit Benny's Video bereits erzählt, allerdings viel verstörender und kraftvoller, auch wenn man Michael Hanekes Film durchaus vorwerfen kann, er macht es sich beim Warum zu einfach. Dennoch ist Benny's Video klar The Lie vorzuziehen. Wirklich bedauerlich, vereinen sich doch hier durchaus Talente.
Da wäre Regisseurin und Autorin Veena Sud, die Kanadierin machte aus der Krimiserie The Killing eine kleine Perle. Die Hauptrolle in dieser hatte Mireille Enos (World War Z), die nun in The Lie als Mutter agiert, neben Peter Sarsgaard (Orphan - Das Waisenkind) als Vater, der ebenfalls in einer Staffel von The Killing mit dabei war und dort eine darstellerisch überzeugende Leistung erbrachte. Auch Joey King, die hier die Tochter mimt, hat bereits mehrfach bewiesen, dass sie mehr ist als das The Kissing Booth-Aushängeschild. Wirklich schade, dass diesem Trio nichts gegeben wird, mit dem sie etwas Überzeugendes anstellen können. Stattdessen starrt der Zuschauer rund 90 Minuten lang in graue, meist ausdruckslose Gesichter.
Fazit
Das Thriller-Drama „The Lie“ verschenkt eine starke Idee und extrahiert daraus eine triste, plumpe Abhandlung über die Bereitschaft einen geliebten Menschen vor dessen eigener Schuld und den Konsequenzen zu schützen. Wäre nicht das dumme Ende, der Film wäre einfach nur vergessenswert. So lädt er aber zumindest zum Kopfschütteln ein.
Autor: Sebastian Groß